Eisfotograf Edo Piantadosi
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„Servus Srecno Ciao“

Eisfotograf Edo Piantadosi

Schnee und Eis bringen nicht nur Wintersportlern Freude. Edoardo Piantadosi aus Tarvis hat es sich zur Aufgabe gemacht, das vergängliche Glitzern in seinen vielen Facetten bildlich festzuhalten. Bei den Weissenfelser-Seen findet er jede Menge Motive.

Edo Piantadosi entwickelte im Laufe der Jahre seinen ganz eigenen Blick auf das für ihn Wesentliche, das seine Fotos prägt. Die Realität so abzubilden, wie sie ist, liegt ihm fern. Er will die individuelle Schönheit der Formen, die Grafik, die Komplexität oder Einfachheit in der Natur betonen.

Flugaufnahme Weissenfelser Seen Laghi di Fusine
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Gehirn als „Gewohnheitstier“

"Oft passiert es mir, dass jemand fragt: „Wo hast du dieses Foto gemacht?" Und wir waren zusammen, als ich es gemacht habe. Also ist es eine Frage, wie man die Dinge betrachtet. Und das ist etwas, worin man sich üben muss, weil das Gehirn dazu neigt, im Allgemeinen Dinge zu betrachten, die es kennt, auf die Art und Weise, wie es sie kennt. Das ist natürlich einfacher.“

Gefrorener Nebel
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„Galaverna“ wird der Raureif auf Italienisch genannt.

Auf der Suche nach neuen Perspektiven

„Aber wenn man sich ein wenig konzentriert, auch weiß, was man fotografieren möchte, welchen Effekt man erzielen möchte, dann kann man auch verschiedene Fotos machen, auch wenn sie vom selben Motiv sind. Es ist immer noch Eis, aber aus einer etwas anderen Perspektive betrachtet.“

Sendungshinweis:

„Servus, Srecno, Ciao“, 17.2.24

Jede Jahreszeit hat für sein fotografisches Auge einen besonderen Reiz, sagt Edo Piantadosi: „Im Winter mag ich die Form des Eises sehr. Dann fotografiere ich fließendes Wasser oder Seen, also eine langsame Bewegung, und all die Reflexionen, die es im See gibt, mit dieser langsamen Bewegung oder in Flüssen, wo das Wasser viel schneller, turbulent bewegt ist. Das sind die Dinge, die ich am liebsten mag, also im Allgemeinen Wasser.“

Servus Srecno Ciao vom 17. Februar

Seine ersten fotografischen Experimente führte er noch mit einer Analogkamera durch. Die digitale Fotografie eröffne ihm aber ganz neue Ausdrucksformen: „Es gibt viel mehr Möglichkeiten, weil man denken kann: ‚Ich werde es später am Computer korrigieren.‘ Also ist es viel einfacher geworden. So habe ich angefangen, Fotos auch fast professionell zu machen.“

Eisfotograf Edo Piantadosi
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Edo Piantadosi

Motivsuche in Brüssel und Tarvis

Am liebsten fotografiert er in seiner Heimatregion. Ein Teil seines Lebens spielt sich auch in Brüssel ab, wo er ganz andere Gegebenheiten vorfindet: „Ich mache immer noch Naturfotos. Aber es reicht mir, wenn es einen kleinen Teich oder so etwas gibt. Mit Bäumen, die ins Wasser ragen, die Reflexionen erzeugen. Wenn es dann auch noch ein wenig Wind gibt kann ich Fotos machen.“ Sightseeing auf seine ganz eigene Art.

Foto von Edo Piantadosi
Edo Piantadosi

Zwei Mal landete er beim Fotografieren schon unfreiwillig im Wasser: „Ich empfehle niemandem, es auszuprobieren. Man riskiert ein Bad und das ist überhaupt nicht angenehm.“ Trotzdem – egal wo er ist, er macht so viele Fotos, wie er kann: „Mein Ansatz ist es, sehr viele Fotos zu machen. Auch weil die Bedingungen, unter denen ich Fotos mache, ein wenig schwierig sind. Zum Beispiel im Fluss mit wenig Licht. Also gelingen die meisten nicht gut. Aber die, die gut gelingen, sind oft interessant.“

Wenn er nicht gerade mit seiner Kamera auf Motivsuche in der Natur unterwegs ist, bearbeitet er seine Bilder in seinem Heimstudio in Tarvis am Computer.

Edo Piantadosi bei der Arbeit am Computer
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Natur-Motive werden zu abstrakten Objekten

Das Endergebnis erinnert ein bisschen an Röntgenaufnahmen, wie man sie von Flughäfen kennt, die den Inhalt der Koffer schemenhaft preisgeben. Edo Piantadosi hingegen bedient sich der digitalen Möglichkeiten, um die Motive aus ihrem ursprünglichen Kontext herauszulösen – alles, was daran erinnert, wird in seinem Bildbearbeitungsprogramm entfernt oder bis zur Unkenntlichkeit stilisiert.

Foto von Edo Piantadosi auf Computermonitor
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Als Beispiel nennt der leidenschaftliche Fotograf Blätter im Eis: „Der Betrachter versteht, dass es sich um einen natürlichen Kontext handelt und wie groß das Blatt ist. Indem ich jedoch all diese Dinge entferne, wird das Foto praktisch abstrakt. Jeder, der es betrachtet, erkennt, dass es natürlich ist, aber versteht nicht, worum es geht. Das hat eine Wirkung auf den Betrachter, der es sich vorstellen und verstehen muss. Dadurch wird er von diesem Foto angezogen.“

Fotos von Edo Piantadosi
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Edo Piantadosi weiter: „Wenn ich zum Beispiel ein Foto von einem einzelnen Detail gemacht hätte, mit etwas Umgebung oder Kontext, würde man sofort verstehen, was es ist. Es wäre ein Foto in der Nähe eines Sees und würde weniger interessieren, da es eine Kategorie ist, die man bereits kennt. Das ist also ein bisschen der Unterschied.“

Ausstellung mit Bildern von Edo Piantadosi
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Temperatur und Wind beeinflussen Fotos

„Gelungene“ Momentaufnahmen zu machen, habe viel mit Glück zu tun. Er will mit seinen Werken aber tiefer gehen und sich intensiv mit den Gegebenheiten auseinandersetzen. „Es muss mehr zu einer Art Studie, kontinuierlicher Beobachtung und Verständnis werden. Du musst verstehen, wann und wo du genau diese Form finden kannst, unter welchen Bedingungen von Temperatur und Wind. Das ist übrigens etwas, das ich sehr mag, durch die Fotos auch die Form der Natur zu verstehen“, so Fotokünstler Edo Piantadosi.

Mehrere Ausstellungen hat er bereits absolviert. Sein Traum wäre es, seine Bilder irgendwann auch in Österreich auszustellen.