Meldet sich niemand für die Urnen, werden die Angehörigen mehrmals kontaktiert, über die Gemeinde wird auch nach Adressen gesucht. Immer wieder gibt es aber keine Rückmeldung, so Walter Egger von der Bestattung Kärnten. Es sei traurig, dass man Urnen aufbewahre, die zwar eine Abschiedszeremonie gehabt hätten, aber dann vergessen worden und teilweise seit Jahrzehnten nicht abgeholt worden seien.
„Der finanzielle Hintergrund dürfte bei diesen Urnen nicht die Rolle spielen. Es ist vielmehr so, dass die alte Generation vereinsamt, dass kein Hinterbliebener da ist oder er nicht mehr in der Lage ist, eine Urnenbeisetzung durchzuführen.“ Dabei handle es sich um einen städtischen Trend: „Am Land ist dieses Phänomen noch nicht beobachtbar.“
Vergessene Urnen
Eine Urne wartet seit 40 Jahren
Eine der gelagerten Urnen hätte schon vor mehr als 40 Jahren beigesetzt werden sollen, sagte Egger: „Wir wissen, dass es da einen Angehörigen gibt und versuchen immer wieder, diesen zu kontaktieren. Wenn derjenige es so entschieden hat, dass er sich darum nicht kümmern will, dann bleibt nichts anderes übrig, als dass wir mit Hilfe der städtischen Friedhofsverwaltung diese Beisetzung irgendwann einmal durchführen, weil wir glauben, dass es jeder Mensch verdient hat, eine letzte Ruhestätte auf einem Friedhof zu haben.“
Sendungshinweis:
Kärnten heute, 13.12.2023
In ganz Kärnten sind es mehr als 20 Urnen, die nie abgeholt wurden und es werden immer mehr. In den Städten und den Gemeinden gebe es überall Gemeinschaftsanlagen, sagte Egger: „Und wenn niemand für eine Bestattung Obsorge trägt, dann ist es Aufgabe der Gemeinde oder der Stadt, einen solchen letzten Ruheplatz kostenlos zur Verfügung zu stellen.“
Drei Viertel Feuerbestattungen
Rund 4.600 Menschen sterben jedes Jahr in Kärnten, der Anteil der Feuerbestattungen liegt bereits bei 75 Prozent. Zukünftig sollen Urnen, um die sich mehr als zehn Jahre niemand gekümmert hat, auf dem Waldfriedhof in Villach mit einer kleinen Zeremonie in einer Gemeinschaftsgruft beigesetzt werden. Pfarrer Kurt Gatterer sagte, viele Menschen leiden an Einsamkeit, manche werden in hohem Alter auch einfach vergessen, das sei traurig.
Würdevolle Beisetzung in Gemeinschaftsgrab
Sabrina Laure ist die Leiterin der Friedhöfe Villach: „Die Stadt Villach bietet jenen Menschen, die keine eigene Grabstätte haben, eine pietätvolle, würdevolle Beisetzung. Deswegen wurde die Gemeinschaftsanlage geschaffen.“
Etwa 2.500 Urnen wurden in der Gemeinschaftsgruft schon beigesetzt. Es ist eine letzte Ruhestätte für Menschen, die am Rande der Gesellschaft lebten. Im kommenden Jahr werden hier wieder einige der vergessenen Urnen ihren Platz finden. Es sei denn, es erinnert sich doch noch jemand an den Menschen.