Frau hält sich Hände vor das Gesicht – Gesundheit – Mobbing – Psyche
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Gesundheit

Wenn die Psyche Hilfe braucht

Schmerzt der Körper, führt der nächste Weg zum Hausarzt. Die seelische Gesundheit wird weniger ernst genommen. Aber jedes Leben kennt Krisen. Sich Hilfe zu suchen, ist kein Zeichen von Schwäche – im Gegenteil.

Eine der Anlaufstellen in Kärnten ist pro mente. Im Bereich der psychischen Gesundheit setzt man vor allem auf Prävention, so der Obmann und Geschäftsführer, Georg Spiel. Es gebe die einhellige Meinung, dass man zur Vorbeugung von psychischen Erkrankungen und Behinderungen möglichst früh ansetzen müsse. Das betreffe auch Kinder. Wenn sich Anzeichen zeigen, sollten schon im Elementarbereich Maßnahmnen gesetzt werden.

In diesem Zusammenhang sollten auch Begriffe wie Burnout oder Depression mit Augenmaß gesehen werden, so Spiel: „Als ich in die Schule gegangen bin, war die Belastung auch hoch. Die Menschen machen heute den Anspruch deutlicher, ein gutes Leben haben zu wollen.“

Mentale Reha durch maßgeschneiderte Angebote

Den Weg zu einem psychisch gesunden Leben geht man bei pro mente gemeinsam. Petra Müller, Leiterin der Reha Klinik für Seelische Gesundheit: „Unsere Einrichtung ist für allem für Erwachsene gedacht, die im arbeitsfähigen Alter sind. Das Ziel ist, Menschen, die aus psychischen Gründen nicht mehr so gut arbeiten können, zu helfen und sie wieder einzugliedern.“

Die Angebote sind unterschiedlich und maßgeschneidert für bestimmte Zielgruppen mit bestimmten Problemlagen, so Müller. Man sehe, dass die Zahl der Personen, die das Angebot annehmen, steige. Je früher man sich damit auseinandersetze, desto besser die Heilungschancen. Man müsse sich nicht schämen, das sei keine geschlossene Klinik, sondern eine Reha wie zum Beispiel nach einer Hüftoperation. Nur gehe es hier um die Psyche. Man stelle den Antrag und sei dann sechs Wochen in der Klinik.

Eigene Grenzen erkennen und danach handeln

Laut Fachärztin Ingeburg Spendel achten die Menschen mehr auf ihre Lebensqualität. Man müsse selbst darauf aufpassen, wann sei es zuviel, wann erreiche man persönliche Grenzen. Das hänge vom einzelnen Menschen ab. Es könne sein, dass manche die Überforderung gar nicht erkennen und zusammenbrechen. Damit es gar nicht erst soweit kommt, dass gar nichts mehr geht, muss man auch für die Seele erste Hilfe leisten.

Wenn man das Gefühl habe, etwas Sinnvolles zu tun und sich wohl fühle, sei das für die mentale Gesundheit sehr positiv. Man sollte einen Beruf haben, den man gerne mache, so Spendel. „Wenn man mit sich im Reinen ist und die Zufriedenheit da ist, hat man es gut getroffen.“

Trennungen, Todesfälle, Krankheit, Überforderung

Jede Lebensphase hält ihre Aufgaben bereit. In manchen ist Unterstützung von außen wichtig, um die Last zu teilen und sich Stärkung zu holen. Psychologin Michaela Obrist hilft Betroffenen in Lebenskrisen: „Ich arbeite in einem Bereich, wo schwerst erkrankte Menschen zu mir kommen. In der sozialpsychiatrischen Arbeit dürfen wir auch Hausbesuche machen. Da ist das Schamgefühl auch geringer. Da werden Themen leichter angesprochen.“

Dem Erzählen Raum zu geben hilft

Menschen in seelischen Krisen brauchen Raum zum Erzählen und vor allem Vertrauen, so Obrist. Wichtig sei Wertschätzung und den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. „Wir versuchen sie da abzuholen, wo sie stehen.“ Durch die vielen Gespräche und die gemeinsame Zeit entsteht eine Verbindung, die auch nach der Therapie bleibt: "Es gibt immer wieder Klienten, die sich so gut stabilisiert haben, die sich manchmal bei mir melden und sich zum Beispiel über neue Freunde freuen. Diese Freude teilt Obrist, denn sie macht ihre Arbeit aus Liebe zum Menschen.