Giftige Schlange Speikobra
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Tiere

Neues Zuhause für Schmuggeltiere gesucht

Mitte September hat ein Fall von geschmuggelten Reptilien für Schlagzeilen gesorgt. Die Hälfte der Tiere wurde vom Tiergarten Schönbrunn aufgenommen, die andere Hälfte vom Reptilienzoo Happ in Klagenfurt. Dort versucht man nun die Tiere aufzupäppeln, um einen Teil davon später an andere Zoos weitergeben zu können.

Mehr als hundert Jungtiere waren illegal in einen Koffer gepfercht und von den Philippinen nach Österreich geflogen worden. Erst am Flughafen Schwechat flog der ungewöhnliche und höchst gefährliche Inhalt auf. Unter den Tieren befanden sich nämlich auch hochgiftige Schlangen.

65 Schlangen und Echsen wurden im Reptilienzoo Happ untergebracht – darunter Mangroven-Nachtbaumnattern, Asiatische Speikobras, Tempelvipern, Rattenschlangen oder Bindenwarane. Die meisten Tiere sind wenige Wochen oder Monate alt, sagt Reptilienexpertin Helga Happ. Es handle sich um Wildfänge. Das bedeutet, sie wurden nicht von Menschenhand aufgezogen und gelten dementsprechend als besonders gefährlich, sagt Reptilienexpertin Helga Happ.

Bindenwaran
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Dieser echsengroße Bindenwaran wird einmal bis zu drei Meter groß

Mehrere Schlangen in Strumpf verknotet

Die Giftschlangen wurden auf den Philippinen gefangen und in einen Strumpf fallen gelassen: „Es wurde ein Knoten gemacht, dann kam die nächste drauf – ein wurde ein Knoten gemacht – dann kam die nächste Schlange drauf usw. Es waren fünf bis sieben Schlagen in einem Strumpf verknotet. Es waren auch 105 Reptilien in einem kleinen Koffer untergebracht und mit Gewand abgedeckt. Sie waren dann die vielen Stunden von Manila bis Wien in dem Koffer zusammengepfercht.“

Es sei schwierig, die Reptilien zum Essen zu bewegen, denn Füttern seien sie nicht gewohnt: „Nachdem sie körperlich ohnehin schon so geschwächt sind ist die Frage, ob sie verdauen können, was sie fressen oder ob sie dann an der aufgenommenen Nahrung sterben.“

Reptilienzoo Happ Terrarium
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Terrarium für giftige Reptilien im Reptilienzoo Hap

Grauer Markt erleichtert Schmugglern Handwerk

Wird ein illegaler Tierschmuggel entdeckt kann man davon ausgehen, dass gleichzeitig viele andere Fälle unentdeckt bleiben. Laut Happ sei dies eine Sache, mit der man rasch zu Geld kommen könnte, ohne viel Aufwand: „Im Herkunftsland der Tiere sagt man den Einheimischen, wann man kommt und dass sie einfangen sollen, was sie erwischen. Dann bezahle ich ihnen einen Trinkgeld, reise mit den Tieren nach Europa und verkaufe sie gewinnbringend an den Börsen.“ Diese gebe es noch zum Beispiel in Deutschland und Tschechien. „Da schaut eigentlich niemand nach, woher die Tiere sind und wohin sie kommen. Es ist ein grauer Markt, denn es werden kaum Rechnungen ausgestellt. Diese Sache muss noch genauer überprüft werden“, sagt die Reptilienexpertin.

Giftige Schlange Speikobra
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Eine Speikobra

Andere Zoos bekunden Interesse

Das Strafverfahren gegen den Schmuggler läuft noch. Die Rechte an den Reptilien gehören jetzt allerdings bereits dem Reptilienzoo Happ. Etwa 15 Tiere werden im Reptilienzoo Happ eine neue Heimat finden, darunter mindestens zwei Bindenwarane. Noch sind sie eidechsengroß, werden aber bis zu drei Meter lang.

Etliche andere Zoos bekundeten bereits ihr Interesse. Sie bekommen die Tiere unentgeltlich, sagt Happ: „Es sind sehr seltene Tiere, die im Handel eigentlich nicht zu kaufen sind. Wir geben einen Teil an den Reptilienzoo Forchtenstein im Burgenland ab und an den Reptilienzoo Scheidegg in Süddeutschland. Auch der Zoo in Marburg hat bereits Interesse bekundet. Ich werde die Tiere, wenn sie futterfest sind, langsam aufteilen.“