Vater und Sohn stehen vor Gericht
ORF
ORF
Chronik

Prozess um Waffenhandel vertagt

Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen hat am Donnerstag am Landesgericht Klagenfurt ein Aufsehen erregender Prozess begonnen, er wurde später vertagt. Zwei Unterkärntner, Vater und Sohn, müssen sich verantworten, weil sie einen Mafiaclan über Jahre mit Waffen beliefert haben sollen.

Das Gerichtsgebäude wurde von der Cobra gesichert, zwei Polizisten befanden sich auch im mit Zuhörern gut besetzten Gerichtssaal. Staatsanwältin Gabriele Lutschounig warf den beiden vor, insgesamt 820 Pistolen und Revolver verschiedener Marken und Kaliber angekauft, Seriennummern herausgefräst und Lieferantenrechnungen vernichtet zu haben. Die Waffen wurden zum Stückpreis von 300 bis 600 Euro an Personen, die der Mafia zuzurechnen sind, verkauft. Der Vater hat sein 50 Jahren ein Waffengeschäft und ist unbescholten, der Sohn sei 30 Jahren in die Geschäfte eingebunden.

Die Nebengeschäfte begannen 2011 und endeten mit der Verhaftung der beiden Ende 2018. Ab 2015 wurden auch Maschinengewehre, mindestens 30 Kalaschnikows, dazu Maschinenpistolen und Munition, darunter auch panzerbrechende Vollmantelpatronen, verkauft. Angeklagt waren die beiden auch wegen krimineller Organisation.

Vater nahm Schuld mit Kriegswaffen auf sich

Der Erlös aus dem Verkauf der Faustfeuerwaffen wurde zwischen Vater und Sohn geteilt, bezüglich des Kriegsmaterials erklärte sich der 74-Jährige allein verantwortlich, er habe auch den Gewinn allein eingesteckt. Seine Verteidigerin betonte aber, dass die Zahl der Maschinengewehre niedriger gewesen sei. Eine Teilnahme an einer kriminellen Vereinigung bestritt die Anwältin, für ihren Mandanten habe es keine Anhaltspunkte gegeben, dass eine kriminelle Organisation dahinterstecken könnte. Auch der Verteidiger des Sohnes betonte, sein Mandant habe von einer kriminellen Vereinigung keine Ahnung gehabt. Auch für die Verstöße gegen das Kriegsmaterialgesetz sei er nicht verantwortlich.

Richter fragte nach Mafia

Richter Christian Liebhauser-Karl fragte den Erstangeklagten: „Kennen Sie die Mafia?“ Er kenne sie aus Filmen und wisse, dass sie in Italien beheimatet seien. Richter: „Wenn sizilianische Gemüsehändler einen ansprechen und ihn nicht nach Tomaten oder Mozzarella, sondern nach Waffen fragen, was denken Sie dabei?“ Der Angeklagte antwortete: „Er wird auch ein Nebeneinkommen haben wollen.“ Was er dazu sage, dass die Waffen nur ohne Seriennummern gekauft worden seien? „Das war meine Idee, damit die Waffen nicht rückverfolgbar sind.“ Darauf meinte Liebhauser: „Sie werden in ganz Österreich keinen Richter finden, der Ihnen das glaubt.“ Der 74-Jährige blieb dabei, er hätte das nie gemacht, „wenn ich gewusst hätte, dass es die Mafia ist“.

Der Sohn bestritt den Vorwurf der kriminellen Vereinigung ebenfalls, als Motiv für die Geschäfte nannte er reine Geldgier. Warum ein Gemüsehändler Waffen kaufen wolle, habe er nie hinterfragt. Liebhauser-Karl vertagte daraufhin die Verhandlung auf unbestimmte Zeit, nachdem von Staatsanwältin und Verteidigern eine Reihe von Beweisanträgen gestellt wurde. Für Erstaunen beim Richter sorgte der Antrag der Verteidigerin des Erstangeklagten, Katrin Hartl, die die Einvernahme des derzeit in Neapel in Untersuchungshaft sitzenden Mafiabosses vorsieht.

Kanal zwischen Kärnten und Neapel

Auslöser der Ermittlungen der italienischen Behörden war die Festnahme eines neapolitanischen Ehepaares, das im vergangenen Jahr unweit der italienisch-österreichischen Grenze mit zwölf Pistolen im Auto erwischt wurde. Die Waffen waren in ihrem Wagen teilweise geschickt in den Rückenlehnen eingenäht.

Die beiden Waffenhändler waren im vergangenen Dezember in Untersuchungshaft genommen worden. Zwischendurch waren sie wieder auf freiem Fuß. Dagegen hatte die Staatsanwaltschaft Beschwerde eingelegt, das Oberlandesgericht Graz hat dieser stattgegeben, worauf die Männer im April wieder in U-Haft genommen wurden. Für die beiden Männer gilt die Unschuldsvermutung.