Kunst ist für Katya Frei ein fortlaufender Prozess, eine Schau-Übung, ein Sich-Versenken in Techniken und den Moment. Seit ihrem elften Lebensjahr übt sich die aus Weißrussland (Belarus) stammende Künstlerin darin, die Wirklichkeit so exakt wie nur möglich festzuhalten: „In Weißrussland mussten wir jeden Muskel, jeden Knochen im menschlichen Körper kennen, bevor wir zu zeichnen anfangen durften. Meine Basis ist also sehr klassisch und ich versuche, dies in meine Arbeit einfließen zu lassen. Ich mag es, meine Fähigkeiten auszubauen und immer noch mehr zu lernen.“
Sendungshinweis:
Kärnten heute, 5.3.2024
Positiv überrascht von Klagenfurt
Frei wuchs in Khoiniki, ganz nah an der ukrainischen Grenze und nur 100 Kilometer von Tschernobyl entfernt, auf. Als sich die Künstlerin vor einigen Monaten gemeinsam mit ihrem Mann dazu entschied, von Wien nach Klagenfurt ziehen, rieten Familie und Freunde vehement davon ab: „Alle waren extrem überrascht, weil die Leute das normalerweise andersherum machen. Viele unserer Freunde sind von Kärnten nach Wien gezogen. Die Argumente lauteten: Die Stadt ist klein, euch wird vielleicht langweilig. Aber seit wir hier sind, gab es keinen Tag des Bedauerns. Es ist sogar viel besser als gedacht.“
Fasziniert von alten Techniken
Vor allem alte Techniken faszinieren die 29-Jährige. Lithografien, Holzschnitte, Drucke – die Arbeitsbedingungen im Atelier von Meinhard Taumberger sind wie geschaffen für die Künstlerin und auch weit besser als in Wien. So lässt sich von einer 170 Jahre alten Kniehebel-Druckpresse dort nur träumen. „Die Geräte sind wirklich selten und schwer zu finden. Sie sind auch schwer zu warten. Es ist, als ob man einen unerwarteten Schatz finden würde. Ich liebe diese Maschinen sehr und möchte so viel Zeit wie möglich an ihnen verbringen.“
Kein Problem mit Motiven
Wie eine Sammlerin rückt die 29-Jährige das scheinbar Nebensächliche in den Mittelpunkt. Es geht um Strukturen, Formen, Farben oder Schatten, die sie zuerst mit dem Handy und dann in ihren Arbeiten festhält: „Weil ich den Moment nicht vergessen möchte. Auf diese Weise habe ich nie ein Problem, das nächste Motiv für meine Arbeit zu finden. Und es hilft, die Angst vor dem leeren Blatt Papier loszuwerden.“
Kärnten heute Katya Frei
Die Arbeiten der letzten acht Jahre sind nun zum ersten Mal in Kärnten ausgestellt. Bis 19. März sind Katya Freis Werke unter dem Titel „Zwischen Leben und Vergehen“ in der Galerie Markushof in Villach zu sehen.