Europäische Hornotter oder Hornviper
Tiere

Hornviper vom Aussterben bedroht

Im Reptilienzoo Happ in Klagenfurt läuft derzeit eine Sonderausstellung mit dem Titel „Die Hornotter – die schillerndste Persönlichkeit Kärntens vom Aussterben bedroht“. Die Hornotter ist auch als Horn- oder Sandviper bekannt und die größte Giftschlange Mitteleuropas. In Kärnten wird sie besonders groß.

Helga Happ sagte: „Vipera ammodytes heißt die europäische Hornotter mit dem lateinischen Namen. Sehr wichtig, weil sie auf Deutsch drei Namen hat. Die Hornotter, die Hornviper oder die Sandviper. Alles das gleiche und kein Mensch kennt sich aus. Und daher sind wir froh, dass es die lateinischen Namen gibt, weil sie auf der ganzen Welt gelten. Wenn ich sage Vipera ammodytes, weiß auch ein Amerikaner, was ich meine.“

Große Exemplare in Kärnten

Die Hornviper sei ca. 70 bis 90 Zentimeter groß, könne in Kärnten aber bis zu 1,10 Meter lang werden, so Happ: „Und das Ungewöhnliche ist, dass bei diesen Hornvipern die Männchen so groß werden und die Weibchen kleiner bleiben. Bei den Schlangen ist es normalerweise ja so, dass eigentlich die Weibchen die großen sind, die die Eier oder die Jungtiere in sich tragen.“

Die beiden heimischen Giftschlangen Hornviper und Kreuzotter haben beide auf dem Rücken ein dunkles Zick-Zack-Muster: „Die Grundfarbe des Körpers der Hornviper kann aber unterschiedlich sein: Helles Braun, Silbergrau, Grau.“ Bei der Hornviper besteht ein Geschlechtsdimorphismus, so Happ: „Die Hornvipernweibchen haben eher Brauntöne, also Tarnfarben. Weibchen sind kostbarer in der Natur bei den Tieren, als die Männchen, weil sie für die Fortpflanzung wichtiger sind. Die Männchen reichen von Silbergrau bis Dunkelgrau, sie haben alle möglichen Farbtöne.“

Dunkel gefärbte Europäische Hornotter
Graue Hornviper

Zweck des Horns unklar

Ein herausstechendes Merkmal der Hornviper ist das Horn auf der Nase: „Das interessiert auch die Wissenschaftler und es ist bis heute noch keiner draufgekommen, welche Funktion oder welchen Zweck dieses Horn hat.“ Im Augenblick befinden sich die Hornottern in der Winterstarre: „Sie ziehen sich mindestens 80 Zentimeter tief in die Erde oder in die Felsen zurück und überwintern dort, sie sind wie scheintot. Wenn man ein Tier in Winterstarre findet, glaubt man, das Tier ist schon tot. Man nimmt keine Atemzüge, keine Herzschläge wahr, weil alles verzögert und reduziert ist.“

Sendungshinweis:

Erlebnis Natur, 12.2.2024

Eier werden im Körper behalten

Außentemperaturen bestimmen den Zeitpunkt, an dem die Hornottern erwachen. Bei etwa plus zehn Grad werden sie wieder langsam aktiv, sonnen sich, wärmen sich auf und beginnen dann gleich mit der Paarung, so Happ: „Die Hornvipern sind nicht eierlegend, wie die Nattern, sondern behalten die Eier im Körper. Das ist günstiger, weil sich die Hornviper einen Sonnenplatz suchen kann. Die Ringelnatter legt ihre Eier im Komposthaufen ab und verlässt sich auf die Wärme des Komposthaufens. Aber sie können dann nicht mehr aktiv eingreifen ins Geschehen. Während sich die Hornviper und die Kreuzotter aufgewärmte Plätze suchen und den Reifeprozess dadurch etwas mitbestimmen können.“ Je nach Witterung kommen die Jungen im September oder Oktober auf die Welt.

Jungtiere sind bissfreudig

„Im Moment der Geburt platzt die Eihaut und das Junge kommt zur Welt.“ Bereits ab diesem Zeitpunkt sind die kleinen Hornottern giftig: „Und sind ängstlicher und aufmerksamer als die alten Hornvipern. Eine erwachsene Hornviper hat schon eine große Toleranzgrenze. Eine Junge hat gar keine Toleranzgrenze, weil jeder Vogel für die junge Hornviper eine tödliche Bedrohung sein kann und daher ist sie sehr aufmerksam und sehr bissfreudig“, so Happ.

Die Hornviper ist die größte Giftschlange Mitteleuropas und in Österreich vom Aussterben bedroht. Man findet sie in Kärnten und an einigen Stellen in der Steiermark zwischen 350 und höchstens 900 Metern Höhe.

Kopf der Europäischen Hornotter
Das markante Horn

Maul und Körper sehr dehnbar

„Die Hornvipern fressen am liebsten Mäuse, liegen irgendwo und lauern, bis eine Maus vorbeikommt. Aber sie kriechen auch auf die nächsten Äste hinauf und lauern dort auf Vögel. Die Beute kann sechsmal so groß sein wie ihr Kopf. Man kann sich vorstellen, wie weit eine Schlange ihr Maul und den Körper aufdehnen kann, damit sie so ein großes Beutetier verschlingen kann.“

Suche nach trockenen, warmen Plätzen

Die Schlange sei aus dem Süden eingewandert und brauche trockene, steinige, felsige Plätze. Auch auf alten Burgruinen und in Steinbrüchen sei sie gerne, so Happ. Wachsen ihre sonnigen, trockenen Lebensräume zu, wandere sie in die nächsten Wohngebiete, zum Beispiel zu Sandkisten. Da sei dann Vorsicht geboten, dort habe sie nichts zu suchen.

Die Hornvipern stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere Österreichs, sagte Happ: „Das heißt, sie genießt den höchsten Status, den es gibt. Weder das Fangen noch das Beunruhigen ist erlaubt, sie muss wirklich in Ruhe gelassen werden.“ Sobald eine Schlange gesichtet werde, läute ihr Telefon, so die Reptilienexpertin. Sie darf sie fangen und an geeigneter Stelle wieder aussetzen, weil Gefahr im Verzug bestehe.

Giftige Hornotter
Helga Happ
Braune Hornviper im Reptilienzoo

Todesopfer legte sich Schlangen um den Hals

Sie habe eine große Menge Gift und durch die Länge der Giftzähne könne sie ihr Gift tief injizieren. Der letzte Todesfall liegt in Kärnten lange zurück: „Ich glaube, das war 1896 oder 1898. Ein Apotheker aus Friesach ist nach der Sonntagsmesse spazieren gegangen, sieht zwei Hornviper am Wegrand. Und hat sie sich um den Hals gelegt, um den Damen zu zeigen, Hornvipern sind ja völlig harmlos. Beide Hornvipen haben ihn in den Hals gebissen. Und der Herr Apotheker ist an diesen Bissfolgen gestorben.“

Bewusstsein für Schlangen schaffen

Die Sonderausstellung im Reptilienzoo soll das Verständnis für die Hornviper erhöhen: „Giftschlange bedeutet immer irgendwas Abschreckendes. Wir hoffen, wenn wir mehr Wissen vermitteln, wenn wir zeigen können, wie schön die Hornviper ist, dass dann eine bessere Beziehung besteht.“ Sie sei auch wichtig für das Land, weil jede Art im Wirkungsgefüge der Natur wichtig sei, so Happ.

Im Reptilienzoo werden jedes Jahr zwischen 30 und 60 junge Hornviper nachgezüchtet. Da können die Besucher junge und erwachsene Tiere sehen – geschützt durch eine Glasscheibe.