Wirtschaft

Handel: Noch lange keine Normalität

Fast 8.000 Handelsbetriebe hat es zu Beginn der Krise in Kärnten gegeben. Wie viele die Krise nicht überstehen werden, ist derzeit nicht abschätzbar. Für Kärntens Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl ist die Öffnung der Geschäfte ein erster Schritt. Von einem Normalzustand kann keine Rede sein.

Mandl sagte am Donnerstag in einer Onlinepressekonferenz, die Menschen kämen nur sehr zögerlich in die Städte zurück. Es werde daher ein weiter Weg sein, bis der Konsument das Vertrauen wiederfinde. Bis die Menschen wieder in die Innenstädte zum Shoppen gehen, werde es noch dauern.

Betriebe fanden neue Wege

Die durch die Schließung angerichteten Schäden würden jetzt erst berechnet werden. In diesem Zusammenhang forderte Mandl von der Bundesregierung „mehr Geschwindigkeit und Zielgerichtetheit“. Positiv bewertete er, dass sich viele Unternehmer sehr schnell auf die neuen Umstände eingestellt hätten, neue Wege gegangen seien und auf Online-Handel ausgewichen seien. Das könne aber die Ausfälle durch die Schließungen nicht völlig kompensieren.

Haberl: 30 Mio. Euro Verlust in erster Woche

Der Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer, Raimund Haberl, erklärte, es gebe Berechnungen, wonach der Kärntner Handel allein in der ersten Woche der Schließung rund 30 Mio. Euro Umsatzverlust erlitten habe. In den Folgewochen seien die Verluste sogar noch höher geworden.

Die Öffnung der kleineren Geschäfte sei ein „erstes Licht am Ende des Tunnels“ gewesen, von Normalität könne aber keine Rede sein. Die Umstände hätten ein Einkaufserlebnis unmöglich gemacht, dem entspannten Einkaufsbummel sei auch das Fehlen der Gastronomiebetriebe abträglich gewesen. Das werde sich auch nicht so schnell ändern. „Bilder von Menschenschlangen, wie es sie vereinzelt vor Baumärkten gegeben hat, spiegeln in keiner Weise die Gesamtsituation im Handel wider“, sagte Haberl.

„Völlig andere Handelswelt“

Zwar dürften die Geschäfte wieder aufmachen, aber in vielen Bereichen fehle einfach noch die Kundenfrequenz und damit nach wie vor ein großer Teil der üblichen Umsätze, so Haberl: „Wir sind froh, dass dieser weitere Schritt zum Neustart getan ist. Allerdings sind wir weit davon entfernt in Euphorie zu verfallen, zumal wir nach heutigem Wissensstand nach der Krise eine völlig andere Handelslandschaft erleben werden. Es ist zu befürchten, dass viele Handelsunternehmen dem Coronavirus zum Opfer fallen und damit auch ganze Innenstädte mitsterben werden.“

Menschen haben weniger Einkommen

Mandl wies in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass in Kärnten derzeit 56.000 Menschen in Kurzarbeit seien und knapp 30.000 beim Arbeitsmarktservice als arbeitssuchend gemeldet. „Alle diese Menschen werden auch weniger Einkommen haben, das hat natürlich heftige Auswirkungen auf den Konsum, auf den Handel, auf die Gastronomie.“ Detailzahlen, wie viele Handelsangestellte derzeit in Kurzarbeit sind, gibt es laut Mandl nicht, wie viele jetzt aus der Kurzarbeit zurückgeholt werden, weil die Geschäfte wieder aufsperren, werde sich zeigen.

Die Händler seien jedenfalls gut vorbereitet, für Desinfektionsmittel sei gesorgt. Wie hoch die Mehrkosten für die Hygienemaßnahmen für den Handel sind, könne man derzeit aber nicht sagen, sagte Haberl. Die Kosten blieben jedenfalls an den Unternehmen hängen, so Mandl.