Wirtschaft

Um 42,8 Prozent weniger Firmeninsolvenzen

Auch in Kärnten haben sich die Covid-19-bedingten Regelungen wie Stundungen, keine Insolvenzantragstellungen von öffentlicher Hand, Kurzarbeitsregelung etc., auf die Firmenpleiten ausgewirkt. Es gibt einen Rückgang um 42,8 Prozent. Befürchtet wird ein massiver Anstieg bei Privatinsolvenzen.

Die beim Landesgericht Klagenfurt eröffneten Insolvenzverfahren reduzierten sich laut Alpenländischem Kreditorenverband (AKV) von 165 auf 105 Verfahren im Jahr 2020. Die Passiva reduzierten sich von 92,5 Millionen Euro auf 65,05 Millionen Euro im Jahr 2020. Allerdings waren mehr Arbeitsplätze betroffen, sie stiegen von 495 auf 549. Aufgrund der Pandemie und der unsicheren planbaren wirtschaftlichen Aussichten konnten sie größtenteils nicht erhalten werden.

Statistik

Die am meisten betroffenen Branchen sind Bau, Handel, Kfz-Reparatur, Beherbergung und Gastronomie, sonstige Dienstleistungen und wirtschaftliche Dienstleistungen.

Im Bereich der Privatinsolvenzen kam es kärntenweit zu einem Rückgang von 18,9 Prozent von 759 im Jahr 2019 auf 615 im Jahr 2020. Damit befinden sie sich ebenfalls auf einem historischen Tiefstand. Die Gesamtpassiva im Privatinsolvenzbereich lagen 2020 bei rund 86,5 Millionen Euro (2019: 86,1 Millionen Euro). Die durchschnittliche Verschuldung erhöhte sich von 122.300 Euro auf 147.200 Euro.

Pleiten werden ansteigen

Die höchste Anzahl an eröffneten Privatinsolvenzen traf im Jahr 2020 das Bezirksgericht Klagenfurt mit 232 eröffneten Verfahren und das Bezirksgericht Villach mit 165 eröffneten Verfahren. Auch in Kärnten sei laut Alpenländischem Kreditorenverband davon auszugehen, dass sich die Anzahl der Insolvenzen sowohl bei Firmen als auch bei Privaten erhöhen werde. Wann dies eintreten werde, sei derzeit ungewiss und schwer prognostizierbar.

Das werde sicherlich von den derzeitigen staatlichen Maßnahmen und auch von den künftig erlassenen abhängen. Die Anzahl der Insolvenzverfahren werde bis 31.3.2021 nicht steigen, zumal bis zu diesem Zeitpunkt die Finanzämter und die Sozialversicherungsträger keine Anträge auf Eröffnung von Konkursverfahren aufgrund Abgabenrückstände stellen, so der AKV.

Abgaben können in Raten bezahlt werden

Danach werden die Gläubigeranträge eher auf niedrigem Niveau bleiben, zumal die jüngste Covid-Regelung die Entrichtung überwiegend coronavirusbedingter-Abgabenrückstände in Form von Raten bis längstens 36 Monaten ermöglicht. Die Kreditinstitute stunden einstweilen noch bis zum 31.1. Eine Zunahme im Firmeninsolvenzbereich sei dennoch zu erwarten, da erste zögerliche Maßnahmen in Richtung Erleichterung einer Sanierung in Insolvenzverfahren in dem im Dezember 2020 erlassenen Covid-19-Gesetz beschlossen wurden. Demgemäß wurde die Zahlungsfrist beim Sanierungsplan von zwei auf drei Jahre verlängert. Weitere Sanierungserleichterungen seien mit dem großen Reformpaket der Restrukturierungsrichtlinie der EU zu erwarten.

Größte Insolvenzen

Privatkonkurs des ehemaligen Geschäftsführers der Firma S-K-M Electronics mit 17,2 Millionen Euro, Mandler GmbH Greifenburg mit 8,5 Millionen Euro, Sun Valley Privatstiftung in Villach mit 5,6 Millionen Euro, Bau Sztriberny in Reifnitz mit 3,7 Millionen Euro, DMC SHOP Holding GmbH Klagenfurt mit 3,7 Millionen Euro.

Mehr Schulden in Privathaushalten

Durch die Kurzarbeitsregelung und die hohe Arbeitslosigkeit werden sich die privaten Haushalte mehr und mehr verschulden. Der Bedarf nach einer privaten Schuldenregulierung werde sich drastisch erhöhen, da durch das gesunkene Haushaltseinkommen oft auch eine geringe Verschuldung nicht mehr bewältigbar sein werde, so der AKV.

Ebenso werde die geplante Reform des Gesamtvollstreckungsverfahren Mitte des Jahres 2021 dazu beitragen, dass Privatinsolvenzeröffnungen über Gläubigerantrag massiv zunehmen werden. Aus diesem Grund rechnet der Alpenländische Kreditorenverband auch in Kärnten längerfristig mit einem Anstieg der Privatinsolvenzen zwischen 40 und 50 Prozent.