Gebirgsstellung im Themenpark Pontebba
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Spuren des I. Weltkriegs zu besichtigen

In Pontebba-Pontafel-Tablja hat sich während des Ersten Weltkrieges die Kriegsfront befunden. Ein eigener Themenpark gibt Aufschluss über die Geschehnisse zwischen 1914 und 1918. Am Sonntag wird ein neuer Abschnitt eröffnet. Auch Kärntner Soldaten waren hier stationiert.

Pontebba/Pontafel/Tablja war einst eine geteilte Stadt. Die Trennung erfolgte aber nicht erst während des Krieges, wie zum Beispiel in Radkersburg in der Steiermark. Schon viel früher gab es ein italienisches/venezianisches Pontebba auf der einen Seite und ein österreichisches/kärntnerisches Pontafel auf der anderen Seite des Pontebbana-Bachs. Die Staatsgrenze befand sich in der Mitte der Brücke. 1915 wurde sie – wie andere Übergänge – von österreichischen Truppen zerstört, um ein Vordringen der Italiener zu verhindern.

Krieg in Pontebba
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Pontafel/Pontebba im I. Weltkrieg

Straße nach Kommandanten benannt

Um die feindlichen Truppen rechtzeitig zu erspähen, überwachten sie die Gegend vom sogenannten Bombaschgraben aus. Er befindet sich hoch über Pontebba-Pontafel-Tablja in Richtung Nassfeld, so Flavio Azzola: „Die heutige Straße von der Brücke bis hier herauf wurde zwischen 1915 und 1917 erbaut. Sie trägt den Namen Krasel-Straße, so hieß der damalige Kommandant, der für die gesamte Gegend rund um das Nassfeld verantwortlich war.“

Flavio Azzola
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Flavio Azzola

Im Bombaschgraben gab es schon vor Kriegsbeginn einen Posten zur Grenzüberwachung. Bis die Frontlinie später nach Kobarid/Caporetto weiterverlegt wurde, herrschte im Canal del Ferro, dem Eisenkanal, die „Hochphase“ der Kämpfe – das war zwischen Mai 1915 und Oktober 1917. „Aus alten Aufzeichnungen wissen wir, dass es hier zwei Kanonen mit neun Zentimeter Durchmesser und sechs Maschinengewehre gab“, erzählt Simone Del Negro. Er ist Mitglied des Vereins „Was die Berge zurückgeben“. Viele Stunden verbrachte er gemeinsam mit anderen Helfern, um in den vergangenen zehn Jahren den Themenpark für die Besucher zugänglich zu machen.

Artilleriegeschütz in einer Höhle
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Artilleriegeschütze waren in Höhlen versteckt und vor der Witterung geschützt

Artillerie-Höhlen zu besichtigen

Sechs ehemalige Artillerie-Höhlen können besichtigt werden. Hier waren vorwiegend Soldaten aus Kärnten, dem Salzburger Land und aus der Steiermark stationiert, auch einige des 7. Khevenhüller-Regiments, das zu den bedeutendsten in der österreichisch-ungarischen Armee zählte, sagt Simone Del Negro.

Artilleriehöhle heute
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Die Höhle ist heute wieder zugänglich

Viele von ihnen stammten also aus der näheren Umgebung. Sie setzten alles daran, ihre Familien und ihre Häuser und Grundstücke zu verteidigen. Diese befanden sich entweder im heutigen Kärnten oder unmittelbar vor ihnen in Pontafel. Der Ort war zur damaligen Zeit „Niemandsland“.

Neuer Teil des Themenparks zuvor verschüttet

Insgesamt 400 Meter lang ist der zuletzt erschlossene Abschnitt des Themenparks – dazu zählt ein Schützengraben und zwei neue Artillerie-Höhlen sind dazugekommen, eine davon war hundert Jahre verschüttet und wurde erst durch Zufall entdeckt. Simone Del Negro sagt, man müsse sich vorstellen, wie es die Soldaten in den ehemaligen Artillerie-Stellungen ausgehalten haben, ganze Tage unter ständigem Beschuss.

Servus, Srecno, Ciao aus Pontebba und Monfalcone

Die Unterkünfte der Soldaten trugen Namen wie „Villa Olga“, „Villa Gabi“, benannt nach ihren Ehefrauen oder Verlobten in der Heimat. In der „Villa Fürchterlich“, die wohl wegen ihrer exponierten Lage so hieß, wird am Sonntag ein Krankenlager wie anno dazumal aufgebaut. 30 uniformierte Komparsen werden mit Originalrequisiten nachstellen, wie das Leben der Soldaten in den Wäldern des Bombaschgrabens so war.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao; 24.6.2023

Besucher können aus der Feldküche naschen

In einer originalgetreuen Feldküche wird für die Besucher Kartoffelgulasch zubereitet – serviert wird es im Blechnapf, den früher ja jeder Soldat besaß und der auf Italienisch „gavetta“ genannt wird, sagt Simone Del Negro. Die Besichtigung des sogenannten „Bombaschgrabens“ im Ortsteil Gamischen startet um 9.30 Uhr. Ab 9 Uhr verkehren Pendelbusse von unterschiedlichen Ausgangspunkten in Pontebba oder auf italienischer Seite des Nassfelds. Festes Schuhwerk und Trittsicherheit werden empfohlen.

Pontafel wurde von Pontebba eingemeindet

Pontebba-Pontafel wurden erst Jahre, nachdem das Kanaltal 1918/19 zu Italien kam, unter dem Namen Pontebba zusammengelegt. Das kleinere Pontafel wurde 1924 vom größeren Pontebba eingemeindet. Historisch Interessierte können auch in einer permanenten Ausstellung im Rathaus mehr über das Weltkriegsgeschehen in der Gegend erfahren. Geöffnet ist sie am Sonntag zwischen 9 und 18 Uhr.