Blick über Saak zum Schloss Wasserleonburg
„Kennst du Kärnten“

Giftmord auf Dobratsch war Verwechslung

Das Schloss Wasserleonburg hat nicht nur eine sehr lange und wechselhafte Geschichte, es gab auch zwei Morde. Schlossherr Christian Proy kam 1625 ums Leben, er wurde bei einem Grenzstreit erschlagen. 1917 starb Schlossherrin Maria, genannt Marietta, von Schneditz an Gift. Ihr irrtümlicher Tod war so tragisch wie sinnlos.

Im September 1917 tobte der erste Weltkrieg. Auf dem Dobratsch herrschte ein bisschen heile Welt. Die Besitzerin des Schlosses Wasserleonburg in Nötsch im Gailtal, Marietta von Schneditz, war mit ihrem Mann Oskar auf Gämsenjagd. Begleitet wurden die beiden von zwei Jagdaufsehern, die sich in diesem Moment in die Haare gerieten.

Jagdhüter versuchte, Kollegen zu vergiften

Peter Wiesflecker vom Geschichtsverein Kärnten sagte: „Einer der Jagdhüter hat seinen Kollegen beschuldigt, ihm nach dem Leben zu trachten und ihm Gift beigebracht zu haben. Der so Beschuldigte hat das natürlich vehement von sich gewiesen. Die Schlossherrin hat dann einen Kaffee angerichtet, um den etwas geschwächten zweiten Jagdhüter, der behauptet hat, er hätte leichte Vergiftungserscheinungen, zu stärken.“ Als sie den Kaffee angerichtet hatte und ihn durch den einen Jäger hinausbringen ließ, habe der andere gesehen, dass sein Kollege ein Pulver in den Kaffee geschüttet habe. So habe er sich geweigert, ihn zu trinken, so Wiesflecker.

Zum Beweis Schluck vom Kaffee getrunken

Die Schlossherrin wollte den Beschuldigten in Schutz nehmen und beweisen, dass die erhobenen Vorwürfe gegen ihn haltlos waren. So nahm sie einen kräftigen Schluck von diesem Kaffee. Ein fataler Fehler, so Wiesflecker: „Binnen weniger Stunden war sie tot, ohne dass es Hilfe gab. Ihr Mann hat, unmittelbar nachdem sich die ersten Vergiftungserscheinungen gezeigt haben, den zweiten Jäger quasi gezwungen, auch einen Schluck zu nehmen, was dieser aber verweigert hat.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Mittagszeit 4.4.2024

Marietta von Schneditz starb am 9. September an einer Strychnin-Vergiftung. Im Laufe des Prozesses wurde dann dieser Giftmord auf dem Dobratsch aufgeklärt. „Tatsächlich hatte einer der Jäger in diesen Kaffee, um seinen Kollegen zu vergiften, Strychnin hineingeschüttet. Beide wurden vom Gericht einvernommen, einer dann als Täter entlarvt. Er wurde im Frühjahr 1918 vor Gericht gestellt, zum Tod verurteilt, dann vom Kaiser zu lebenslanger Haft begnadigt. Er starb zwei Jahre später dann im Gefängnis.“

Witwer verkaufte das Schloss

Die verstorbene Schlossherrin wurde in Nötsch im Gailtal beigesetzt, kurz danach starb auch ihr einziger Sohn. Ihr Mann Oskar verkaufte danach, nicht zuletzt auch aus wirtschaftlichen Gründen, das Schloss Wasserleonburg. „Das Schloss wurde von einem deutschen Adeligen angekauft, der gute Kontakte nach England hatte und das war auch der Grund, warum Mitte der 30er Jahre der Herzog von Windsor, der abgedankte englische König, seine Flitterwochen auf Wasserleonburg verbracht hat.“

Seit 1972 in Besitz von Familie Friederichs

Ende der 1930er Jahre hatte Wasserleonburg interessante Besitzer. 1939 habe es Hans Graf Welczeck gekauft, er sei deutscher Botschafter in Paris gewesen, so Wiesflecker. „Ende der 40er Jahre ist er dann nach Spanien übersiedelt. In den letzten Jahrzehnten war Schloss Wasserleonburg im Besitz der deutschen Industriellenfamilie Friederichs, die das Schloss in eine Familienstiftung überführt hat.“