Druckkochtöpfe auf Eis
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„Servus Srecno Ciao“

Curling mit Druckkochtöpfen

In der Gemeinde Ronchi dei Legionari in der Provinz von Görz erfreut sich im Winter das „Curling Bisiac“ großer Beliebtheit. Es handelt sich um eine Mischung aus Curling und dem Boccia-Spiel. Zum Einsatz kommen gefüllte Druckkochtöpfe als Schussobjekte.

Vor elf Jahren taten sich einige Händler aus Ronchi dei Legionari zusammen und gründeten den Verein „Ronchi Live“ mit dem Ziel, verschiedene Freizeitaktivitäten für die Bevölkerung anzubieten. Mit Hilfe einer Förderung aus der Region Friaul Julisch Venetien wurde für den Winter eine Eislaufbahn errichtet. Aber Eislaufen, Eishockey und Co. alleine war den Initiatoren irgendwann zu gewöhnlich.

Michele Poloni
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Michele Poloni

Originale Curling-Steine zu teuer

Es entstand die Idee, die Sportart Curling anzubieten, die sich seit der Olympiade von Turin 2006 in Italien immer größerer Beliebtheit erfreute, erinnert sich der Vereinsobmann Michele Poloni: „Die originalen Curling-Steine waren aber einfach zu teuer.“

Sendungshinweis:

„Servus, Srecno, Ciao“, 9.12.23

Bei einer Vereinssitzung in einer Trattoria kam dann – ausgerechnet aus der Küche – die zündende Idee. „Der Koch servierte das Essen in einem Druckkochtopf und wir haben uns gesagt, warum probieren wir es nicht einfach damit?“ Gesagt getan – keine so abwegige Idee, ist doch die Optik eines Druckkochtopfs und jener eines Curling-Steins von der Form her sehr ähnlich und beide haben einen Griff. „Wir haben also einfach damit angefangen und es wurde ein großer Erfolg“, sagt Michele Poloni.

Seit 2013 gibt es in Ronchi dei Legionari jedes Jahr die Bewerbe des „Curling con le tomiche“, wie die Druckkochtöpfe im örtlichen Dialekt genannt werden – ein Begriff, der sich vom Italienischen „atomica“ ableitet.

Druckkochtöpfe für das „Curling Bisiac“
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Haushaltsübliche, aber einheitliche Druckkochtöpfe kommen zum Einsatz

Am Anfang brachte jeder seinen Druckkochtopf mit

Zu Anfangszeiten brachten die Spieler ihre Druckkochtöpfe noch von zu Hause mit, ein ziemliches Chaos war die Folge, erinnert sich Michele Poloni: „Einer war höher, der andere niederer, einer leichter und der andere schwerer. Der eine füllte sie mit Minestrone, der andere mit Schnee usw.“

Eine einheitliche Regelung musste her – seither werden alle vier Druckkochtöpfe, die jedes Team beim Wettkampf zur Verfügung hat, vom Verein zur Verfügung gestellt, damit für alle die selben Bedingungen gelten. Michele Poloni verrät das „Geheimnis“ um ihren Inhalt: Es ist nicht etwa Essbares, sondern Säckchen voller Blei, so wie sie sonst Jäger verwenden. „Jedes Säckchen hat an die fünf Kilo. An der Unterseite sind die Druckkochtöpfe mit einem Netz verstärkt, damit sie besser über das Eis gleiten.“

Bleisäckchen in Druckkochtopf
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Säckchen mit Blei sorgen für ausreichend „Kampfgewicht“

Wer die meisten Punkte erreicht gewinnt

Gespielt wird immer zu viert. Die Regeln sind eine Mischung aus denen des Boccia-Spiels und dem echten Curling. So wird zum Beispiel – wie beim echten Curling – mit kleinen Besen das Eis kurz vor dem Ziel geglättet. Denn es geht meistens um wenige Zentimeter. „Ziel ist es, sie möglichst nahe an die drei farbigen Kreise heranzubringen: der rote im Zentrum bringt fünf Punkte, der weiße drei und der blaue Kreis einen Punkt“, sagt Michele Poloni.

„Jede Mannschaft, die aus vier Spielern besteht, hat vier Druckkochtöpfe zur Verfügung. Jeder Spieler macht jeweils sechs Hin- und sechs Rückspiele. Die Punkte werden von einem Schiedsrichter, der auch die Einhaltung der Regeln überwacht, zusammengezählt und wer die meisten hat gewinnt“, erklärt Michele Poloni.

Wettkampf beim Curling Bisiac
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Bei den Wettkämpfen ist nicht nur für die Spieler auf dem Eis Spaß garantiert

Vorbereitung ist alles, damit es auch dazu kommt, ist Vincenzo Borgia, der frühere Vereinsobmann, überzeugt: „Sonst gab es immer nur eine Bahn, auf der man tagsüber eislaufen konnte und am Abend fanden darauf die Wettkämpfe statt. Heuer gibt es eine eigene Curling-Bahn, wo tagsüber alle Mannschaften trainieren. Sie ist fast immer ausgebucht“, sagt Vincenzo Borgia.

Druckkochtöpfe am Eis beim Curling Bisiac
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So sehen die Ringe aus, in die die Druckkochtöpfe geschossen werden müssen

Jeder kann mitmachen

Elisabetta „Betty“ Spanghero spielt selbst mit und kommentiert die Wettkämpfe für die Zuschauer: „Sicher ist es auch etwas für Frauen, weil man nicht besonders stark oder kräftig sein muss. Jeder kann mitmachen – Senioren, Kinder, Frauen, Männer. Es ist immer sehr sehr lustig.“

Tätowierung der „Adulatori“
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Das ist das Logo der Mitglieder der Gruppe „Adulatori“

Vereinsoutfits erinnern an Faschingskostüme

Das liegt auch an der Optik der Teilnehmer, jede Gruppe hat ein eigenes Outfit, das teilweise an Faschingsverkleidungen erinnert. Bei den Mitgliedern der Gruppe „adulatori“, also der „Schmeichler“, geht die Leidenschaft für den gemeinsamen Sport im wahrsten Sinne des Wortes bis unter die Haut.

Wie seine Teamkollegen ließ sich auch Giancarlo Poropat einen verliebten Stier mit Rose im Maul tätowieren: „Wir alle fühlen uns mit unserer Mannschaft sehr verbunden, also hatten wir die Idee, uns unser Logo als Tätowierung stechen zu lassen – als bleibende Erinnerung.“

Mitglieder der Curlingteams beim Zuschauen
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Betty Spangero und ein Spielerkollege mit seiner „Vereinsuniform“

Hoffen auf Eintrag in Guinnesbuch der Rekorde

Nicht nur sie würde darauf hoffen, dass das „Curling Bisiac“ irgendwann ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen wird. „Wir haben heuer 59 Mannschaften und 590 Teilnehmer, sowie zahlreiche Wettkämpfe pro Tag. Das ist eine sehr intensive Sache innerhalb eines Monats – und etwas Einzigartiges in der gesamten Region“, sagt Betty Spanghero.

Wer als Zuschauer einmal selbst live dabei sein möchte hat noch bis 7. Jänner Gelegenheit dazu – beim „curling bisiac“ in Ronchi dei Legionari.