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Kultur

Das Sichtbarmachen der Menschenwürde

Schon seit ihrer Kindheit begleitet Barbara Ambrusch-Rapp der Wunsch, sich künstlerisch zu betätigen. Doch erst mit Mitte 30 machte die heute in Velden lebende Klagenfurterin Kunst zu ihrem Beruf. Ihre künstlerischen Ausdrucksformen sind vielfältig, im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Würde des Menschen.

Die 52-Jährige wuchs auf einem Bauernhof in dem zweisprachigen Dorf Maria Elend im Rosental auf. Mit ein Grund, warum der Mund in ihrer figurativen Malerei oft das zentrale Motiv ist: „Der Mund kommt sehr oft vor, das hat vielleicht auch mit meiner Vergangenheit zu tun, weil als Mädchen am Bauernhof, da hat man gefälligst nicht vorlaut zu sein. Deshalb kommt der Mund meistens als Großmaul oft in meinen Arbeiten vor.“

Sendungshinweis:

Kärnten heute, 5.1.2024

„Hätte mir das am Sterbebett nie verziehen“

Ambrusch-Rapp zog sehr früh von zu Hause aus und musste bald Geld verdienen. Den Traum von einer künstlerischen Ausbildung konnte sie zuerst nicht verwirklichen. Dann, als sie mit ihrer Tochter schwanger war, beschloss sie, ihr Leben zu ändern: „Da dachte ich mir, jetzt muss ich den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, weil wenn ich das jetzt nicht tue, wann dann und ich hätte mir das am Sterbebett nie verziehen, wenn ich es nicht probiert hätte. Jetzt kann ich meinen Traum leben, das klingt kitschig, aber das war immer das, was ich wollte.“

Barbara Ambrusch-Rapp
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Barbara Ambrusch-Rapp

„Ich kann auch nicht die Welt retten“

Seitdem ist die 52-Jährige als freischaffende Multimediakünstlerin tätig, die mit ihrer eigenen Symbolik Kritik am System übt: „Ich kann auch nicht die Welt retten, ich kann nur über meine Kunst und über öffentliche Aktionen versuchen, meine Intentionen weiterzubringen, sie zu transportieren und sichtbar zu machen.“

So habe sie zum Beispiel in St. Jakob im Rosental, in der Kirche in St. Peter, eine große Installation zum Thema Kärntner Sloweninnen und Slowenen gebaut: „Eine Tochter hat da ihre Eltern hingeschickt in die Ausstellung und danach hat die Tochter bei mir angerufen und gesagt, großartig, dass es die Ausstellung gibt. Meine Eltern haben sich das angeschaut und danach erstmals von früher erzählt.“ Das seien für die Künstlerin wenige, aber sehr wertvolle Momente wo sie das Gefühl hat, schon etwas zu bewirken.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Mund groß
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Der Mund ist oft ein Motiv in Ambrusch-Rapps Arbeiten
Künstlerin bei der Arbeit
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Barbara Ambrusch-Rapp bei der Arbeit
Bild groß
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Wichtiges Thema ist für die Künstlerin die Menschenwürde
Cyborgs
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Miniatur-Cyborgs

„Wir wissen nicht, was in 100 Jahren sein wird“

Besonders wichtig ist der Künstlerin die Menschenwürde, die ein sehr starkes Thema in ihren Arbeiten ist: „Das hat mit meiner Herangehensweise an die Arbeit zu tun. Bei mir ist es nicht so, dass ich sage, ich will ein Bild malen oder eine Performance gestalten. Bei mir entscheidet das Thema, in welcher Disziplin es am besten funktioniert.“

Portrait Barbara Ambrusch Rapp

Neben ihrer figurativen Malerei machen auch Installationen und „Miniatur-Cyborgs“ ihre Wahrnehmung zu den Themenbereichen Diskriminierung, Würde und Menschenrechte sichtbar: „Die Cyborgs, sind so wie man sie kennt, also menschliche Figuren, die sich mit technischen Aspekten verbinden. Inzwischen bin ich dazu übergegangen, auch Pflanzen und Tiere mit reinzunehmen. Ich versuche mit diesen Objekten auch die Ungewissheit sichtbar zu machen, denn wir wissen nicht, was in 30 oder in 100 Jahren sein wird.“