Leder in Ledermuseum Sostjan
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„Servus, Srečno, Ciao“

Altes Handwerk in neuem Kleid

In der Gegend von Velenje in Slowenien ist traditionelles Handwerk bis heute erhalten geblieben. Die Töpferei der Familie Bahor lässt mit kreativen Ideen aufhorchen. In Šoštanj gründete eine Unternehmerfamilie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Lederfabrik. Und das letzte noch intakte Gebäude beherbergt ein Ledermuseum.

Šoštanj/Schönstein war vor Jahrhunderten ein kleiner Ort im Salektal. Als die Familie Woschnagg aus Bosnien auf der Flucht vor einfallenden Türken ins Tal kam, begann eine neue Ära. Der Grundstein für die spätere Lederindustrie war gelegt und es ging stetig bergauf. Mehrere hundert Menschen aus der Region fanden Arbeit und das heutige Šoštanj begann zu erblühen.

Alte Ansicht von Sustjan
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Alte Ansicht von Šoštanj

Lederwaren aus Šoštanj waren früher sehr gefragt

Wenn die Lederverarbeitung auch harte Arbeit war und Umweltgedanken damals noch wenig bis keine Bedeutung hatten, waren die Menschen froh, Beschäftigung zu haben, sagte Jernej Hozjan vom Ledermuseum Šoštanj: „Das wichtigste Produkt war sogenanntes Blankleder, das hauptsächlich für Pferdegeschirr verwendet wurde, besonders für festliche Anlässe. Diese Produkte wurden in ganz Europa verkauft. Schriftliche Unterlagen zeigen, dass solche Teile auch am englischen Hof in London und bei den Habsburgern in Wien verwendet wurden.“ Die Pferdewirtschaft zeigte sich auch im Logo der Lederfabrik.

Jernej Hozjan
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Jernej Hozjan

Das Zusammenleben der Menschen war der Unternehmerfamilie immer ein Anliegen. So wurden eine Betriebsfeuerwehr und eine Blasmusik gegründet und unterstützt. Bis zu sechshundert Menschen waren in der Fabrik beschäftigt. Sie hatte eine große Bedeutung für die Region: „Die Fabrik hat in ihrer 210-jährigen Geschichte mehreren Generationen Arbeit geboten und ihr Leben direkt und indirekt geprägt,“ so Jernej Hozjan.

Leder in Ledermuseum Sostjan
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Arnulf Prasch im Ledermuseum Šoštanj

Seit 1999 geschlossen

Die Lederfabrik überdauerte zwei Weltkriege, der modernen Zeit war sie aber nicht mehr gewachsen, 1999 war endgültig Schluss. 259 Arbeitskräfte verloren ihre Beschäftigung, die Gebäude wurden abgetragen und der Schornstein gesprengt. Was blieb, sind viele Erinnerungen, die im Museum zu sehen sind.

Töpfermeister Igor Bahor
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Igor Bahor

Liebe zur Töpferei wurde zu Beruf

In Velenje betreibt Familie Bahor eine Töpferei. Wenn Igor seine Töpferscheibe in Betrieb setzt, ist das einerseits eine berufliche Notwendigkeit, aber andererseits noch immer ein wenig Hobby.

Sendungshinweis:

„Servus, Srecno, Ciao“, 9.3.24

Vor mehr als dreißig Jahren entschloss sich der studierte Elektrotechniker dazu, seinem Herzenswunsch zu folgen und machte sein Hobby zum Beruf. So kann er nun seiner Kreativität beinahe freien Lauf lassen und lebt auch gut davon: „Die Töpferei war schon immer mein Hobby. Dann dachte ich, es wäre noch schöner, wenn ich es zum Beruf machen könnte. Das konnte ich dann verwirklichen und es sichert mir und meiner Familie die Zukunft.“

Frauen in Werkstatt von Igor Bahor
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Jana Bahor und Mitarbeiterin Alenka

Gattin Jana und Mitarbeiterin Alenka sind für die farbliche Gestaltung der Stücke zuständig. Alenka besuchte einen Kurs bei Igor und war von der Arbeit so begeistert, dass auch sie ihr Hobby zum Beruf machte.

Reindling-Form
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So mancher Osterreindling wird auch aus den traditionellen Formen aus dem Hause Bahor kommen

Auch Staatsgäste speisen von feinem Bahor-Geschirr

Die Glasurfarben kommen erst nach dem Brennen so richtig zur Geltung. Genauigkeit ist aber gefragt, denn Korrekturen sind dann nicht mehr möglich. Jana führt die Pinsel mit ruhiger Hand. Die Motive entwickelte sie selbst: „Vor mehreren Jahren haben wir begonnen, für das offizielle Slowenien ein Speiseservice zu gestalten. Dieses hatte den Titel ‚Wildlife‘ und trug Motive aus der Natur. Die Inspiration und die Energie dafür kommen aus unseren Urwäldern.“

Töpferwaren von Igor Bahor
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So speisen auch Staatsgäste vom Geschirr aus der Hand der Familie Bahor. Darauf sind Igor und seine Frau Jana stolz, aber auch die Stücke für den Alltag machen ihnen viel Freude.