Soziales

Wege aus der Verzweiflung

Am Donnerstag findet in Klagenfurt eine Fachtagung zur Suizidprävention statt. Experten aus dem In- und Ausland suchen Wege, um Suizide zu verhindern. Jedes Jahr sind in Kärnten 100 Menschen betroffen. Das Netzwerk von Hilfe in Notsituationen soll ausgebaut werden.

Bei Kindern und Erwachsenen sind psychische Erkrankungen während der Pandemie mehr geworden. Im Extremfall kommt es zum Suizid. Dieser könne aber verhindert werden, so die Botschaft. Denn nur, weil jemand den Ausweg nicht sieht, heißt nicht, dass es keinen gibt. Wer sich um einen Mitmenschen und dessen Seelenheil Sorgen macht, soll es direkt ansprechen, klar und sofort, sagte Christa Rados, die Leiterin der Psychiatrie am LKH Villach.

Man solle sich nicht sofort abwimmeln lassen, rät Rados: „Jemand möchte vielleicht nicht zum Arzt gehen, schon gar nicht in die psychiatrische Ambulanz. Aber der Rat, beim Krisendienst anzurufen oder bei der Telefonseelsorge, damit könnte man so gut wie jeden erreichen.“ Durch Nachfragen werde niemand auf die Idee gebracht, sich das Leben zu nehmen. Das gebe es nicht, sagte Rados.

Ankündigungen immer ernst nehmen

Ankündigungen oder Drohungen seien aber ernstzunehmen. Nach 30 Jahren in der Psychiatrie würde sie sich nicht trauen, Prognosen zu stellen, ob jemand nicht in Gefahr sei, man müsse das ernst nehmen. Hat jemand einen Suizidversuch hinter sich und ihn überlebt, heiße das auch nicht, dass er die Krise hinter sich gelassen habe, so Rados. So jemand brauche unbedingt professionelle Hilfe, auch wenn die Familie und Freunde enorm wichtig seien. Man sollte eine Krisennummer wählen und sich zunächst beraten lassen.

Hilfe im Krisenfall

  • Psychiatrischer Not- und Krisendienst für Kärnten +43 664 300 70 07, täglich 0-24 Uhr
  • 147 Rat auf Draht
  • Frauenhelpline gegen Männergewalt Rund um die Uhr, kostenlos und anonym 0800 222 555
  • Frauennotruf +43 1 71 71 9
  • Opfernotruf 0800 112 112

In der Pandemie wurden von der Österreichischen Gesundheitskasse die Beratungsstunden ausgebaut. Das Land Kärnten sorgt für Vernetzung und investiert in die Psychiatrie in Villach und Klagenfurt, sagte Beate Prettner, die Gesundheitsreferentin des Landes (SPÖ). Ausgebaut werden die psychiatrischen Ambulatorien, die ab nächstem Jahr umgesetzt werden. Sechs Millionen werden pro Jahr in dieses Projekt beim Vollbetrieb investiert, so Prettner.

„Verantwortungsvolle Kommunikation wichtig“

Einer der Fachvortragenden war Bernhard Heinzlmaier, der über das Gesundheitsbewusstsein und Lebensstile bei 14- bis 25 jährigen forscht. Zu den Auswirkungen der Lockdowns auf die Jugendlichen sagte er, die jungen Menschen hätten das Haus nicht mehr verlassen dürfen und hätten dadurch alle Freiräume und Kontakt zu Gleichaltrigen verloren. Das Zusammensein mit Gleichtaltrigen sei wichtig, sie beraten und unterstützen.

So seien sie der Elternkontrolle aber wieder ausgeliefert gewesen. Belastend sei auch, dass heute nicht mehr gelte, was gestern gegolten habe. Wichtig sei eine verantwortungsvolle Kommunikation. Experten und Politiker sollen sich dreimal überlegen, was sie in Umlauf bringen, weil es Menschen verunsichern könne. „Vor allem nicht die schwierige Zeit zur Selbstprofilierung nutzen, das ist den Menschen gegenüber nicht fair.“