Die Bischöfliche Residenz in Klagenfurt von außen durch das Tor gesehen
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Religion

Diözese Gurk: Was muss ein Bischof können?

Seit mittlerweile eineinhalb Jahren, seit der Versetzung von Alois Schwarz nach St. Pölten, ist Kärnten ohne Bischof. Wann der Name des neuen 66. Bischofs der Diözese Gurk-Klagenfurt bekannt wird, ist weiterhin offen. Auf den Neuen wartet keine leichte Aufgabe; es gibt klare Anforderungen an einen Bischof.

Eventuell – so wird spekuliert – könnte mit Adventbeginn kommendes Wochenende ein Name genannt werden. Wann die Zeit der Sedisvakanz ein Ende hat und ein 66. Bischof von Gurk in die Residenz in der Klagenfurter Mariannengasse einziehen wird, ist offen. An den Neuen wartet auf jeden Fall keine leichte Aufgabe. Im Codex Juris Canonici – dem Kodex des kanonischen Rechtes, der das Gesetzbuch des Kirchenrechts der römisch-katholischen Kirche ist – steht, was ein angehender Bischof sein soll und was er können muss.

Anforderungsprofil: Fester Glaube, gute Sitten

Ein Kanon beschreibt, dass sich der Bischof durch festen Glauben, gute Sitten, Frömmigkeit, Seeleneifer, Lebensweisheit, Klugheit und menschliche Tugenden auszeichnen soll, sagte der Salzburger Kirchenrechtler Johann Reißmeier. „Darüber hinaus soll er auch einen guten Ruf haben.“ Der künftige Bischof soll zumindest 35 Jahre alt, akademisch gebildet, und seit mindestens fünf Jahren Priester sein. Dann entscheidet der Heilige Stuhl, so sieht es das Rahmengesetz vor, das für die Bischöfe weltweit angewendet wird.

Eine weitere Ausführung, so Prälat Reißmeier, sei in einem Dokument der Bischofskongregation aus dem Jahr 2004 zu finden. Im Kapitel drei geht es um Spiritualität und Fortbildung eines Bischofs. „Da geht es um Gebetsleben, Tugendleben, Hirtenliebe, Glaube, Hoffnung, Klugheit, Stärke, Demut und so fort.“

Bischof muss menschlich reife Persönlichkeit sein

Zusammengefasst ergeben sich für den Salzburger Kirchenrechtsexperten daraus folgende Punkte. „Ein Bischof muss eine menschlich reife Persönlichkeit sein. Konkret heißt das, er darf keine Schlagseiten haben, er muss ausgewogen sein, er muss jemand mit Erfahrung und er muss beziehungsfähig sein. Er muss zusammenarbeiten können. Anders ausgedrückt: Jemand, der narzistisch veranlagt oder überängstlich wäre, solch eine Persönlichkeit wäre überhaupt nicht geeignet.“ Ein Bischof müsse ein Mensch sein, der lernfähig ist. „Jemand, der überzeugt ist, dass er alles weiß und alles kann, der ist schon einmal verkehrt am Platz.“

Und dafür, dass der richtige Mann am richtigen Platz landet, sorgen verschiedenste Gremien. Der oberste „Headhunter“ ist der Nuntius. Er schickt Vorschläge aus Österreich nach Rom. Diese Vorschläge werden von der österreichischen Bischofskonferenz, dem Salzburger Erzbischof und auch von Kardinal Christoph Schönborn erarbeitet. Auch Klerus und Laien in Kärnten wurden im Vorfeld befragt.

Reißmeier: Diözese Gurk nicht schlecht reden

Das Bischofsamt ist auf jeden Fall eine Herausforderung. Dass die Diözesein Kärnten nach den Turbulenzen der letzten eineinhalb Jahre außergewöhnlich ist, glaubt Johann Reißmeier nicht. „Ich meine nicht, dass die Diözese Klagenfurt eine besonders schwierige ist, die darf man wirklich nicht schlecht reden.“

Dass sich die Bischofssuche schon etwas in die Länge zieht, liegt für Reißmeier daran, dass sich in den römischen Ämtern nur wenige Beamte um die Anliegen der Weltkirche zu kümmern haben.