Pflegerin an einem Krankenbett
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Bildung

Neue Pflegeausbildung mit Matura

Ein Schulversuch soll ab Herbst die Pflegeausbildung attraktiver machen. An je einem Standort in Klagenfurt und Villach soll es eine berufsbildende höhere Schule mit Pflegeschwerpunkt samt Matura geben. Noch fehlt aber eine Genehmigung des Bundes, außerdem dürfen nur private Schulen das Modell anbieten.

Bisher war eine Pflegeausbildung erst am 17 Jahren möglich. Diese Lücke vom Ende der Pflichtschule bis zum 17. Lebensjahr wird nun geschlossen. Der nahtlose Übergang soll mit der Höheren Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege sichergestellt werden, heißt es von Bildungsminister Heinz Faßmann. Insgesamt gibt es zehn Schulversuche zur Pflege in ganz Österreich, sechs davon mit den Höheren Lehranstalten.

„Nicht vor 17 Jahren ans Krankenbett“

Es ist eine Kombination aus Pflegeassistenz-Ausbildung und Matura, so SPÖ-Gesundheitsreferentin Beate Prettner: „Man sollte die Pflege laut Gesetz nicht vor dem 17. Lebensjahr am Patientenbett ausüben. Deshalb nützen wir diese Zeit, um vor allem die Allgemeinbildung in den Vordergrund zu stellen, aber schon beginnen, zum Beruf der Pflege auszubilden.“ Für junge Menschen sei es durchaus attraktiv, Matura und Berufsausbildung in der Pflege zu haben, so Prettner.

Caritasschule in Klagenfurt
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Die Caritasschule in Klagenfurt

Diakonie und Caritas bieten Schulen an

Für den Schulversuch bewerben sich in Klagenfurt die Caritas und in Villach die Diakonie de La Tour (Kolleg für Sozialpädagogik in Feldkirchen mit Standort Villach). Mit einer formellen Genehmigung ist Ende März zu rechnen. Das Land Kärnten unterstützt den Schulversuch mit 1,2 Millionen Euro, das soll in der nächsten Regierungssitzung am Dienstag beschlossen werden. Damit werden die Pflegelehrer bezahlt, die restlichen Lehrer werden vom Bund getragen. Das Schulgeld müssen die Schüler selbst übernehmen, denn lediglich Privatschulen dürfen den Schulversuch durchführen.

Bildungsreferent und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte, es sei besser als nichts. Er sei froh, dass die beiden Träger Caritas und Diakonie sehr flexibel seien, genau so, wie das Land. Im Schuljahr 2020 wolle man starten und über sieben Jahre sechs Klassen ausbilden, so Kaiser.

Pflegebett in Schule
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Schüler lernen den richtigen Umgang mit Menschen und auch Hilfsmitteln

170 Euro pro Monat Schulgeld bei Caritas

Wilfried Hude, Bereichsleiter der Schulbildung der Caritas, sagte, für die neue Schulform habe man ein Schulgeld von 170 Euro pro Monat errechnet. Das freue die Caritas zwar selbst nicht, man sehe aber nicht, wie man sonst finanziell über die Runden kommen solle. Beate Wanke, Direktorin der Gesundheits- und Krankenpflegeschule des Landes, sagte, die Lehrer für Gesundheits- und Krankenpflege werden die Pflegefächer übernehmen. Außerdem koordiniere man die praktische Ausbildung.

20 Anmeldungen pro Klasse sind Voraussetzung für den Schulpilotversuch, so Susanne Prentner-Vitek von der Höheren Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege Villach der Diakonie de La Tour. Es gebe auch die Möglichkeit, danach an einer Fachhochschule zu studieren oder ein Medizinstudium zu beginnen. „Die Möglichkeiten sind breit.“

FPÖ für Pflegelehre

Die FPÖ Kärnten begrüßt zwar die Pflegeschule mit Matura, fordert aber auch die Einführung einer Pflegelehre, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. In der Schweiz gebe es das Modell bereits, die SPÖ sei dagegen, so Obmann Gernot Darmann. Viele stellen die Weichen für einen Beruf bereits mit 15, können hier aber keine Pflegelehre beginnen. Die FPÖ ist für eine Lehre mit Praxisausbildung am Krankenbett erst im 3. Lehrjahr. Außerdem verlangt die FPÖ die Übernahme des Schulgeldes durch das Land.