Feuchtwald beim Lendspitz in Klagenfurt
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Freizeit

Naturjuwel Lendspitz

Die Wörthersee-Ostbucht zwischen Lendkanal und Strandbad Maiernigg im Westen der Stadt ist neben einem Freizeitgebiet ein ganz besonderer Ort. Das Naturjuwel „Lendspitz-Maiernigg“ bietet einen wichtigen Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten, die europaweit geschützt sind.

Das Gebiet ist der letzte Rest einer Sumpf- und Bruchwaldlandschaft, die früher bis nach Viktring reichte. Der größte Teil der Ostbucht am Wörthersee in Klagenfurt wurde bereits in den 1970er-Jahren verbaut. Rund 77 Hektar blieben übrig, davon rund 500 Meter an Schilfzone, wo bisher keine Verbauung passierte.

Blick auf Wörthersee von Lendspitz Klagenfurt aus
ORF/Iris Hofmeister
Blick auf den Wörthersee vom Lendspitz aus

Tummelplatz für vielfältige Vogelarten

Die Tier- und Pflanzenwelt im Naturschutzgebiet ist sehr vielfältig. Hier leben mehr als 180 Vogelarten, wie zum Beispiel die Zwergdommel, ein seltener Wasservogel, sagt Schutzgebietsmangerin Susanne Glatz-Jorde vom Institut für Ökologie E.C.O.: „Es gibt auch Blesshühner, Haubentaucher, die Teichralle, sowie Rohrschwirle, Neuntöter, usw. Auch der Grauspecht, eine besondere Spechtart, die europaweit selten ist, ist vertreten.“

Windelschnecke
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Bauchige Windelschnecke

Bauchige Windelschnecke liebt Algen

Dann gibt es noch ein winziges „Schutzgut“, so nennt man das in der Fachsprache, nämlich die bauchige Windelschnecke. Laut Glatz-Jorde handelt es sich dabei um eine zwei Millimeter große Schnecke, die auf den Schilfhalmen die Algenrasen abweidet. Sie bewegt sich pro Tag im Mikrometerbereich. „Diese Art ist europaweit selten und eine der Arten, die hier prominent geschützt werden.“

Auch einen besonderen Frosch kann man hier finden: Den Balkanmoorfrosch. Susanne Glatz-Jorde: „Er kommt im südeuropäischen Raum vor und hat hier die nördliche Verbreitungsgrenze. Er ist braun und recht unscheinbar, aber jedes Jahr Ende Februar, wenn die Laichzeit ist, färben sich die Männchen blitzblau, damit sie für die Weibchen attraktiv und besser erkennbar sind.“

Fische Wörthersee Lendspitz
ORF/Iris Hofmeister
Fische am Ufer des Lendspitz

Auch harmlose Wasserschlangen zu entdecken

Zu finden sind hier auch Wasserschlangen: „Die Würfelnatter hat ihren Rückzugsbereich in der Ostbucht oder weiter draußen im See. Manchmal ist es für Schwimmer zwar ein Schreckensmoment, wenn sie auf sie zukommt, aber es ist toll zu beobachten, dass es diese Art hier noch gibt.“

Auch die Pflanzen, die das Eurpaschutzgebiet „Lendspitz-Maiernigg“ ausmachen, darf man nicht vergessen: Der Bruchwald an sich mit seinen Erlen, im Wasser schwimmende Seerosen und der schmale Schilfgürtel mit einer ganz besonderen Schilfart. Es gibt das sogenannte Schneidried, die Schneidbinse: „Diese Pflanze hat ganz scharf gezähnte Blätter. Der Kontakt mit ihnen ist eher unangenehm. Dieser Bestand ist europaweit schon eher selten geworden. Sie kommt nicht nur am Wörthersee, sondern auch am Faaker und am Klopeiner See vor.“

Appell zu Rücksichtnahme

Um die Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten und zu schützen werden immer wieder Maßnahmen ergriffen: Zum Beispiel wurden Informationstafeln aufgestellt, damit sich die Besucherinnen und Besucher besser informieren können.

Es wurden auch Pflöcke errichtet, damit Radfahrer nicht in dieses sensible Gebiet eindringen können. Man will die Menschen nicht aussperren, aber es wird um Verständnis für die Tiere und Pflanzen ersucht. Ein Problem seien Parties, die dort immer wieder stattfinden: „Es wird viel getrunken, Lärm gemacht und Müll produziert. Das ist für die Tiere verstörend. Auch wenn die Tiere tief ins Schilf eindringen, werden die letzten Rückzugsorte der Tiere gestört.“

Ranger klären Besucher auf

Rund hundert Leute tummeln sich im Europaschutzgebiet „Lendspitz-Maiernigg“ an einem schönen Sommertag. Ranger kommen täglich vorbei, um Aufklärungsarbeit zu leisten, damit die Schönheit dieses Naturjuwels erhalten bleibt. Mit dem bisherigen Verlauf der Saison ist Susanne Glatz-Jorde recht zufrieden: „Ich habe das Gefühl, dass es gut begonnen hat. Es gibt viele Leute, die die Informationen lesen und sich an die Appelle halten.“

Lendspitz Maiernigg mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund
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Der Auwald am Lendspitz im Herbst

Laute Musik stört Brutvögel

Der Großteil der Menschen verhalte sehr rücksichtsvoll und sei sich bewusst, was das Besondere an dem Schutzgebiet ist. Einzelne Stand-Up-Paddler würden keine Bedrohung für das Europaschutzgebiet darstellen, betont Glatz-Jorde, allerdings sei es in den vergangenen Jahren zu einem Anstieg der Wassersportler in diesem Bereich des Seeabflusses gekommen. Sie würden die Brutvögel im Schilf stören, wenn sie diesen zu nahe kommen. „Viele spielen auch laute Musik ab. Man sollte sich schon bewusst sein, dass man sich in einem Bereich bewegt, der eigentlich den Tieren vorbehalten sein sollte und wo sich noch die letzten Ruhezonen und Rückzugsorte, sowie Nahrungshabitate der Wasservögel und Jungfische befinden“, so die Expertin.