Knapp drei Jahre nach Baubeginn der zweiten, 7,9 Kilometer langen Röhre sind die Vortriebsarbeiten auf österreichischer Seite abgeschlossen. Die Bagger stehen 4,4 Kilometer weit im Tunnel unmittelbar an der Staatsgrenze zu Slowenien. 100 Mineure und Bauarbeiter sind bei dem Großprojekt der ASFINAG beschäftigt. Seit Oktober 2018 haben sie in drei Schichten – also 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche – durchgearbeitet.
Bau des Karawankentunnels schreitet voran
Drei Jahre nach dem Baubeginn der zweiten Röhre im Karawankentunnel sind die Vortriebsarbeiten auf österreichischer Seite abgeschlossen. Auf der slowenischen Seite haben sich die Bauarbeiten des Tunnels verzögert.
Arbeiten vergleichsweise weniger schwierig
Im Vergleich zum Bau der ersten Röhre vor mehr als 30 Jahren seien die Arbeiten aber weniger herausfordernd gewesen, sagt Andreas Karlhofer, der Projektleiter der ASFINAG, "weil man ja die ganzen geologischen Bedingungen gekannt hat und zusätzlich noch den Vorteil hatte, aus der ersten Röhre Richtung zweite Röhre – also 60 Meter, so weit sind die beiden Röhren auseinander – Erkundungsbohrungen abzuteufen, das Material zu erkunden und so die Vortriebsklassen dahingehend festzulegen.
Die Vortriebsarbeiten werden mit nächster Woche abgeschlossen werden, sagte Karlhofer: „Jetzt beginnen wir mit den Innenschalenarbeiten. 2023 kommt der Fahrbahnaufbau, zu guter Letzt die elektromaschinelle Ausrüstung.“
Verkehrsfreigabe frühestens Ende 2027
Bis zur Gesamtverkehrsfreigabe der beiden Tunnelröhren wird es aber noch bis Anfang 2028 dauern. Vor allem im Sommer wird der Karawankentunnel zum Nadelöhr auf dem Weg in Richtung Slowenien und Kroatien und wieder retour. Bis damit Schluss ist, wird es aber noch einige Zeit dauern.
Nachdem in Österreich vor drei Jahren mit dem Bau begonnen wurde, hatten in Slowenien Einsprüche gegen die Vergabe an ein türkisches Bauunternehmen für eine Verzögerung von eineinhalb Jahren gesorgt. Dadurch verschob sich die Verkehrsfreigabe der zweiten Röhre von Februar 2024 auf Ende 2025. Laut ASFINAG beginnen danach Sanierungsarbeiten an der Bestandsröhre, die auf slowenischer Seite tiefgreifender ausfallen werden. Mit einer Gesamtverkehrsfreigabe wird daher frühestens Ende 2027 gerechnet.
Parallel zum Tunnelvortrieb wurden elf Querstollen errichtet, die als Fluchtwege in die andere Röhre führen. Bis dato wurden 1,5 Millionen Tonnen Gestein aus dem Berg gebrochen. Die ASFINAG investiert inklusive aller Vorarbeiten 211 Millionen Euro in das Projekt. Der reine Tunnelneubau bedeutet für die ASFINAG und die slowenische Autobahnbetreibergesellschaft DARS eine Gesamtinvestition von 320 Millionen Euro.
Tunnel ist „heute etwas Verbindendes“
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte, die zweite Tunnelröhre werde diesen Verkehrsknoten sicherer machen und entlasten. „Außerdem ist der Tunnel ein weiterer Schritt aufeinander zu. Früher waren Grenzen etwas Trennendes, heute sind sie etwas Verbindendes.“
Straßenbaulandesrat Martin Gruber (ÖVP) hob hervor, wie wichtig Investitionen in Infrastruktur allgemein seien. Auch das Land Kärnten habe während der Pandemie in sein Straßennetz investiert und damit Wertschöpfung und Beschäftigung geschaffen. Der Vollausbau des Karawankentunnels werde diesen Bereich außerdem sicherer machen und für weniger Staus im Sommer sorgen.
Slowenien will mit beschleunigter Arbeit aufholen
ASFINAG-Vorstandsdirektor Hartwig Hufnagl sagte, dass dieser Bereich von 10.000 Verkehrsteilnehmern pro Tag passiert werde, im Sommer seien es bis zu 30.000 pro Tag. DARS-Vorstandsmitglied Peter Gašperšič gratulierte zur außergewöhnlichen Leistung. Die Verzögerung wolle man durch beschleunigtes Arbeiten aufholen. 40 Prozent des Vortriebs, das seien 1.500 Meter, seien seit dem Sommer auch in Slowenien geschafft.