Efeu im Winter
ORF/Petra Haas
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Umwelt

Efeu profitiert vom Klimawandel

Efeu, die aus den Subtropen stammende Kletterpflanze, gibt es in Hunderten Sorten, bis zu 20 Meter kann sie klettern und über 500 Jahre alt werden. Efeu sieht das ganze Jahr über attraktiv aus, kann aber den Hausfassaden zusetzen. Er profitiert vom Anstieg des CO2 in der Luft, ihm kommt der Klimawandel also zugute.

Biologe Helmut Zwander sagte, Efeu müsse nicht unbedingt im Freien wachsen, er wachse nicht nur an Hauswänden oder Baumstämmen hoch, sondern gedeihe auch in der Wohnung: „Für mich persönlich ist der Efeu eine meiner ganz großen Lieblingspflanzen. Erstens von seiner Verwandtschaft her – immer, wenn ich den Efeu anschaue, denke ich mir, ein schöner Gruß aus den Subtropen, weil er die einzige Art aus einer Familie ist, die um die 1.400 Vertreter hat.“

Von diesen vielen Vertretern schaffte es nur der gewöhnliche Efeu (Hedera helix), nach Europa zu kommen und die Blätter so zu verändern, dass sie winterhart werden: „Etwas ist auch interessant, dass der Efeu vom Klimawandel und vom Anstieg des CO2-Gehaltes in der Luft extrem profitiert. Und wenn der CO2-Gehalt in der Luft so ansteigt, dann ist das für den Efeu so, als ob er gemästet wird. Er bekommt ein Grundnahrungsmittel in einem höheren Angebot. Also er wird höher, er wird kräftiger“, so Zwander.

Ein Eichhörnchen auf einem Efeubewachsenen Grabstein im Zentralfriedhof
ORF
Efeu auf einem Grabstein

Efeu blüht im Oktober

Efeu ist eine Kletterpflanze, die mithilfe kleiner Haftwurzeln an Mauern und Fassaden empor klettert: „Also es gefällt mir unglaublich gut. Mein Herz hüpft vor Freude, wenn ich so etwas sehe. Er ist ein Wurzelkletterer und kann ganze Fassaden bedecken. Das ist natürlich für die Vögel eine super Sache. Und das, was er von den Tropen mitgebracht hat, als Urerinnerung an seine Heimat, ist eine völlig andere Art zu blühen und zu fruchten.“

Eine normale Pflanze käme nie auf die Idee, im Spätherbst zu blühen und im Frühjahr zu fruchten. Aber genau das mache der Efeu, so Zwander: „Wenn er im Oktober blüht, dann hört man schon von Weitem ein Summen. Das ist eine der letzten großen Nahrungen für Bienen, für Schwebefliegen und alle möglichen anderen Insekten. Er ist sehr großzügig mit der Abgabe von Nektar. Der Zuckersaft ist so konzentriert, dass man, wenn es längere Zeit nicht regnet im Oktober, kleine Zuckerkristalle auf der Blüte sieht. Der Nektar kristallisiert sogar.“

Blüte des gemeinen Efeus
Efeublüte

Früchte sind Nahrung für Vögel

Im Frühling, wenn er fruchtet, ist er dann noch einmal wichtig für die Vögel, sie fressen die reifen Beeren, die aber für Menschen und auch für Pferde giftig sind: „Für Pferde wäre es wichtig, dass man Efeu nicht dort ansetzt, wo sie dazukommen. Es gibt auch schon tödliche Vergiftungen, die in der Literatur beschrieben werden. Aber bei Menschen gibt es das nicht, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand 100 Gramm Efeubeeren isst. Kosten kann man ja eine, aber man spuckt sie dann mit Vergnügen wieder aus.“

Efeu mit reifen Beeren
ORF.at/Georg Hummer
Die Beeren sind Vogelfutter

Wer darüber nachdenkt, die Fassade seines Hauses zu begrünen, wird vor allem an Efeu denken, der schnell rankt, immergrün ist und außerdem attraktiv aussieht. Das hat Vor- aber auch Nachteile, sagte Zwander: „Wenn jemand es zulässt, dass sein Haus mit Efeu umwachsen wird, das ist sicherlich niemals Verwahrlosung. Es schaut schön aus, es ist vielleicht ein zusätzlicher Wärmeschutz und man macht etwas für die Tierwelt. Dort gibt es ja auch viele Nistmöglichkeiten und zweimal im Jahr hat man sozusagen einen reichlich gedeckten Tisch für die Insekten und Vögel.“

Fassade kann beschädigt werden

Ein Nachteil sei aber, dass Efeu auch Schäden an der Fassade verursachen könne: „Natürlich nisten sich dort auch alle möglichen anderen Insekten ein, so wie Ohrenschlürfer und natürlich Spinnen und so weiter, und das kann schon passieren, wenn er zum Fenster dazu wächst, dass diese kleinen Tierchen manchmal auch ins Haus hineinsteigen, aber die tun ja nichts.“

Es muss nicht immer die Hausfassade sein, Efeu findet man in vielen Gärten und seit jeher gilt er als Symbol für die Liebe und die Treue: „Wenn sich der Efeu einer Unterlage, einem Baum anschmiegt, wo er sich so hinaufwindet mit den herzförmigen Blättern, wundert man sich nicht, dass der Efeu auch immer schon ein Symbol der Liebe war. Eine Pflanze der Liebenden und auch der Liebe, die nach dem Tod wirksam ist. Deswegen wird der Efeu auch sehr gerne bildlich bei Grabsteinen dargestellt oder man lässt ihn einen Grabstein hinaufwachsen.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Vormittag; 8.1.2024

Als Schleimlöser bekannt

Neben der Liebessymbolik kann er auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Vor allem in der Pflanzenheilkunde wird ihm auch eine große Bedeutung zugeschrieben, so Zwander. „Man hat nämlich bemerkt, dass die enthaltenen Saponine zwei ganz interessante Wirkungen haben. Einerseits können sie einen zähen Bronchialschleim auflösen, vor allem, wenn Kinder einen trockenen Husten haben, wo sich der Schleim nicht löst, gibt es in den Apotheken mehrere Efeu-Präparate, die standardisiert sind. Der Schleim lässt sich damit leichter abhusten.“

Außerdem haben die Wirkstoffe des Efeus auch eine antimikrobielle Wirkung, der direkt auf die Bakterien abzielt, die diesen Schleim erzeugen: „Es ist sehr interessant und da hat man festgestellt, dass diese Efeupräparate schon im Kleinkindalter erlaubt sind.“