Wolfgang Honig-Erlenburg, Fachgruppenleiter Zoologie im Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten, sagte, die Säugetiere seien eine Klasse innerhalb der Wirbeltiere. Das Besondere ist, dass die Weibchen die Jungen säugen. Sie bilden Milchdrüsen aus und sind meistens lebendgebärend. Die Weibchen bei den Säugetieren haben immer doppelt so viele Zitzen, wie sie durchschnittlich Junge zur Welt bringen könnten, denn alle Jungen sollen genug zu trinken haben.
Behaarung hält Körpertemperatur aufrecht
Das Haarkleid ist laut Honsig-Erlenburg eine weitere Besonderheit. Alle Säugetiere, mit Ausnahme der Wale, seien behaart. Das habe auch Sinn, da die Säugetiere homöotherm seien: „Das heißt, sie müssen eine gewisse Körpertemperatur ihr Leben lang aufrecht erhalten. Das hat einen Vorteil in extremen Gebieten, wie in der Arktis, wo sie auch aktiv sein können, im Gegensatz zu wechselwarmen Tieren wie Reptilien oder Amphibien.“
Das Haarkleid hat aber noch andere Funktionen wie die Tarnung. Tasthaare hingegen ermöglichen eine bessere Orientierung. Säugetiere sind meistens nachtaktiv, so Honsig-Erlebenurg. Daher nehmen Menschen viele Arten gar nicht wahr. Sie leben vor allem auf dem Land, nur die Wale leben im Wasser und die Fledermäuse in der Luft. 6.400 Säugetierarten gibt es weltweit: „Das sind zehn Prozent der Wirbeltierarten. In Europa sind es rund 270 Arten und in Österreich rund 100 Arten. Deutschland ist zwar viermal so groß, hat aber auch nicht mehr Arten.“
Von hochalpin bis hügelig
In Kärnten leben mehr als 80 verschiedene Arten, die zweithöchste Anzahl nach Niederösterreich, so Honsig-Erlenburg. Grund dafür seien die vielseitigen Landschaften, die Kärnten zu bieten hat – von hochalpin bis zu hügelig. All diese unterschiedlichen Arten werden im Buch „Die Säugetiere Kärntens“ vorgestellt – vom größten bis zum kleinsten Tier: „Das kleinste ist wohl die Zwergmaus oder auch die Birkenmaus. Die Birkenmaus zählt zu den Hüpfmäusen, eine eigene Gruppe unter den Mäusen.“
Fledermäuse stark gefährdet
Die größten Säugetiere in Kärnten sind der Hirsch oder der Bär. Sie seien im 19. Jahrhundert stark bejagt und dann fast ausgerottet worden, doch diese Arten kommen wieder stark, sagte Honsig-Erlenburg. Die Fledermäuse seien mit 25 Arten die größte Gruppe, aber auch die gefährdetste. Drei Viertel der Fledermäuse stehen auf der Roten Liste.
Die zweitgrößte Gruppe sind die Nagetiere mit über 20 Arten. Dazu gehören zum Beispiel das Eichhörnchen, der Biber oder das Alpenmurmeltier: „Auch die Schläfer gehören dazu wie der Siebenschläfer oder der seltene Baumschläfer. Die Gruppe der Langschwanzmäuse gehört dazu, wie die Hausmaus und die Ratten. Aber auch die Wühlmäuse wie die Bisamratte.“
Seltene Spitzmäuse
Dann kommt die Gruppe der Insektenfresser, wie beispielsweise der Maulwurf oder der Igel: „Beim Igel ist interessant, dass das Haarkleid zu Stacheln umgewandelt wurde. Auch die Spitzmäuse gehören zu den Insektenfressern.“ Zu den Insektenfressern gehören auch die Spitzmäuse, so Honsig-Erlenburg: „Sie sind eine sehr verborgene Säugetiergruppe, die man nicht häufig sieht. Es gibt hier mehrere Arten, die aber schwer zu unterscheiden sind.“ Die Spitzmaus zählt man nicht zu den Nagetieren, weil sie keine ausgebildeten Nagezähne habe. Sie fresse Pflanzen und Insekten.
Gruppen mit nur wenigen Vertretern
Die Insektenfresser sind jedoch nicht die kleinste Gruppe, es gebe noch Gruppen mit nur einem Vertreter wie die Schweine mit dem Wildschein, oder der Bär, Katzen wie Luchs und Wildkatze. Dann gebe es die Hornträger wie Alpensteinbock oder Mufflon. Zu den Hirschen gehören Reh, Gams und Damwild und es gebe noch die hundeartigen wie Wolf, Goldschakal und Fuchs.
Bevölkerung kann mithelfen
Derzeit läuft noch die Datensammlung für das Buch „Die Säugetiere Kärntens“, hier sei die Bevölkerung gefragt. Denn wenn man einen Igel, einen Maulwurf oder Siebenschläger beobachte, eine Art, die man deutlich erkenne, solle man das bitte melden. Dazu gebe es die Webseite naturbeobachtung.at.
Wenn die Hauskatze eine Maus fange, wäre es schön, die Maus einzufrieren und zur Verfügung zu stellen, dann werde das Tier bestimmt, so Honsig-Erlenburg. Man könne sich beim Naturwissenschaftlichen Verein oder beim Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung Naturschutz, melden. E-Mail wolfgang.honsig-erlenburg@ktn.gv.at. Das Tier werde abgeholt und für das neue Buch untersucht.