Lehrling beim Hantieren in überbetrieblicher Lehrwerkstätte
ORF
ORF
Wirtschaft

21 Millionen Euro mehr für Arbeitsmarkt

30.000 Kärntnerinnen und Kärntner sind aktuell auf Arbeitssuche, weitere 64.000 in Kurzarbeit. Land und AMS stocken die Mittel für Beschäftigungsprogramme um rund 21 Millionen Euro auf. Es werden Plätze in Lehrwerkstätten aufgestockt und neue Maßnahmen für ältere Arbeitssuchende gesetzt.

Damit beträgt das Budget für den Territorialen Beschäftigungspakt 62,9 Millionen Euro. Das neue Programm wurde am Freitag von Finanzreferentin Gaby Schaunig (SPÖ) und AMS-Geschäftsführer Peter Wedenig vorgestellt. Die Maßnahmen sollen laut Schaunig ein erster Schritt sein, um die „massiven Verwerfungen“ am Arbeitsmarkt in den Griff zu bekommen. Die bis im Februar andauernde gute Arbeitsmarkt-Dynamik sei jäh unterbrochen worden, nun gehe es darum, gemeinsam Zukunftsperspektiven aus der Jobkrise heraus zu planen.

Schwerpunkt Lehrlinge

Das Paket besteht aus Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen und solle laut Wedenig nicht nur unmittelbar helfen, sondern auch für weitere Maßnahmen und Kapazitäten vorsorgen, falls der Arbeitsmarkt sich nicht wie erhofft erhole. Ein Schwerpunkt des Pakets betreffe die Lehrausbildung. Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen für Mai 2020 belegen einen deutlichen Rückgang offener Lehrstellen, der sich in bestimmten Bereichen bis in den Herbst fortsetzen werde.

Die überbetriebliche Lehrausbildung (ÜBA) werde ausgebaut, und zwar zu allererst in jener Branche, die längerfristig am stärksten von den Covid-19-Maßnahmen betroffen sein werde, das sei der Tourismus, so Schaunig. Hier gebe es künftig 100 statt 50 Plätze. Die Vermittlungsquote liege bei 65,5 Prozent, so Schaunig, nur wenige hören vorzeitig auf.

Außerdem will man Höherqualifizierungen fördern und damit bestehende Beschäftigungsverhältnisse absichern.

Projekt für Wiedereinstieg

Dazu kommen neue Beschäftigungsprojekte für junge Erwachsene, die vom Arbeitsmarkt ausgegrenzt seien. So werden die Reintegrationsmaßnahmen für Arbeitslose in Form von Eingliederungsbeihilfen und Arbeitsstiftungen um 950 Plätze aufgestockt. 10.007 Menschen über 50 waren im Mai in Kärnten arbeitssuchend gemeldet. Die Maßnahmen sollen eine berufliche Neu- bzw. Umorientierung und das Wiedereingliedern in den ersten Arbeitsmarkt erleichtern. Ältere hatten es immer schon schwerer, wieder einen Job zu finden, diese Situation habe sich noch einmal deutlich verschärft.

Wedenig sagte, das sei alles ein erster Schritt. Man werde sich noch neue Ideen einfallen lassen müssen. Das Land steuert für das ganze Paket zusätzlich 6,6 Millionen Euro bei, finanziert aus einem Nachtragsvoranschlag und einer Aufstockung des Landesbudgets für 2021.

FPÖ fordert Übernahme von Lohnkosten

Die FPÖ gab am Freitag in einer Aussendung bekannt, dass man jede Initiative gegen die Rekordarbeitslosigkeit in Kärnten begrüße, man vermisse aber die Übernahme der Lohnkosten für Lehrlinge im ersten Lehrjahr, und neue Angebote für eine Pflegeausbildung. Interessierte junge Menschen werden von einer Ausbildung abgeschreckt, da sie in den Sozialbetreuungsschulen der Caritas und Diakonie Schulgeld bezahlen müssen, so FPÖ-Landesparteichef Gernot Darmann. Dies sollte das Land übernehme, die Kosten betragen eine Million Euro.

Industrie begrüßt Initiative

Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten, sagte in einer Reaktion, Fortbildungen für Personen unter 45 Jahren seien bisher nur eingeschränkt förderbar gewesen. Im neuen Maßnahmenpaket seien klare thematische Schwerpunkte gesetzt worden, die die Beschäftigten und die Betriebe wettbewerbsfähiger machen sollen. Unternehmen können sich nun um Förderungen für Fortbildungen ihrer Mitarbeiter in Zukunfts- und Technologiebereichen bewerben.

„Auch Landesregierung soll Lehrlinge aufnehmen“

Auch Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer sieht das Beschäftigungsprogramm „grundsätzlich positiv". Aber auch das Land selbst müsse einen Beitrag leisten, so Köfer. „Das Land Kärnten wird neben der Stärkung der überbetrieblichen Lehrausbildung auch im eigenen Bereich vermehrt Lehrlinge aufnehmen und ausbilden müssen. Im Amt der Kärntner Landesregierung gibt es für junge Menschen eine Vielzahl an interessanten Betätigungsmöglichkeiten“, so Köfer in einer Aussendung.