Für Wolfgang Wladika von der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters im Klinikum Klagenfurt vergeht kaum ein Tag ohne Anfragen von verzweifelten Eltern, die Hilfe brauchen. Sie seien oft auch mit Aussagen ihrer Kinder konfrontiert, die nur schwer einzuordnen sind, wenn sie ihrem Leben am liebsten ein Ende bereiten wollen. Da seien auch schon Zehnjährige darunter, sagt Wladika.

Während des zweiten und dritten Lockdowns hätten Esstörungen, massive Gewichtszu- und abnahmen, Depressivität, Angststörungen und Burnoutsymptome zugenommen. Probleme mit schulischen Leistungsanforderungen hätten sich verstärkt: „Das kennen wir sonst nur von Erwachsenen. Sie müssen stundenlang dem Unterricht am Computer folgen und sind oft wirklich erschöpft.“ Auch Lebensüberdrussgedanken würden zunehmen, sagt der Experte.

Experten rechnen mit langwierigen Folgen
Der coronavirusbedingte Lockdown, das was auf politischer Ebene im Rahmen einer Pressekonferenz in wenigen Minuten kundgetan wird, kann offensichtlich langwierige Folgen auf psychischer Ebene haben, sagen Psychiater. Oft würden sich die familiären Spannungen auf Kinder übertragen. Depressionen seien zwar behandelbar, aber das könne Monate dauern, sagt Wolfgang Wladika.

Kontakt mit Gleichaltrigen fehlt
Oft seien für Jugendliche im Besonderen Gleichaltrige wichtiger als die Eltern, um sich auszutauschen und um über Probleme zu sprechen. Wäre da nicht der Lockdown mit den eingeschränkten sozialen Kontakten. Er appelliert an Eltern, Dinge anzusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. „Auch wenn ich merke, dass es meinem Freund nicht so gut geht, gilt es, die Dinge anzusprechen und Unterstützung zu suchen.“

Klare Strukturen und offene Gespräche wichtig
Die Klagenfurter Psychotherapeutin Margret Tschuschnig verschafft sich in ihren Beratungsstunden zuerst einen Überblick über die familiäre Konstellation der jungen Klienten. Hier sei auch immer wieder die Wurzel der Probleme zu finden. Vor allem den Eltern komme eine enorm wichtige Rolle zu, sagt sie, denn nur die Familie könne Nähe, Geborgenheit und Stabilität bieten: „Sie müssen wissen, dass immer jemand für sie da ist, egal bei welchem Problem. Wenn ich mein Kind liebe und ihm klare Strukturen gebe, würde ich sagen sind das die Grundpfeiler, um das Kind wirklich gut begleiten zu können. Ein Kind kann nur Vertrauen haben, wenn es weiß, dass es alles mit seiner Mutter oder dem Vater besprechen kann.“

Umfassendes Beratungs- und Betreuungsangebot
Abgewiesen werde jedenfalls niemand, der im Klinikum Klagenfurt um psychologischce Hilfe ansucht, betont Wolfgang Wladika. Man könne auf ein breites Netz bestehend aus externen Psychologen, niedergelassenen Fachärzten und Therapeuten zurückgreifen. Auch Sozialarbeiter seien wesentliche Kooperationspartner. Das Um und Auf bleibe aber das Gespräch zwischen Eltern und Kindern.