Segelrennyacht „Sisi“
Austrian Race Projekt
Austrian Race Projekt
Chronik

Glückliches Ende für Karibik-Odyssee

Die österreichischen „Ocean Race“-Segler, deren Projekt seinen Ursprung in Kärnten hat, sind nach einer 18-tägigen Atlantiküberquerung wohlbehalten in den Niederlanden angekommen. Wochenlang saßen sie wegen der Coronavirus-Pandemie mit der Segelrennyacht „Sisi“ in der Karibik fest.

Seit Anfang Februar war die Rennyacht „Sisi“ des Österreichischen Ocean Race-Projekts in der Karibik unterwegs. Die Crew wollte – als Training für das Ocean Race 2021, die Formel 1 des Segelsports – an internationalen Regatten teilnehmen. Doch die Segler wurden von der Krise durch das Coronavirus eingeholt, sämtliche Regatten wurden abgesagt – mehr dazu in „Ocean Race“-Segler auf Weg in Heimat (kaernte.ORF.at; 22.4.2020). Die gesamte Crew kam am Mittwoch, dem 6. Mai gegen 20.00 Uhr gesund und wohlbehalten im niederländischen Zielhafen Scheveningen an, sagte Julian Kircher, der Projektleiter von „The Austrian Ocean Race Project“ (TAORP).

Sisi mit Kurs auf den Hafen von Scheveningen
Laurens Morel
„Sisi“ auf dem Weg nach Europa

Niedrige Temperaturen und Sturmböen im Nordatlantik

Die herausfordernde Fahrt über 4.500 Seemeilen führte die Crew über den Nordatlantik, nördlich von den Azoren vorbei, durch den Ärmelkanal bis nach Scheveningen, in den Hafen von Den Haag in den Niederlanden. Mit der 2-köpfigen TAORP-Crew Oliver Kobale (20) und Micky Montoya (USA, 33) setzten sechs gestrandete Segler aus der EU über den Atlantik. Die sechs sind Marc van Dongen (61), Nikki Eijtjes (30) und Matthew John Brokaar (21) aus den Niederlanden, August Luure (20) aus Estland und die Österreicher Lisa Mailänder (26) und David Höllinger (32).

Skipper Oliver Kobale beschrieb die Überfahrt als anspruchsvoll. „In der ersten Woche war der Wind sehr gut und wir waren schnell unterwegs. Der Nordatlantik war mit niedrigen Temperaturen und Sturmböen mit teilweise eisigem Regen eine echte Challenge, aber wir haben sie gemeistert. Die Crew hat super zusammengespielt und ich bin sehr happy, dass wir nun endlich wieder europäischen Boden unter den Füßen haben.“

Die Crew bei der Arbeit während der 18-tägigen Überfahrt
Micky Montoya
Die Crew bei der täglichen Arbeit

Täglicher Kontakt über Satellitentelefon

Auch TAORP-Projektleiter Kircher ist erleichtert, dass die Crew und das Boot unbeschadet in Europa angekommen sind. „Ich hatte etwas Sorgen um die Crew, da niemand auf eine Nordatlantiküberquerung und die dort vorherrschenden Temperaturen und Wetterbedingungen vorbereitet war und adäquate Schwerwetterausrüstung mit im Gepäck hatte.“

Crew stand via Satellitentelefon täglich mit TAORP-Leitung in Kontakt
Konstantin Kobale (23), Bruder von Skipper Oliver und technischer Verantwortlicher für das Schiff des TAORP, überwachte die Überfahrt genau und stand täglich mit der Crew über das Satellitentelefon in Kontakt. „Trotz teilweiser stürmischer Verhältnisse hat die Crew die Überstellung sehr gut gemeistert. Es ist beruhigend, dass wir das Boot unbeschadet vor der Hurrikan-Saison aus der Karibik zurück nach Europa gebracht haben.“

Mitten am Atlantik
Micky Montoya

Keine Quarantäne nach 18-tägiger Überfahrt

Da sich die Segler insgesamt 18 Tage auf See, fernab von jeglichen anderen Menschen, befanden, wird ihnen die 14-tägige Quarantäne bei Einreise in die Niederlande erlassen. Die Crewmitglieder werden noch einige Tage in den Niederlanden bleiben, um das Schiff ordentlich zu versorgen und sich von den Strapazen der Überfahrt zu entspannen, und dann per Flugzeug bzw. Bahn in ihre jeweiligen Heimatländer aufbrechen.

Die Crew feiert die Ankunft (v.l.n.r. August Luure, Marc van Dongen, Nikki Eijtjes, Lisa Mailänder, Oliver Kobale, David Höllinger, Matthew Brokaar, Micky Montoya)
Laurens Morel
Die Crew feierte ausgelassen die Ankunft (v.l.n.r. August Luure, Marc van Dongen, Nikki Eijtjes, Lisa Mailänder, Oliver Kobale, David Höllinger, Matthew Brokaar, Micky Montoya)

Erstes Österreichisches Team für legendäres „Ocean Race“

Mit der Kampagne „TAORP“ will erstmals in der Geschichte ein österreichisches Team rund um den 33-Jährigen Kärntner Projektinitiator Kircher beim legendären „Ocean Race“ an den Start gehen. Dieses Rennen ist das bekannteste und härteste Offshore Segelrennen der Welt. Diese Regatta der sportlichen Superlative – vormals „Volvo Ocean Race“ – wird seit 1973 durchgeführt, findet alle drei Jahre statt und die Teilnehmer segeln einmal um die ganze Welt.

Die Coronakrise hat die Planungen des TAORP-Teams zur Teilnahme am Ocean Race allerdings gehörig erschwert, heißt es in einer Aussendung des Teams. „Aufgrund der Krise mussten viele unserer Sponsoren die Zahlungen vorübergehend auf Eis legen. Alle Rennen und Überstellungsfahrten, die wir teilweise verchartern, um die Grundkosten annähernd decken zu können, sind auf unbestimmte Zeit komplett ausgefallen. Jede Krise birgt aber Chancen und wir sind zuversichtlich, dass wir auch durch diese schwierigen Zeiten kommen werden“, sagte Kircher. das Team ist nun auf der Suche nach einem Hauptsponsor, um die Teilnahme am nächsten Ocean Race tatsächlich Realität werden lassen zu können.