Als die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) vor Sturm Vaia und den vielen Niederschlägen warnte, konnte es zuerst niemand glauben: In Kärnten herrschte da noch strahlender Sonnenschein. Aber auch die Zahlen des hydrografischen Dienstes bestätigen, dass sich das Land für ein Hochwasser rüsten müsse.
Johannes Moser vom hydrografischen Dienst erinnert sich: „Die Niederschlagsprognosen der ZAMG haben ja schon zwei Tage zuvor bis 300 Millimeter Niederschlag ergeben, das hat sich am nächsten Tag bestätigt und sind noch höher geworden. Auf diesen Daten machen wir die Abflussberechnungen mit einem Modell und haben geschätzt, dass Hochwässer über zehn-, 30- und 100-jährige Marken auftreten könnten.“
Sofort wurden Krisenstäbe gebildet. Der Katastrophenschutz sperrte Straßen, Häuser wurden mit Sandsäcken abgedichtet. Alles blickte zuerst nach Lavamünd, das als am tiefsten gelegener Punkt Kärntens besonders gefährdet schien. Was niemand ahnen konnte: Zuerst wurde Ferlach vom Sturm getroffen, orkanartige Sturmböen richteten schwere Schäden an.
Zerstörte Wälder und Landschaft
In den nächsten Tagen hinterließen Sturm und Hochwasser zerstörte Landstriche. Die Feuerwehr hatte an der Drau, der Gail und der Möll mit 30- bis 100-jährlichen Hochwassern zu kämpfen. In Rattendorf bei Hermagor brach der Damm, die Gail tritt über die Ufer. Ein weit über 100-jährliches Hochwasser mit Schlamm, Steinen und Bäumen.
Ein zweiter Hotspot lag an der Drau, in der Gemeinde Velden in Latschach. Aber auch Oberdrauburg, Hauzendorf, Greifenburg, Amlach bei Spittal oder Kleblach Lind verwandelten sich in Flusslandschaften. Straßen wurden kilometerweit zerstört. Die Gailtalbundesstraße wurde weggeschmemmt, das Lesachtal war tagelang nicht mehr erreichbar. 10.000 Haushalte mussten ohne Strom auskommen, währenddessen stiegen die Pegelstände weiter.
Doch die rechtzeitig getroffenen Maßnahmen konnten Vieles verhindern. Doch die Folgen spüren die Lesachtaler bis heute, denn der Schutzwald, der etwa Maria Luggau vor Lawinen bewahrte, fehlt. 600.000 Festmeter Holz gingen im Sturm zu Bruch, der Schaden für die Bauern im Lesachtal beträgt rund 20 Mio. Euro. Auch die Männer der Lawinen- und Wildbachverbauung haben im ganzen Lesachtal noch mindestens zehn Baustellen abzuarbeiten.
Villach entging Katastrophe
Am 29. Oktober wurde in Lavamünd das Zivilschutzsignal „Warnung“ ausgelöst. Auf behördlichen Bescheid hin senkte der Verbund die Pegelstände der Draukraftwerke. Lavamünd blieb nur um Haaresbreite von einem Hochwasser verschont. Auch Villach entging einer Katastrophe, so Norbert Sereinig von der Schutzwasserwirtschaft des Landes: "Diese Schutzmaßnahmen und Retentionsmengen haben dazu geführt, dass Villach vor eine Hochwasserkatastrophe geschützt worden ist. Wir haben im Gailtal eine Wassermenge von 35 M8illionen Kubikmeter zurückhalten können, das ist ca. die Wassermenge vom Faaker See. Hätte es diese Rückhaltebecken nicht gegeben, wäre diese Menge ungebremst auf Villach eingestürzt.
Erst 31. Oktober begann sich die Situation endlich zu entspannen. Die Pegelstände gingen zurück. In Kärnten fing das große Aufräumen an, ein Jahr später sind noch immer nicht alle Schäden behoben. Aber anders als beim Hochwasser 1966 gab es 2018 keine Toten zu beklagen.