Antibiotika
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Gesundheit

Antibiotika-Konsum soll verringert werden

Sieben Tonnen Antibiotika werden in Kärnten pro Jahr verschrieben. Bei vielen Patienten wirken sie oft nicht mehr. Nun wird über Schnelltests für Ärzte verhandelt, um die Notwendigkeit der Antibiotika rascher klären zu können.

Mehr als zwei Drittel der in Kärnten verschriebenen Antibiotika werden von niedergelassenen Ärzten verschrieben, etwas weniger als ein Drittel im Krankenhaus. Maximilian Miggitsch, Direktor der Kärntner Gebietskrankenkasse, hält fest, dass bei bakteriellen Entzündungen Antibiotika verabreicht werden müssen. Es gehe aber darum, Fehleinsätze zu vermeiden, damit Antibiotika wirksam bleiben.

verschiedene Antibiotikapackungen
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Die Antibiotikavielfalt ist groß

Resistenz nimmt zu

Zu häufig verschriebene Antibiotika seien eine Gefahr für die Menschheit, sagt die Ärztin und Antibiotika-Expertin, Agnes Wechsler-Fördös. Sie zitierte eine englische Studie, die besagt, dass 2050 bis zu zehn Millionen Tote aufgrund der Antibiotika-Resistenz zu erwarten seien.

Ärzte warnen vor unnötigem Antibiotika-Einsatz, aber auch davor, die Einnahme zu früh abzubrechen. Auch dadurch können resistente Keime entstehen. Unklar sei, welchen Einfluss die an Tiere abgegebenen Antibiotika auf die menschlichen Resistenzen haben. Österreichweit werden pro Jahr etwa 45 Tonnen an Rinder, Hühner oder Puten verfüttert.

Zielgerichtete Verschreibung durch Schnelldiagnostik

Doch wie ist es möglich, Antibiotika zielgerichteter zu verschreiben? Expertin Wechsler-Fördös wünscht sich mehr Schnelltests in den Praxen der Allgemeinmediziner und verweist auf eine Studie aus den USA: „Von 40 Millionen Antibiotikaverschreibungen pro Jahr könnte man mit einer adäquaten Schnelldiagnostik 27 Millionen – also fast zwei Drittel – vermeiden, wenn man eine entsprechende Diagnostik einsetzt.“ Die Mittel dafür seien derzeit noch teurer als die meisten Antibiotika: Damit kommen wir in die ökonomische Schere.

Patientin in Apotheke
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Beratung in Apotheke

Krankenkasse hofft auf schnelle Lösung

Mit sogenannten CRP-Schnell-Tests sei es – ergänzend zur ärztlichen Diagnose – leicht, Bakterien und Virus-Infektionen zu unterscheiden. Die Kasse zahlt allerdings diesen Test nicht. Maria Korak-Leiter, die Sprecherin der niedergelassenen Ärzte, sagt, dass die Kosten für die Patienten davon abhängen würden, welche Geräte und Streifen die Kollegen verwenden würden. Sie liegen im Schnitt bei 15 Euro.

Noch im November könnte sich eine Lösung im Bereich Schnelltests abzeichnen, sagt die Sprecherin der Allgemeinmediziner. Dem leitenden Arzt der Kärntner Gebietskrankenkasse, Ulrich Radda, sei das Thema schon länger ein Anliegen, wie er sagt. Es liege seitens der Gebietskrankenkasse ein Angebot vor. Man sei voller Hoffnung, dass es zu einem positiven Abschluss komme.

Info-Kampagne für Patienten und Ärzte

Als ersten Schritt präsentierte die Krankenkasse am Mittwoch Informationsbroschüren für Patienten. 63 Prozent der Österreicher glauben laut einer Studie, dass Antibiotika Viren abtöten, also auch Auslöser für Schnupfen oder grippale Infekte sind. Das sei schlichtweg falsch. Auch für Ärzte gibt es Broschüren, als Leitlinie und Hilfsmittel bei der Verschreibung der oft lebensrettenden Antibiotika.

Informationsbroschüre der GKK zum Thema „Antibiotika – Orale Therapieoptionen“
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Antibiotika-Informationsbroschüre

Einfache hygienische Maßnahmen werden vielfach unterschätzt. Was jeder von uns tun kann, um Infektionen zu vermeiden, ist auf Hygiene zu achten: Mehrmals am Tag die Hände zu waschen, tägliches mehrmaliges Lüften, oder die Verwendung von Einmaltaschentüchern. Man sollte auch nicht in die Hand husten oder niesen, sondern in die Armbeuge.