Mann sitzt allein vor weißer Wand
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Gesundheit

Pandemie erhöht Suizidrate nicht

Der Vorstand der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Klagenfurt hat an einer internationalen Studie über Suizidraten im Coronavirus-Jahr 2020 mitgeschrieben. In Kärnten gab es 2020 weit weniger Suizide als in den Jahren zuvor.

Für Herwig Oberlerchner, Primararzt für Psychiatrie am Klinikum Klagenfurt, war es eine besondere Ehre, an einer Studie im angesehenen Fachmagazin „The Lancet“ mitzuarbeiten, wie er sagte. Insgesamt 58 Experten aus 21 Ländern machten mit. Studienthema war, wie sich die Coronavirus-Krise auf die Suizidraten auswirkte, sagte Oberlerchner: „Konkret für Kärnten kann ich sagen, dass wir während des Lockdowns, insbesondere in den Monaten Februar, März und April, eine deutliche Abnahme von Suizidzahlen hatten. Insgesamt sieht man, dass es im Jahr 2020 lediglich zu 92 Suiziden gekommen ist. Zum Vergleich 2019 waren es 108 und 2018 122 Suizide“.

Ökonomische Absicherung gegeben

Die Gründe dafür liegen für den Experten der psychischen Gesundheit auf der Hand: „Es spielt sicher eine Rolle, dass die Menschen auch in dieser schwierigen Zeit ökonomisch abgesichert waren. Ich denke an die finanzielle Unterstützung, Kurzarbeitsmöglichkeiten und ähnliches mehr. Andererseits hat es einfache einen Zusammenhalt im hohen Ausmaß gegeben. Die Solidarität und die Hilfsbereitschaft unter den Menschen war ausgeprägt. Eine gewisse Form von Stress wirkt auch antidepressiv und hilft auch schwierige Situationen zumindest für einige Zeit gut auszuhalten“, so Oberlerchner.

Oberlerchner: Professionelle Hilfe suchen

Um schwierige Situationen dauerhaft auszuhalten, empfiehlt Oberlerchner, sich professionelle Hilfe zu suchen. Diese habe es auch im Lockdown immer gegeben. Ein Suizid sei jedenfalls nie eine Lösung. Auch Freunde oder Angehörige sollten mit Betroffenen offen und tabulos sprechen, so die Empfehlung des Experten. Hilfe gibt es bei der Telefonseelsorge unter 142 oder beim psychiatrischen Not- und Krisendienst.