Eine Schülerin schreibt in einem Heft
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Bildung

Bildungssystem vor großen Herausforderungen

Zunehmender Druck für Kinder und Lehrer, fehlende Ressourcen, das große Thema Digitalisierung und vieles mehr. Über die steigenden Herausforderungen für das Bildungssystem wurde am Dienstag in einer Enquete des Landtages diskutiert. Die Ergebnisse sollen dann in Gesetze einfließen.

Kinder und Jugendliche von heute haben ein Problem: Sie haben kaum mehr Freiräume, ihr Leben wird dominiert von Leistungsdruck und Terminen, in der Schule, wie auch in der Freizeit. Laut Experten hat jedes Fünfte Kind psychische Probleme, darunter auch Burnout, so Kinder- und Jugendpsychiater Wolfgang Wladkika. „Das ist eine Überforderung der Kinder einerseits im schulischen Bereich, wir wissen heute, dass es Kinder im Volksschulbereich gibt, die Nachhilfe bekommen, um bessere Noten zu bekommen. In ganz aktuellen Studien wird gezeigt, dass der empfundene Lerndruck der Schüler sich zunehmend steigert. Auf der anderen Seite steigt auch im Freizeitbereich der Druck, Leistung zu zeigen“.

Fünf Kinder sitzen am Boden und spielen ein Brettspiel
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Auch im Freizeitbereich steigt der Leistungsdruck für Kinder

Damit müssen Kindergärten und Schulen von heute umgehen. Doch sie tun sich damit schwer. Wenig Personal, wenig Zeit, und zunehmende Erziehungs- statt Bildungsaufgaben. „Ein Teil des Leistungsdrucks ist gesellschaftlich gewollt. Hier repräsentieren wir unsere kapitalistische Wettbewerbsgesellschaft. Die Frage ist, ob wir diesem Druck schon Kindern aussetzen wollen oder ob wir nicht einen Schonraum brauchen, wo Jugendliche sich erproben können, wo sie sich auch einmal langweilen können, ohne in einen Terminplan fix eingeplant zu sein“, so Erziehungs- und Bildungswissenschaftler Peter Schlögl.

Digitalisierung für Arbeitsmarkt unverzichtbar

Ein weiterer Stress-Faktor für Kinder- und Jugendliche ist die Digitalisierung. Für den Arbeitsmarkt ist sie aber unverzichtbar. „Man hat aber nicht gemerkt, wie man intelligent am Smartphone Lernprozesse macht. Das ist jetzt unser Weg, das wir sagen, lernen muss so sexy werden wie WhatsApp. Dann muss es aber auch so eingesetzt werden, dass es keinen Overload gibt, sondern es muss gezeigt werden, dass das Smartphone auch als Bildungsträger funktionieren kann“, sagt Dieter Duftner, Experte für Digitalisierung.

Die Landtagsenquete im Landesarchiv mit vielen Gästen
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Bei der Landtags-Enquete wurde über die Herausforderungen des Bildungssystems diskutiert

Neues Gesetz geplant

Die Landtags-Enquete am Dienstag im Landesarchiv sollte die politischen Vertreter des Landes mit Standpunkten im Bildungsbereich versorgen, um früher oder später in Gesetze einzufließen. „Ich glaube, dass wir aus dem Lernraum Schule einen Lebensraum Schule machen müssen. Deswegen bin ich ein engagierter Verfechter der verschränkten Ganztagsschule. Druck heraus nehmen, aufeinander eingehen, individuelle Förderungen bei Talenten und Schwächen, das sind Ansätze, die wir in Zukunft brauchen“, so Landeshauptmann und Bildungsreferent Peter Kaiser (SPÖ).

Für Kindergärten und Volksschulen plant das Land bereits ein neues Gesetz, um mit kleineren Gruppen die Qualität von Bildung und Erziehung zu heben.