Peter Handke im Interview
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Kultur

Handkes schwieriges Verhältnis zur Presse

Nobelpreisträger Peter Handke hat ORF-Kärnten-Kulturredakteurin Barbara Frank am Dienstagabend bei einem Interview in Griffen persönlich angegriffen und gesagt, er hasse den Journalismus. Frank zeigt Verständnis für seine Reaktion, weiß aber auch, dass er sich kritische Fragen gefallen lassen muss.

Laut Frank war der Grund für den Eklat ein kritisches Thema: „Die Frage selbst war eigentlich nicht so kritisch, aber es geht um ein Thema, für das Handke über die Jahre angefeindet wurde und viel Kritik einstecken musste, sein proserbisches Engagement.“ Der Autor Saša Stanišić, der am Montag den Deutschen Buchpreis verliehen bekam, hielt eine Wutrede darüber, dass Handke der Literaturnobelpreis zugesprochen wurde.

„Wortwörtlich hat er gesagt: ‚Ich hatte das Glück, dem zu entkommen, was Peter Handke in seinen Texten nicht beschreibt.‘ Darauf habe ich Handke angesprochen“, so Frank. Handke habe unwirsch reagiert und das Interview abgebrochen, so Frank.

Handke wird ausfallend

Zu ORF-Redakteurin Barbara Frank sagte er, sie solle „sofort verschwinden“, er sei nicht dazu da, so einen „Scheißdreck“ zu beantworten.

„Fragen wird er sich gefallen lassen müssen“

Einer der Vorwürfe Handkes lautete, die wenigsten Journalisten hätten seine Werke gelesen. Dazu sagte Frank: „Das kann ich für mich definitiv ausschließen, ich verstehe aber auch seine Reaktion. Natürlich möchte er, dass über Literatur gesprochen wird, über seine Literatur, die im Fokus steht. Auf der anderen Seite kommt immer die Frage wegen des proserbischen Engagements. Ich fühle keine persönliche Betroffenheit ob des Eklats, wir Journalisten haben eine Funktion zu erfüllen. Ich bewundere Handke, ich sehe es als meine Aufgabe, kritische Fragen zu stellen. Er muss sich diese Fragen auch von der internationalen Presse gefallen lassen.“

ORF Kärnten Redakteurin Barbara Frank bei ihrem Liveeinstieg für die Nachrichtensedung „Kärnten heute“
ORF/Johannes Puch
Barbara Frank bei einem Liveeinstieg im Rahmen der Tage der deutschsprachigen Literatur 2019

Er habe das Recht, so zu reagieren, wie er es getan habe, so Frank. Journalisten müssten damit professionell umgehen. Handke sei dafür bekannt, ein sehr kritisches Verhältnis zu Medien zu pflegen, jeder Journalist wisse das und müsse damit rechnen, dass es zu einem Streitgespräch oder Interviewabbruch kommen könne. „Ich hätte mich gerne weiter über seine Literatur mit ihm unterhalten, dazu ist es nicht mehr gekommen.“

Schwieriges Interview

Handke wurde wütend ob kritischer Fragen und sagte, er hasse den Journalismus, er werde nie wieder Fragen beantworten. Anwesende versuchten einzulenken.

„Autor nach Werk beurteilen“

Handke sagte nach dem missglückten Interview, er hasse den Journalismus und werde nie wieder Fragen beantworten. „Das muss man vielleicht sogar ernst nehmen, er hat aufgelöst und gekränkt gewirkt. Ich glaube, dass der Autor nach seinem Werk beurteilt werden soll. Die deutsche Sprache kommt in seinem Werk zu sich selber. Meiner Meinung nach gibt es niemanden, der mit Sprache so gut umgehen kann. Das eine ist der Autor, das andere der Interviewpartner. Ich glaube, das muss man trennen“, sagte Frank.