Ein Bild zu Wahrheit und Lüge
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Wissenschaft

Propaganda moderner denn je

Die Seebodener Autorin Alexandra Bleyer ist bekannt für ihre Mölltaler Jagd-Krimis. Parallel dazu schreibt die Doktorin der Geschichte unter anderem auch Sachbücher über Propaganda. Diese sei in Zeiten von „Fake News“ und alternativen Fakten, Begriffe die den amerikanischen Präsidenten Donald Trump begleiten, moderner den je.

Propaganda – auf 100 Seiten – unterhaltsam und mit Witz aufgearbeitet. Mit so gar nicht trockener Wissenschaftslektüre will die Autorin den Begriff Propaganda auch vom „Nazi-Mief“ befreien. Er wird ja immer noch mit Joseph Goebbels verknüpft. „Nach 1945 sagt kaum noch jemand Propaganda für eigene Tätigkeit, sondern lieber PR, Öffentlichkeitsarbeit oder strategische Kommunikation. Propaganda ist nach der Definition, ganz wertneutral, der Versuch durch Kommunikation Meinungen und Verhaltensweisen unter politischer Zielsetzung zu beeinflussen“, so Bleyer.

Propaganda für Historikerin nicht nur negativ

Historikerin und Sachbuchautorin Alexandra Bleyer befasst sich in ihrem neuen Buch mit dem Begriff Propaganda, der für sie nicht rein negativ konnotiert ist.

Propaganda nicht böse per se

Propaganda hat es immer gegeben und wird es immer geben, ist sich die Historikerin sicher. Propaganda sei auch per se nicht böse. „Ob gut oder böse, das ergibt sich aus dem Ziel. Was will ich erreichen – will ich zu einem Krieg aufrufen oder zu einer Friedens- oder Bürgerrechtsbewegung. Es ergibt sich auch aus der Frage der eingesetzten Mittel. Wie betreibe ich Propaganda? In Form von weißer Propaganda, mit wahren Informationen, wo sich der Sender zu erkennen gibt oder in Form von schwarzer Propaganda mit Falschinformationen und einem Sender, der sich nicht zu erkennen gibt“, so die Historikerin.

Fakten und Meinungen verschwimmen

Propaganda ist moderner denn je. Denn auch die Begriffe „Fake News“, „Lügenpresse“ oder „alternative Fakten“ sind ein Teilbereich. Der scheidende US-Präsident Donald Trump sei ein Paradebeispiel dafür, wie Propaganda funktioniert. „Wie man das aufbaut, wie man beharrlich weiter lügt, sich die Netzwerke schafft, aber wie auch das Publikum bereit ist, diese alternativen Fakten anzunehmen“. Der Unterschied zwischen Fakten, Meinungen und „Fake News“ verschwimme dabei oftmals, so Bleyer. Dennoch: „Fakten sind Fakten. Es sind belegbare Tatsachen. Es kann jeder seine eigene Meinung haben, aber eigene Fakten gibt es nicht“.

Ein Fake-Posting im Internet
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Vor allem im Internet finden sich viele „Fake News“

Auch die Coronavirus-Pandemie befeuert Propaganda. Logisch, sagt die Expertin, denn dramatische Ereignisse lassen uns ganz automatisch nach Erklärungen suchen. „Das nutzen gewisse Personen und Gruppen, um Unsicherheit und Ängste zu schüren, aber auch die Demokratie selbst anzugreifen. Wenn man zweifelt, ist es sehr wichtig, dass man nicht verzweifelt, sondern ganz genau sucht, was ist die Wahrheit, was sind die Fakten, wo kann ich verlässliche Informationen herbekommen“, so Bleyer.

Wissen und Medienkompetenz wichtig

Vor allem im Internet ist es manchmal schwer zu erkennen: was ist Wahrheit oder Lüge? Viele Informationen werden auch nur mehr ganz ausgewählt aufgenommen, nicht zuletzt eine Gefahr für die Demokratie. „Jeder sucht sich aus dem Informationsangebot, aus Fakten und Desinformationen, aus, was passt und lehnt andere Meinungen immer stärker ab. Man kommt nicht mehr zusammen, weil alles, was als Gegeninformation kommt, gleich als Fake abgetan wird.“

Alexandra Bleyer gibt einen Workshop in einer Bibliothek
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Historikerin Alexandra Bleyer (links) gibt auch Workshops für Jugendliche zum Thema Medienkompetenz

Wissen und Medienkompetenz sind der Schlüssel, Propaganda zu erkennen und damit umzugehen, empfiehlt die Expertin. „Ganz bewusst, die andere Seite anhören, sich weitere Informationen suchen und sich nicht mit dem zufrieden geben, was präsentiert wird. Wie bei einem Puzzle immer schauen, dass man möglichst viele Informationen hat, um ein Gesamtbild zu haben.“ Deshalb gibt Alexandra Bleyer unter anderem in der Stadtbücherei Spittal an der Drau auch Workshops für Jugendliche. Termine gibt es ab 8. Jänner im Wochenrhythmus.