Eingelegte Ciliegia Duracina
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Essen&Trinken

Ciliegina Duracina: Alte Kirschsorte aus Tarcento

Für Genussreisende lohnt sich ein Abstecher nach Tarcento im nordöstlichen Hügelland Friauls. Dort gedeiht eine besondere und mittlerweile selten gewordene Kirschensorte: Die „Ciliegia duracina di Tarcento“, auch „Tarcentina“ genannt.

Sie ist klein, knackig, ganz dunkel und besonders saftig: Die Ciliegina Duracina. Ihr Name setzt sich aus den italienischen Begriffen „duro", also hart“ und „acino“, also Beere zusammen. Im Geschmack ist sie sehr süß mit einer leicht bitteren Note. Tausende Bäume trugen früher in der Gegend um Tarcento diese besondere Kirschsorte.

Servus Srecno Ciao vom 6. April 2024

„In unserer Gegend hier war es immer eine Gegend reich an Kirschen. Es gab fünf Sorten von Kirschen, aber die wichtigste war die Duracina, die Geschichte gemacht hat. Sie ist die letzte Kirsche, die während der Saison reift. Ende Juni, Anfang Juli ist es soweit“, sagt Antonio Toffoletti.

Kirschbaum Ciliegina Duracina
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Kirschbaum zu Beginn der Blüte

Einst auch in anderen Ländern gefragt

Im vergangenen Jahrhundert waren die „Duracina“-Kirschen heiß begehrt – sie wurden nicht nur ins benachbarte Österreich, sondern auch nach Bayern, Sachsen und sogar nach Russland exportiert. Für die Bauernfamilien aus Tarcento ein willkommenes Zubrot, erinnert sich Antonio Toffoletti: „Das war auch eine Einnahmequelle für alle Familien, die auch die Steuern für die Landwirtschaft zahlten. Alle Kinder, alle Eltern, alle waren dabei, die Kirschen zu pflücken, die dann am Abend, gegen fünf Uhr, abgeholt wurden, um daraus Grappa zu machen. Die übrig Gebliebenen wurden auch zu Marmelade für die Kinder gemacht. Alles, was man im Winter, im Laufe des Jahres gegessen hat, und es wurden auch Törtchen mit der Marmelade der Duracina-Kirsche gemacht.“

Heute ist Antonio Toffoletti einer der Wenigen, der diese Kirschsorte noch anbaut. „Es ist eine Freizeitbeschäftigung, die wir aus Leidenschaft machen, weil wir es von unseren Vätern so gelernt haben.“

Antonio Toffoletti
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Antonio Toffoletti

Ab den 1960er Jahren wurden Bäume immer weniger

Anfang der 1960er Jahre schädigte schwerer Hagel etwa die Hälfte der Bäume der Gegend so stark, dass sie eingingen. Viele Einheimische gingen außerdem in der Nachkriegszeit zum Arbeiten ins Ausland. Diese zwei Faktoren waren der Anfang vom Ende der Blütezeit der Ciliegia duracina di Tarcento.

Auch die schweren Erdbeben 1976 brachten viele landwirtschaftliche Aktivitäten zum Erliegen: „Sie ist nach dem Erdbeben von 1976 verschwunden, weil die Leute leider alles verloren hatten, ihr Zuhause, alles. Sie hatten nichts mehr, sie mussten die Landwirtschaft aufgeben und sich um den Wiederaufbau ihrer Häuser kümmern“, sagt Antonio Toffoletti.

Relief Kirschen
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Relief mit Mädchen und Kirsche

Klimawandel macht Kirschfliege zum „Feind“

Die junge Generation interessierte sich irgendwann auch nicht mehr für das aufwendige Kultivieren und Ernten der Kirschen. „Leider ist es auch heutzutage schwierig, die Kirschen zu pflegen. Früher reichte eine Behandlung gegen die Kirschfliege aus, die gemacht wurde, wenn sie ihre Farbe änderten. Die Kirschen waren gesund und perfekt“, so Toffoletti.

Durch den Klimawandel reiche es heutzutage auch nicht mehr aus, eine einzige Behandlung durchzuführen: „Man muss mehrere Behandlungen machen, um dann tatsächlich ernten zu können.“

Sendungshinweis:

„Servus, Srecno, Ciao“, 6.4.24

Heute kann man diese selten gewordene Gattung nur noch von den Bewohnern selbst bekommen, wenn man Glück hat, auch auf lokalen Wochenmärkten. Im größeren Stil vermarktet werden sie nicht mehr. Verkostet werden können sie dann auch Ende Juni bei der „Festa di San Pietro“, dem Fest zu Ehren des Heiligen Petrus, des Schutzpatrons von Tarcento.