Ann Cotten Lyrikerin
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Kultur

Gert-Jonke-Preis für Ann Cotten

Die gebürtige US-Amerikanerin Ann Cotten ist am Sonntag in Klagenfurt mit dem Gert-Jonke-Preis ausgezeichnet worden. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wurde heuer in der Sparte Lyrik vergeben.

Die 1982 in Iowa (USA) geborene Lyrikerin Ann Cotten gilt seit dem Erscheinen ihrer 2007 bei Suhrkamp erschienenen „Fremdwörterbuchsonette“ als „poetisches Wunderkind“ und wird als „kühnste Stimme der jungen deutschsprachigen Lyrik“ gefeiert. Im Alter von fünf Jahren übersiedelte sie mit ihrer Familie von den USA nach Wien, wo sie Germanistik studierte. 2006 zog die mittlerweile vielfach preisgekrönte Schriftstellerin nach Berlin.

Die Poesie Cottens charakterisiert sich durch spielerische und gegenderte Sprachexperimente, sie arbeitet auch genreübergreifend – so arbeitet Cotten auch immer wieder Zeichnungen in ihre Texte ein. Sie ist Trägerin zahlreicher Literaturpreise, darunter der Reinhard-Priessnitz-Preis, der Clemens-Brentano-Preis oder der Adelbert-von-Chamisso-Preis.

Ann Cotten Lyrikerin
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Ann Cotten

Alte Gedichtformen in moderner Aufmachung

Der vom Land Kärnten und der Stadt Klagenfurt gestiftete Gert-Jonke-Preis wird alle zwei Jahre abwechselnd in den literarischen Kategorien Prosa, Dramatik und Lyrik vergeben. Die Zusammensetzung der Jury wechselt entsprechend der jeweiligen Sparte.

Juror Bernhard Fetz, Direktor des Österreichischen Literaturarchivs, begeistert an der Lyrikerin, dass sie in ihrer künstlerischen Arbeit durchwegs alte Gedichtformen wie das Sonett oder die Elegie wählt, diese aber aufbricht und mit moderner Popkultur verbindet: „Sie ist somit Übersetzerin zwischen den Sprachen, das zeichnet Ann Cotten aus“.

Gert-Jonke-Preis für Autorin Ann Cotten

Die gebürtige US-Amerikanerin Ann Cotten ist am Sonntag in Klagenfurt mit dem Gert-Jonke-Preis ausgezeichnet worden. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wurde 2021 in der Sparte Lyrik vergeben. Ann Cotten ist bereits Trägerin zahlreicher Literaturpreise. Ihre Gedichte seien, so Laudator Bernhard Fetz, ein Anschreiben gegen Kitsch und Plattitüden.

In seiner Laudatio sagte Fetz, Ann Cotten sei als Schreibende auf die Wahrheit aus, denn Dichten sei auch immer Erkenntnis. Lyrik sei dazu da, um genaueres über sich und die Welt zu erfahren und dies geschehe im Falle von Cotten mit akribischer Präzision. Was sei gute Literatur? Diese Frage sei mit Allem verbunden, so Fetz. Wenn Lyrik gut sei, zeige sie jedenfalls in viele Richtungen. „Die Welt ist aus Sprache und Bildern gemacht“, so Fetz.

Ann Cotten Jürgen Pfeiler Peter Kaiser bei Preisverleihung Gert Jonke Preis
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vlnr: Ann Cotten, Jürgen Pfeiler und LH Peter Kaiser bei der Preisverleihung

Weitere Jurymitglieder waren diesmal Doris Moser vom Institut für Germanistik der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und Stefan Neuhaus von der Universität Koblenz. LH Peter Kaiser und der Kulturreferent der Stadt Klagenfurt, Vizebürgermeister Jürgen Pfeiler (beide SPÖ), überreichten die Urkunde zu dem mit 15.000 Euro dotierten Preis. Cotten dankte „herzlich und mit großer Demut“ für die Auszeichnung.

Cotten schätzt Satzkonstrukte des Sprachkünstlers

Sie sagte, die Arbeit von Gert Jonke sei manchmal nicht wiederzuerkennen, auch wenn man seine Texte kenne. Sie habe das Glück gehabt, Jonke noch persönlich kennenzulernen. „Ich hätte gerne gelesen, was Jonke heutzutage geschrieben hätte. Bei Jonkes Texten handelt es sich um Beschreibungen, die Konstruktion seiner Sätze waren mir immer Vorbild. Es ist die Macht dieser Beschreibung, die Jonke auszeichnet“, so Cotten.

Historische Aufnahme Gert Jonke
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Gert Jonke

Im Rahmen der Preisverleihung, die aufgrund der Coronavirus-Schutzbestimmungen via Livestream aus dem Mozart Saal des Konzerthauses übertragen wurde, wurde auch der aus Klagenfurt stammende Schriftsteller Gert Jonke (1946 – 2009), der Namensgeber des Literaturpreises, künstlerisch gewürdigt. Jonkes Werk zählt zu den bedeutendsten sprachkünstlerischen Schöpfungen der Gegenwartsliteratur. Der Preis ist an keine Altersklausel gebunden, er richtet sich jedoch an renommierte Autorinnen und Autoren, die bereits auf Publikationen in namhaften Verlagen verweisen können. Der Preis wird im gesamten deutschen Sprachraum ausgeschrieben und zählt zu den gewichtigen und renommierten Literaturpreisen.

Hörbare Erinnerungen an Jonke bei Verleihung

Die von dem Komponisten Dieter Kaufmann vertonten Gedichte Gert Jonkes wurden vom Ensemble Hortus Musicus im Rahmen der Preisverleihung uraufgeführt. Kaufmann komponierte auch eine Fanfare zur Preisverleihung, gespielt wurde sie von dem aus Kärnten stammenden Jazztrompeter Daniel Nösig. Schauspieler Wolf Bachofner rezitierte u.a. Jonkes bekanntes Gedicht „Dieser Tag“. Für die Programmgestaltung zeichnete die Gert-Jonke-Gesellschaft unter der Leitung von Ingrid Ahrer verantwortlich.