Kartenspiel mit alten Menschen
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Soziales

Regierung: Pflege nicht vernachlässigen

Bis zum Jahr 2030 werden in Österreich 75.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt, in Kärnten werden es an die 4.500 sein. Die Landesregierung warnte davor, das Thema Pflege angesichts der Coronavirus-Pandemie zu vernachlässigen, und drängt den Bund zu Reformen.

Aus der derzeitigen Coronavirus-Situation könne eine klare Lehre gezogen werden, führte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) am Montag aus, nämlich dass man für eine Zeitlang auf vieles verzichten könne, nicht aber auf Pflege. Daher müsse alles getan werden, damit die Pflegeversorgung sowohl personell aber auch strukturell gewährleistet bleibt.

Forderung: Möglichkeit der Pflege als Schwerpunkt

Eine der größten Forderungen Kärntens an den Bund sei die Etablierung der Pflegeausbildung mit Matura an öffentlichen Schulen, sagte Kaiser. Die Möglichkeit, Pflege als Schwerpunkt zu nehmen, sei dringen nötig, sagte LH Kaiser, auch an den berufsbildenden höheren Schulen. „Wir haben Schwerpunkte in Mode und in vielen anderen Bereichen, die Pflege ist essentiell. Daher noch einmal unsere Forderung an den Bund. Ermöglichen sie, dass diese Ausbildung mit Matura, die dann auch ein Einstieg für ein Studium an der Fachhochschule sein kann, auch an den berufsbildenden höheren Schulen stattfinden kann. Wir werden diese Menschen dringend brauchen.“

Ausbildungsoffensive in der Pflege

Bis zum Jahr 2030 werden in Österreich 75.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt, in Kärnten werden es an die 4.500 sein. Die Landesregierung warnte davor, das Thema Pflege angesichts der Coronavirus-Pandemie zu vernachlässigen, und drängt den Bund zu Reformen.

Ein Jahr dauert die Ausbildung zur Pflegeassistenz, die etwa in Kooperation mit der Diakonie und der Caritas angeboten wird. An der Fachhochschule in Kärnten ist die Ausbildung zur diplomierten Pflegefachkraft mit Bachelor-Abschluss möglich. In Summe befinden sich etwa 1.200 Personen pro Jahr in den einzelnen Ausbildungszweigen.

Reform von Pflegegeld: Tausende Euro mehr

Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) forderte eine Reform des Pflegegeldes. Sehr oft würden Krankheitsbilder mit dem Alter einhergehen. Stichwort Demenz. „Hier sehen wir eine Fehleinschätzung durch die derzeitige Pflegegeldeinstufung. Wir haben berechnet, dass betroffene Personen bis zu 6.000 Euro im Jahr mehr erhalten könnten, wenn das berücksichtigt würde.“

Zum Thema 24-Stunden-Betreuung forderte Prettner klare Qualitätsvorgaben und eine enge Kooperation mit den vermittelnden Agenturen. Hier müsse sichergestellt werden, dass Pflegerinnen die deutsche Sprache beherrschen und entsprechend ausgebildet sind.

FPÖ: Kein Schulgeld

FPÖ-Landesparteichef Klubobmann Gernot Darmann sagte in einer Aussendung, die Pflegeausbildung müsse vom Schulgeld befreit werden, es gebe auch eine viel zu geringe Förderung für die Betreuung zu Hause. Auch die Hilfe durch mobile Dienste sei in Kärnten zu teuer. Außerdem verhindere die SPÖ die Einführung einer Pflegelehre, die von den Freiheitlichen seit über zehn Jahren eingefordert werde.

Team Kärnten für Pflegelehre

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sieht das gesamte Pflegesystem weiter vor großen Herausforderungen. Forderungen an den Bund reichen nicht, es müssen auch in Kärnten die eigenen Hausaufgaben gemacht werden. Gerade wegen der sich abzeichnenden Überalterung der Gesellschaft brauche man in Zukunft in unserem Bundesland wesentlich mehr bestens ausgebildete Pflegekräfte, ein Personalmangel drohe. Er forderte erneut die Pflegelehre zumindest als Pilotprojekt einzuführen.

ÖVP: Noch nicht alle Hausaufgaben erledigt

ÖVP-Pflegesprecherin Silvia Häusl-Benz sagte in einer Aussendung, sie setze sich gerne mit Beate Prettner zusammen, wenn sie meine, Kärnten habe sämtliche Möglichkeiten im Pflegebereich bereits ausgeschöpft. Kärnten habe bei weitem noch nicht alle Hausaufgaben in der Pflege erledigt. Man laufe Gefahr, in den nächsten Jahren auf einen massiven Mangel an Pflegepersonal hinzusteuern. Es brauche jetzt eine Arbeitsstiftung für Pflege- und Sozialberufe, die für Quereinsteiger Praktika vermittle und Ausbildung und Qualifizierung organisiere. Hier bestehe akuter Handlungsbedarf.