Handtasche aus Holz
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„Servus Srecno Ciao“

Handtaschen aus Holz und Leder

In Sutrio in der Region Karnien hat die Holzverarbeitung lange Tradition. Viele Betriebe sehen sich mit Nachwuchssorgen konfrontiert, nicht jedoch die Tischlerei von Familie Magnani. Sohn Nicola versucht sich als Designer und will sich mit handgefertigten Taschen aus Holz und Leder einen Namen machen.

Unweit von Tolmezzo befindet sich die heute rund 1.200 Einwohner zählende Gemeinde Sutrio im Valle del But. Sie liegt an der alten Römerstraße Via Julia Augusta, die in der Regierungszeit von Kaiser Augustus angelegt wurde. Von Aquileia ausgehend, führte sie nordwärts über Iulium Carnicum und den Plöckenpass bis ins Kärntner Drautal. Holz spielt seit jeher eine wichtige Rolle als Einnahmequelle.

Nicola Magnani bei der Arbeit in seiner Werkstatt
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Nicola Magnani in seiner Werkstatt

29-Jähriger Tischler mit kreativen Ideen

Heute gibt es in der Gemeinde noch an die zehn holzverarbeitende Betriebe und Tischlereien. Man sei bemüht, die uralte Handwerkstradition am Leben zu erhalten, sagt Fiorenza Magnani: „Es gibt nicht so viel Generationswechsel. Den jungen Leuten gefällt die manuelle Arbeit nicht so sehr. Ich denke, dass es überall auf der Welt dieses Problem gibt.“ Ihr Sohn Nicola will dafür sorgen, dass sein Heimatort durch sein Zutun weiter an Bekanntheit gewinnt. Im familieneigenen Betrieb erlernte der 29-Jährige das Tischlerhandwerk. Doch irgendwann waren ihm Möbel, Treppen und Einrichtungsgegenstände einfach zu wenig.

Fiorenza
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Fiorenza Magnani

Mutter hielt Holztaschen zunächst für zu schwer

Seine größte Unterstützerin aber zugleich auch härteste Kritikerin ist seine Mutter Fiorenza. Als er ihr während der Pandemie, als es weniger traditionelle Aufträge gab, von seiner neuesten Geschäftsidee – Taschen aus Holz – erzählte, war sie zunächst skeptisch, gibt sie zu.

Servus Srecno Ciao vom 17. Februar

„Ich dachte, dass sie zu schwer sein würden. Die Taschen der Frauen sind ja von sich aus meistens schwer genug mit all den Dingen, die wir hineinstecken. Eine Holztasche erschien mir eine etwas absurde Idee – typisch für Männer, würde ich sagen. Er hat mich dann den Prototypen ausprobieren lassen und sie war tatsächlich leichter als meine Ledertasche, also habe ich grünes Licht gegeben und er hat angefangen“, sagt Fiorenza Magnani.

Handtaschen aus Holz von Nicola Magnani
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Die Handtaschenkollektion von Nicola Magnani

„Alles entstand aus einem Scherz heraus“

Aber wie kam der Jungdesigner überhaupt darauf, ausgerechnet Taschen aus dem sonst eher als massiv und sperrig anmutenden Material zu fertigen? Wie so oft war es zuerst eine Spielerei. „Alles ist aus einem Scherz heraus entstanden, indem ich angefangen habe, eine Tasche einer Freundin zu kopieren und mich davon inspirieren zu lassen. Ich dachte mir, okay, ich versuche es mal aus Holz, einfach nur zum Spaß. Am Ende fand die Tasche dann Anklang. Sie gefiel verschiedenen Leuten und so begann ich, weitere Modelle zu entwickeln, eins nach dem anderen“, so Nicola Magnani.

Sendungshinweis:

„Servus, Srecno, Ciao“, 17.2.24

Mittlerweile umfasst seine Kollektion acht Modelle in unterschiedlichen Farben und Formen. Für die hölzernen Körper der Taschen verwendet er heimische Holzarten, zum Beispiel Schadholz, das vor fünf Jahren durch den Föhnsturm Vaia anfiel: „Wir haben damals einige Kubikmeter Eichenholz gesammelt und sehr dünn zugeschnitten, um es für die Taschen zu verwenden. Auf diese Weise haben wir etwas von dem Holz gerettet, das sonst verloren gegangen wäre.“

Junge Frau mit Holzhandtasche
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Auch exotische Hölzer kommen zum Einsatz

Auch exotischere Holzarten – aus Afrika oder indische Palisander-Hölzer kommen in seiner Werkstatt zum Einsatz. Was immer das Herz seiner Kunden begehrt – alles wird maßgeschneidert und handgefertigt. „Für die Taschen verwende ich hauptsächlich Eiche, einheimische Walnuss, Apfelbaum und es gibt auch eine große Nachfrage nach indischem Palisander, der eine sehr besondere Maserung hat und sehr geschätzt wird. Früher wurde er in Triest für die Herstellung hochwertiger Möbel verwendet. Ich betrachte es sozusagen aus einer anderen Perspektive“, sagt Nicola Magnani.

Nicola Magnani
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Nicola Magnani

Gut einen Arbeitstag braucht er für eine Tasche. Bei der Vorbereitung der Lederteile wird er von Handwerkern aus der Gegend unterstützt. Die Endfertigung übernimmt Nicola Magnani dann wieder selbst. Die Teile werden entweder vernäht oder geklebt – je nach Ausführung. Dabei ist viel handwerkliches Geschick gefragt: „Mit Maschinen kann man zwar einiges schneiden, aber die Endmontage erfolgt von Hand, wie früher einmal.“

Holz für Handtasche wird zugeschnitten
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Die Entwicklung neuer Modelle sei jedes Mal eine Herausforderung, so der Jungdesigner: „Wir müssen über die Besonderheit des Holzes hinausgehen, das steif ist. Man muss es biegen und auf eine andere Art bearbeiten, das ist auch für einen normalen Tischler schwierig, weil er ja normalerweise mit Holzbrettern oder -platten arbeitet.“

Im vorigen Jahrhundert zählte Gaudenzio Straulino, genannt „Teno“, zu den geschicktesten Holzschnitzern im Ort. Anfang der 40er-Jahre baute er für seine Söhne ein besonderes Weihnachtsgeschenk: Die Krippe von Teno. Noch heute ist sie für Besucher zugänglich. Viele der Holzfiguren bewegen sich und stellen die traditionellen Bräuche des Dorfes dar. 2022 machte Sutrio auch durch eine Krippe für den Vatikan mit riesigen hölzernen Figuren international auf sich aufmerksam. Nicola Magnani will ebenfalls mit seinen Taschen seine Heimatgemeinde bekannter machen.