Zuerst gilt es den Unterschied zwischen „Chiocciola“ und „Lumaca“ zu klären. „Beide sind Schnecken, aber die Chiocciola hat ein Schneckenhaus, die Lumaca nicht“, erklärt Matteo Venuti. Vor elf Jahren sah er mit seiner Frau im Fernsehen einen Bericht über eine Schneckenzucht bei einem Bauernhof. Die beiden beschlossen, eine entsprechende Ausbildung zu machen. Elf Jahre später haben sie auch ihren eigenen einen Hektar großen Acker, auf dem sie zwischen einer und eineinhalb Millionen Schnecken pro Jahr züchten.
Chiccore als Leibspeise
Gefüttert werden sie mit Abfällen eines Obst- und Gemüsemarktes. Alles, was sonst weggeworfen würde, holen Matteo und seine Frau ab und verfüttern es an ihre Tiere. Man möge es kaum glauben, aber auch diese kleinen Kriechtiere haben ihre Vorlieben. Dazu zählt die Blattzichorie.
In Gastronomie und Kosmetikindustrie gefragt
Auch die Schnecken selbst werden gerne gegessen. Gut ein Jahr dauert es, bis die Tiere zum Weiterverkauf vorbereitet werden können: Jede Schnecke wird genau kontrolliert und gereinigt und dann bei vier Grad gekühlt, wodurch sie ihre Körperfunktionen zurückfahren und bis zu sechs Monate haltbar bleiben. Verzehrt werden können sie – klassisch – mit Knoblauchbutter oder als Sauce zu Pasta.
Sendungshinweis:
„Servus, Srecno, Ciao“, 16.3.24
Die Gastronomie ist ein wichtiges Standbein für die beiden Schneckenzüchter aus Colloredo di Monte Albano – aber nicht nur das: „Der Schneckenschleim gilt als sehr hochwertig und ist reich an Allantoin, also Harnsäure“, so Consuelo Bravin. Mit anderen Schneckenzüchtern arbeiten Consuelo und Matteo an einer Kosmetiklinie bestehend aus Cremen, Seren und Körperpflegeprodukten – denn der Schneckenschleim, kombiniert mit pflanzlichen Extrakten, gilt seit der Antike als Schönheitselixier.
„Schleim hat keinen Geruch oder Geschmack“
„Man könnte denken, dass der Schleim klebrig und eklig ist, aber in Wirklichkeit wird er im Labor gereinigt und ist daher ein steriles Produkt. Vor allem hat der Schleim an sich keinen Geruch und keinen Geschmack“, so die Expertin.
Den Schnecken wird auch eine gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt – bei Gastritis oder Husten zum Beispiel. Das war angeblich schon vor Jahrzehnten bekannt: „Unsere Großeltern erzählten uns, dass sie früher lebende Schnecken gegessen haben, weil ihr Schleim im Magen eine schützende Schicht auf den Magenwänden gebildet und den PH-Wert erhöht hat“, so Consuelo Bravin.
Aufwendige Extraktion
Heute wird der Schneckenschleim in einem aufwendigen Verfahren mit einer eigenen Maschine extrahiert – was mit dem Melken von Kühen verglichen werden kann. Die Extraktion des Schleimes beeinflusst die Vitalität der Schnecken nicht – danach können sie zurück in die Zucht gebracht werden, sagt Matteo Venuti.
Für ihn und seine Frau sind die Tiere faszinierend, weil sie auf den ersten Blick äußerst genügsam erscheinen – aber wenn man sich näher mit ihnen beschäftigt, merkt man, dass auch sie Bedürfnisse haben, wie größere Haustiere.