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Belastung unter Jugendlichen nimmt zu

Kinder- und Jugendpsychiater schlagen Alarm: Die Coronavirus-Pandemie habe sich massiv auf die familiäre Strukturen ausgewirkt und schon Kinder werden oft depressiv. Die Folge ist ein Andrang auf der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, den es in dieser Form noch nie gab, sagen Ärzte.

Für Wolfgang Wladika von der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters im Klinikum Klagenfurt vergeht kaum ein Tag ohne Anfragen von verzweifelten Eltern, die Hilfe brauchen. Sie seien oft auch mit Aussagen ihrer Kinder konfrontiert, die nur schwer einzuordnen sind, wenn sie ihrem Leben am liebsten ein Ende bereiten wollen. Da seien auch schon Zehnjährige darunter, sagt Wladika.

Jugendlicher blickt auf See Symbolbild Einsamkeit
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Die Belastung ist unter vielen Jugendlichen groß

Während des zweiten und dritten Lockdowns hätten Esstörungen, massive Gewichtszu- und abnahmen, Depressivität, Angststörungen und Burnoutsymptome zugenommen. Probleme mit schulischen Leistungsanforderungen hätten sich verstärkt: „Das kennen wir sonst nur von Erwachsenen. Sie müssen stundenlang dem Unterricht am Computer folgen und sind oft wirklich erschöpft.“ Auch Lebensüberdrussgedanken würden zunehmen, sagt der Experte.

Wolfgang Wladika Abteilung für Neurologie und Psychiatrie des Kindes und Jugendalters Klinikum Klagenfurt
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Wolfgang Wladika

Experten rechnen mit langwierigen Folgen

Der coronavirusbedingte Lockdown, das was auf politischer Ebene im Rahmen einer Pressekonferenz in wenigen Minuten kundgetan wird, kann offensichtlich langwierige Folgen auf psychischer Ebene haben, sagen Psychiater. Oft würden sich die familiären Spannungen auf Kinder übertragen. Depressionen seien zwar behandelbar, aber das könne Monate dauern, sagt Wolfgang Wladika.

Symbolbild Jugendliche in Einkaufsstraße
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Die Lockdowns sorgten bei vielen Kindern und Jugendlichen für Verunsicherung

Kontakt mit Gleichaltrigen fehlt

Oft seien für Jugendliche im Besonderen Gleichaltrige wichtiger als die Eltern, um sich auszutauschen und um über Probleme zu sprechen. Wäre da nicht der Lockdown mit den eingeschränkten sozialen Kontakten. Er appelliert an Eltern, Dinge anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. „Auch wenn ich merke, dass es meinem Freund nicht so gut geht, gilt es, die Dinge anzusprechen und Unterstützung zu suchen.“

Mutter umarmt Kind mit Blick auf Wörthersee Symbolbild Familie
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Die Familie als Haltspender in bewegten Zeiten

Klare Strukturen und offene Gespräche wichtig

Die Klagenfurter Psychotherapeutin Margret Tschuschnig verschafft sich in ihren Beratungsstunden zuerst einen Überblick über die familiäre Konstellation der jungen Klienten. Hier sei auch immer wieder die Wurzel der Probleme zu finden. Vor allem den Eltern komme eine enorm wichtige Rolle zu, sagt sie, denn nur die Familie könne Nähe, Geborgenheit und Stabilität bieten: „Sie müssen wissen, dass immer jemand für sie da ist, egal bei welchem Problem. Wenn ich mein Kind liebe und ihm klare Strukturen gebe, würde ich sagen sind das die Grundpfeiler, um das Kind wirklich gut begleiten zu können. Ein Kind kann nur Vertrauen haben, wenn es weiß, dass es alles mit seiner Mutter oder dem Vater besprechen kann.“

Margret Tschuschnig Psychotherapeutin
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Margret Tschuschnig

Umfassendes Beratungs- und Betreuungsangebot

Abgewiesen werde jedenfalls niemand, der im Klinikum Klagenfurt um psychologischce Hilfe ansucht, betont Wolfgang Wladika. Man könne auf ein breites Netz bestehend aus externen Psychologen, niedergelassenen Fachärzten und Therapeuten zurückgreifen. Auch Sozialarbeiter seien wesentliche Kooperationspartner. Das Um und Auf bleibe aber das Gespräch zwischen Eltern und Kindern.