Recherche von Alexandre Bleyer im Wald
ORF
ORF
Kultur

Alexandra Bleyer schreibt über Morde im Wald

Der Obervellacher Jagdkrimi „Waidmannsdank“ war am 15. Dezember im ORF zu sehen. Der Stoff stammt von der erfolgreichen Krimiautorin Alexandra Bleyer, die mit Vorlieb über Morde im Jagdmilieu schreibt und dafür auch ausgiebig recherchiert.

Im Mittelpunkt des Jagdkrimis steht ein Hochsitz, der plötzlich zum Tatort wird. Und wie in allen Krimis von Alexandra Bleyer spielt der kauzige Aufsichtsjäger Sepp Flattacher – auch im Film – die Hauptrolle.

Autorin musste für Film „Ideen los lassen“

Der eigene Krimi als Vorlage für ein Drehbuch zu einem Fernsehfilm ist wohl der Traum vieler Autoren, doch nur sehr selten geht er in Erfüllung. Alexandra Bleyer kann es deshalb immer noch nicht ganz fassen, dass ihr Krimi „Waidmannsdank“ im ORF Premiere feiert. Im Gespräch mit Bernd Radler sagte die Autorin, sie habe sich das nicht zu träumen gewagt. „Die Freude ist natürlich riesengroß.“

Landkrimi im ORF

Film und Krimi sind unterschiedliche Medien, beim Drehen musste sie daher auch immer wieder Ideen loslassen, sagte Bleyer: „Was ich sehr zu schätzen gelernt habe war, dass mich der Produzent, Gerald Podgornig, immer über alle Schritte informiert hat und wir alles besprochen haben. Deswegen kann ich mit diesen Änderungen gut leben.“

Krimiautorin Alexandra Bleyer bei Kaffee und Kuchen mit ORF-Redakteur Bernd Radler
ORF/Radler
Die Autorin mit Redakteur Bernd Radler

„Stimmungsvoller Film mit großartigen Schauspielern“

Bleyer kennt den Film bereits und zeigte sich begeistert: „Er ist großartig, irrsinnig stimmungsvoll, mit sehr spannender Handlung und großartigen Schauspielern.“ Der Krimi spielt in Obervellach und Kolbnitz. Die Besetzung ist hochkarätig mit Jutta Fastian, Pia Hierzegger als Oberinspektorin – die auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet –, Robert Stadlober, Helmut Bohatsch, Johannes Flaschberger als Aufsichtsjäger Sepp Flattacher, Peter Raffalt, Karolina Lodyga und vielen mehr. Regie führte Daniel Prochaska.

Das Buch Waidmannsdank
ORF
Das erste Buch der Autorin schaffte es auch ins Hauptabendprogramm

„Der Johann Flaschberger spielt den Sepp Flattacher großartig und er ist auch im Typ her sehr ähnlich wie im Buch. Etwas eigenwillig etwas anders, als im Buch beschrieben aber sehr authentisch“, sagte Bleyer.

Mann war wichtigster Recherche-Partner

„Waidmannsdank“ war das erste Werk der mittlerweile fünf Jagdkrimis, die alle in Obervellach spielen und die sich alle im weitesten Sinne um das Thema Jagd drehen. Oberkärnten interessiere sie, weil die Region in der Napoleonischen Zeit eine besondere Rolle spielte, da sie unter französischer Herrschaft stand. Auf die Frage, ob noch ein weiterer Krimi verfilmt werde, sagte die Autorin, dass sie glaube, dass es erst einmal bei dem einen bleiben werde.

Alexandra Bleyer
ORF
Recherche ist Alexandra Bleyer extrem wichtig, jedes Detail muss stimmen

Auf das Thema Jagd sei sie durch ihren Mann gekommen, erzählte Bleyer: „Er hat mich mit auf die Jagd genommen und wenn man da auf so einem hohen Hochsitz sitzt, fragt man sich schon, was passiert wenn da ein Jäger runter fällt.“ Auch Schockerlebnisse habe sie mit ihrem Mann in puncto Jagd erlebt, sagte Beyer: „Wenn man den Kühlschrank aufmacht und es sieht einen ein Rehkopf an, dann vergeht einem kurzfristig der Appetit.“ Ihr Mann ist beruflich Polizist und damit auch gleich der wichtigste Recherche-Partner.

Sepp Flattacher ist eher „ein Antiheld“

Der Erfolg ihrer Bücher lässt sich nicht so einfach erklären, sagte die Autorin. „Der Sepp Flattacher ist eher ein Antiheld und nicht der eigentliche Sympathieträger. Er ist kauzig, eigenwillig, stur und zum Teil wirklich menschenfeindlich. Dass der dann so beliebt ist, hat mich selbst überrascht. Als ich den ersten Roman, Waidmannsdank, geschrieben habe, war der Sepp Flattacher für mich gar nicht die Hauptfigur, sondern eher der Martin Schober. Erst beim Schreiben ist Sepp Flattacher so in den Vordergrund gerückt.“

Hochsitz im Wald
ORF
Der Hochsitz wird zum Tatort

Die Recherchen für ihre Krimis sind sehr aufwändig, „zwar kann viel erfunden werden, aber die Grundlagen müssen passen“, sagte Bleyer. Typisch Kärntner Mundart-Ausdrücke führt die Autorin im Buch an, „die Mundartausdrücke sollten bewahrt und weiter gegeben werden“, sagte sie. Um die Ausdrücke zu erklären, wurde am Ende des Buches auch ein Glossar angefügt. Ein sechster Krimi sei vorerst nicht geplant, sagte Bleyer.

Bleyer schreibt auch Sachbücher

Bleyer widmet sich aber nicht nur den unterhaltsamen Kriminalromanen, sondern auch der Wissenschaft. Sie schreibt unter anderem Sachbücher für den renommierten Reclam-Verlag. Die Autorin ist promovierte Historikerin und schreibt Sachbücher für ein breites Publikum. „Meine Themen sind zum Beispiel Napoleon und Metternich, aber ich habe auch eine Kulturgeschichte der Ehe und des Elterndaseins verfasst.“

Sie sieht Geschichte als keinesfalls „trocken“ an, Geschichte kann sehr unterhaltsam sein wenn sie gut in Szene gesetzt ist. „Ziel meiner Bücher ist auch zu zeigen, wie spannend Geschichte ist und wie sehr wir aus ihr lernen können.“ Das Schreiben von Sachbüchern und Krimis ergänzt sich gegenseitig, sagte die Autorin.

Propaganda gehört zu unserem Alltag

Zum Thema Propaganda sagte Bleyer, den Begriff habe es schon immer gegeben und es werde ihn immer geben. Unsere Auffassung von Propaganda sei allerdings durch die NS-Zeit geprägt. Daher werde der Begriff seit 1945 nicht mehr so verwendet, man verwendet eher die Begriffe PR, Öffentlichkeitsarbeit oder Strategische Kommunikation, auch von Spin-Doktoren ist oft die Rede.

„Propaganda gehört zu unserem Alltag und es bedeutet nicht automatisch, dass gelogen und manipuliert wird. Propaganda gehört auch in Demokratien zur politischen Meinungsbildung dazu. Es geht darum Mehrheiten zu bilden und andere von Ideen zu überzeugen, Politik muss immer kommuniziert und legitimiert werden und so lange der Sender erkennbar und transparent ist und die Informationen stimmen, ist nichts Verwerfliches dabei.“

Propaganda erkennen und mit ihr umgehen

Problematisch werde es allerdings, wenn mit Desinformation gearbeitet werde, oder wenn Sender schwarze Propaganda betreiben und sich nicht zu erkennen geben und Gerüchte verbreiten, sagte Bleyer. „Fake News“ habe es schon immer gegeben, im Sinne von Falschinformationen, sagte die Historikern. „Der Begriff Desinformation ist besser weil Fake News heißt ja nicht unbedingt, dass es sich um falsche Nachrichten handelt. Auch Fakten können Fake sein, wenn sie irreführend sind.“

Mit Informationen müsse heute kritisch umgegangen werden, sagte Bleyer. Zu hinterfragen sei, ob die Quelle erkennbar sei und ob das Motiv zu erkennen sei. Durch Vergleiche und Faktenchecks sollten die Information geprüft werden. Und selbst wenn Informationen wahr sind, sollte man immer weiter suchen, was es noch für Meinungen und Sichtwesen gibt, damit man ein komplexes Bild erhält." Der beste Schutz vor Propaganda ist das Wissen um und der Umgang mit ihr, sagte die Autorin.

Trump: Propaganda für alternative Wirklichkeit

Der noch amtierende Präsident Donald Trump etwa habe für seine Wähler alternative Wirklichkeiten geschaffen, sagte Bleyer, „das schafft er mit alternativen Informationen, mit Fake News, aber auch dadurch, dass er die Wähler von anderen Medien fern hält. Er will, dass man nur ihm glaubt. Damit ist er ein Paradebeispiel für Propaganda.“

Auch in der CoV-Pandemie sei ein Diskurs der verschiedenen Gruppen wichtig, der auf Fakten basiert. Wenn Verschwörungstheorien und Desinformation dazu kommen, werde die Lage schwierig und undurchsichtig, warnte Bleyer.