Diskutantinnen und Diskutanten
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„Streitkultur“

Der raue Ton politischer Debatten

Unter dem Titel „Streit ohne Kultur?“ haben am Montagabend Vertreter politischer Parteien, eine Journalistin und ein Politikwissenschaftler über den teilweise sehr rauen Ton der politischen Debatten diskutiert. Der Tenor in der Runde war, dass damit das Vertrauen der Bevölkerung verspielt werde.

Bei der Diskussion ging es um die Frage, wie weit sich die Politik in ihrer Sprache aus dem Fenster lehnen darf. Anlass war eine Aussage von Kärntens FPÖ-Obmanns Erwin Angerer, der die Missstände im Gesundheitsbereich kritisierte und dafür SPÖ-Landesrätin Beate Prettner im Landtag „herprügeln“ wollte – mehr dazu in Skandal um Angerer-Aussage auf FPÖ-Tour.

Streitkultur

FPÖ: Erneut Verteidigung Angerers

Der freiheitliche Landesparteisekretär Josef Ofner verteidigte Angerers Wortwahl am Montagabend erneut und sagte, man müsse in der Politik auch etwas aushalten, wenn die Emotionen „aufgrund von verfehlter Situationen“ zum Ausdruck gebracht werden. Es sei ein klare Ansage gewesen, vielleicht mit einem Wort, das man hätte vermeiden können, so Ofner.

Josef Ofner FPÖ
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Josef Ofner

„FPÖ versteht nicht, was sie anrichtet“

Die SPÖ kritisierte die Aussage Angerers scharf, will ihre Kritik aber nicht als Ablenkung von den Inhalten dieser Aussage verstanden wissen: Nämlich vermeintlicher Missstände in der SPÖ-geführten Gesundheitspolitik. Landesgeschäftsführer Andreas Sucher sagte, die FPÖ verstehe nicht, was sie damit in der Bevölkerung anrichte, bei den Jugendlichen und künftigen Wählerinnen und Wählern.

Andreas Sucher SPÖ
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Andreas Sucher

„Wertschätzend begegnen“

ÖVP-Landesgeschäftsführerin Julia Löschnig fragte, wann es begonnen habe, dass Politikerinnen und und Politiker bei Diskussionen nicht einfach sagen können, der andere sei anderer Meinung und nicht sofort Feindbild. Sie nehme für sich in Anspruch, auch jemandem wertschätzend gegenüber zu treten, der anderer Meinung als sie sei.

Julia Löschnig ÖVP
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Julia Löschnig

Klocker: Ton ändern

Gerhard Klocker, Landtagsabgeordneter vom Team Kärnten, meinte, die Politik müsse hassgeprägte Diskussionen unterlassen. Man brauche fairere und saubere und von Untergriffen befreite Auseinandersetzungen. Nicht nur im Parlament oder Landtag, sondern auch im Wirtshaus oder in der Familie, so Klocker.

Gerhard Klocker Team Kärnten
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Gerhard Klocker

„Angerer legte noch nach“

Ein weiteres Thema war der Umgang der Medien mit verbalen Entgleisungen. Ob sie darüber berichten oder nicht, allen können sie es nie recht machen. Joerg-Uwe Nieland ist Politik- und Kommunikationsexperte an der Uni Klagenfurt: „In dem Interview hat Angerer sogar noch nachgelegt und gesagt, er werde seit Tagen geprügelt. Er wird in meinen Augen gerade nicht geprügelt, sondern die Medien kritisieren ihn. Das ist die Aufgabe von Medien.“

Joerg Uwe Nieland
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Joerg-Uwe Nieland

„Da kommen Medien nicht drumherum“

Ähnlich sah das Antonia Gössinger, Ombudsfrau im Österreichischen Presserat. Sie sagte, nicht jede Unflätigkeit und Beleidigung müsse zitiert werden. „Aber wenn solche Entgleisungen passieren, können Medien nicht drumherum, das muss benannt werden, damit man das in der ganzen Schärfe erkennt.“

Antonia Gössinger
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Antonia Gössinger

Die Verrohung der Sprache ist jedenfalls ein wichtiges Thema: Sie befeuere den Vertrauensverlust in Politik und Medien, so der Tenor in der Diskussionsrunde.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Streitkultur, 13.11.2023

Die Diskutanten

  • Antonia Gössinger, Journalistin, Ombudsfrau Österreichischer Presserat
  • Joerg-Uwe Nieland, Politik- und Kommunikationsexperte Universität Klagenfurt
  • Andreas Sucher, SPÖ-Landesgeschäftsführer
  • Josef Ofner, FPÖ-Landesparteisekretär
  • Julia Löschnig, ÖVP- Landesgeschäftsführerin
  • Gerhard Klocker, Landtagsabgeordneter Team Kärnten