Chronik

„Jonke- statt Palla“-Gasse gefordert

Eine Kulturinitiative will die Klagenfurter Dr.-Franz-Palla-Gasse in Gert-Jonke-Gasse umbenennen. Palla war während der NS-Zeit am LKH Klagenfurt für die Zwangssterilisation von Männern verantwortlich, die als „erbkrank“ galten. Der Lyriker Gert Jonke wurde 1946 in der Gasse geboren.

Die Dr.-Franz-Palla-Gasse führt vom St. Veiter Ring zum Krankenhaus. Im Haus Nummer 2 wuchs der berühmte Autor Gert Jonke auf. Die Schriftstellerin Anna Baar kämpft deshalb seit Jahren um die Umbenennung der Gasse: „Es ist ja eine Schande, dass die Gasse Dr. Palla-Gasse heißt, wenn man sich vergegenwärtigt, das es sich bei diesem Doktor Palla um einen NS-Gewaltverbrecher handelt, der hunderte von Zwangssterilisationen in der NS-Zeit zu verantworten hat.“

Es würde sich der Dichter Gert Jonke anbieten, der im Geist des Humanismus gewirkt habe, so Baar. Für sie könne Klagenfurt erst dann die Kulturstadt sein, die es sein möchte, wenn derartige Schandflecken verschwunden seien. 2007 hatte eine Historikerkommission unter der Leitung von Wilhelm Deuer die Umbenennung nicht empfohlen.

„Galt nicht als belastet“

Auf diese Ergebnisse beruft sich auch Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten): „Konkret haben sie gesagt, es war Befehlsnotstand unter schwierigen Umständen. Eine Nichtbefolgung hätte nicht nur zur Entlassung sondern zu persönlichen Repressalien geführt. Aus diesem Grund galt Palla nicht einmal als minderbelastet.“

Kommende Woche will Scheider den Stadtsenat mit dem Ansinnen der Kulturinitiative befassen. Für die Änderung ist allerdings ein Beschluss des Gemeinderates erforderlich. Nicht zu vergessen sei auch, dass eine etwaige Umbenennung mit Kosten für die Anrainer wie neue Drucksorten für Firmen verbunden wären.

"Nachträgliche Reinwaschung“

Auch Peter Gstettner, der Vorsitzende des Gedenk- und Erinnerungsbeirats der Stadt Klagenfurt, plädiert für eine Umbenennung: „Es gibt gute Gründe dafür, dass sich die Landeshauptstadt heute nicht mehr mit diesem Namen befleckt.“ Dass Franz Palla, Primarius am LKH Klagenfurt, aus einem Befehlsnotstand heraus gehandelt und daher Sterilisationen durchgeführt haben könnte, gehört für Gstettner zu den Legenden der nachträglichen Reinwaschung. Schon vor einigen Jahren hatten antifaschistische Aktivisten das Straßenschild überklebt und mit einem Lebenslauf zu Palla versehen.