Am Samstagnachmittag wurde per Onlinevoting der Publikumspreis 2019 ermittelt. Zuvor verkündete Moderator Christian Ankowitsch, dass die Jury in diesem Jahr auf mehr Transparenz bei der Erstellung der Shortlist für die Preise setzt – demnach soll jeder Juror an fünf Autoren einen bis fünf Punkte vergeben. Die Punkte können an alle Autoren außer die vom Jurymitglied vorgeschlagenen beiden vergeben werden. Die Punkte werden dann zusammengezählt. Die sieben Autorinnen und Autoren mit den meisten Punkten schaffen es auf die Shortlist. Nur unter diesen werden dann die Preise vergeben, die von der Jury ausgewählt werden.
Leander Fischer angelte sich Jury
Der dritte Lesetag erfreute am Samstagvormittag mit zwei sehr intensiven Jurydiskussionen. Am Start waren gleich zwei österreichische Teilnehmer: Während Ines Birkhan mit ihrem Text ganz und gar nicht überzeugte, überschlug man sich im Lob für Leander Fischer.
In Birkhans Text geht es um eine vermisste Sängerin und fabelhaft anmutende Schilderungen von im Wasser lebenden Wesen. Auch wenn sich die Autorin bei der Diskussion zu Wort meldete und Fragen der Juroren zu ihrem Text beantwortete kam dieser bei ihnen nur mäßig gut an – mehr dazu in Jurydiskussion Ines Birkhan.
Leander Fischer überzeugte
Der in Vöcklabruck (Oberösterreich) geborene Leander Fischer präsentierte „Nymphenverzeichnis Muster Nummer eins Goldkopf“. Darin verschwimmt Musik mit dem Fliegenfischen. Die Jury äußerte sich sehr positiv – mehr dazu in Jurydiskussion Leander Fischer.
Lukas Meschik entzweite die Jury
Der in Wien wohnhafte Lukas Meschik (A) las am Nachmittag auf Einladung von Stefan Gmünder einen Auszug aus dem Roman „Mein Vater ist ein Baum“. Ein Sohn erzählt darin vom Leben und Sterben seines Vaters und erfährt dabei auch viel über sich selbst. Auf einer Metaebene streift Meschik, der von Stefan Gmünder eingeladen wurde, die Transformation der Rolle des Vaters in den vergangenen Jahrzehnten. Der Text spaltete die Jury, sie ortete viele Schwachstellen – mehr dazu in Jurydiskussion über Lukas Meschik.
Heftige Kritik an letztem Autor
Als letzter Autor der 43. Tage der deutschsprachigen Literatur ging Martin Beyer (D) an den Start. Er folgte der Einladung von Michael Wiederstein und brachte den Text „Und ich war da" mit nach Klagenfurt.
Er erzählt darin von einem an der Russland-Front verletzten Mann, der in weiterer Folge als Gehilfe des NS-Scharfrichters Johann Reichhart bei den Exekutionen von Mitgliedern der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, der u.a. Hans und Sophie Scholl angehörten, assistiert. Dieser sorgte dafür eine heftige Kontroverse unter den Juroren, die dem Text vorwarfen, unmoralisch zu sein und den Opfern die letzten Momente Intimität zu nehmen – mehr dazu in Jurydiskussion Martin Beyer.
Mögliche Favoriten
Am Freitag kam der Text von Birgit Birnbacher über einen geschenkten Schrank sehr gut an. Ronya Othmanns Text über Völkermord des IS sorgte für Diskussion über die Kritisierbarkeit solcher Texte. Lob gab es für Daniel Heitzler – mehr dazu in TddL: Trennung, Genozid und ein Schrank und Zwei Favoritinnen am ersten Lesetag.
Aufgrund der Jurydiskussionen sieht die Redaktion folgende Autorinnen und Autoren als mögliche Favoriten: Katharina Schultens, Sarah Wipauer, Julia Jost, Ronya Othens, Birgit Birnbacher, Daniel Heitzler, Leander Fischer.
Insgesamt waren heuer wie immer 14 Autorinnen und Autoren am Start – mehr dazu in Autoren 2019. Die Jury war gleich zusammengesetzt wie im Vorjahr, Vorsitzender ist wieder Hubert Winkels – mehr dazu in Jury 2019.
Trimediale Berichterstattung
Kärnten heute und Radio Kärnten berichten bis 30. Juni täglich. Im Fernsehen überträgt 3sat live. Der Deutschlandfunk sendet den gesamten Bewerb im Internet als Livestream. Die sozialen Netzwerke sind mit Facebook, Twitter und Instagram wieder stark vertreten – mehr dazu in Tage der deutschsprachigen Literatur Medien. Alle Lesungen und Diskussionen werden live unter bachmannpreis.ORF.at gestreamt und danach on demand zur Verfügung gestellt. Außerdem sind die Jurydiskussionen nachzulesen.