Begonnen hat alles vor sieben Jahren, als Esel-Züchter Neven Ciganović seinen Tieren eine besondere Freude machen wollte: „Ich stellte ihnen einen Weihnachtsbaum ins Gehege – bis zum nächsten Morgen hatten sie ihn komplett weggefressen. Zuerst war ich enttäuscht, weil ich dachte, sie hätten meinen eigentlichen Plan mit der Weihnachtsstimmung missverstanden. Aber dann begriff ich, dass ich eigentlich froh sein muss, dass ich ihnen ein Festmahl beschert und gleichzeitig dafür gesorgt habe, dass wir nach Weihnachten weniger Müll haben. Sie haben das sozusagen über Nacht erledigt.“
Sendungshinweis:
„Servus, Srecno, Ciao“ 7.1.23
Es dauerte nicht lange, bis mit den örtlichen Müllentsorgern vereinbart wurde, dass sich die Esel künftig der entsorgten Christbäume annehmen würden, die nach Weihnachten die Straßen säumen.

Kratzige Bäume bevorzugt
Egal ob Esel-Babies oder ältere Tiere – die nadeligen Leckereien treffen offenbar genau ihren Geschmack, sagt Neven Ciganović: „Sie bevorzugen kratzigere Bäume gegenüber jenen mit weicheren Nadeln. Ich weiß nicht warum – das ist einfach so.“
Servus Srecno Ciao am 7. Jänner 2023
Der Züchter sagt, er habe auch beobachtet, dass sie Bäume, die in Raucherbereichen stehen, eher verschmähen und erst dann verzehren, wenn sie etwas frische Luft abbekommen haben.

Nadeln liefern viel Vitamin C
Tierärztin Tanja Sever sieht immer wieder am Hof von Neven Ciganović nach dem Rechten. Aus medizinischer Sicht sind die Nadelbäume ein gut bekömmlicher Snack für die Tiere, vor allem, weil sie viel Vitamin C enthalten: „Im Winter fehlt es ja an grünem Gras zum Weiden, also ist das eine mehr als willkommene Nahrungsquelle. Andererseits helfen die essentiellen Öle der Nadeln gegen Parasitenbefall. Es ist eine willkommene Abwechslung für sie – neben dem Heu und Stroh, das sie sonst bekommen.“
An die 3.000 Bäume pro Saison werden hier angeliefert, sagt Neven Ciganović: „Das Beste ist, dass durch diese Art des Recyclings fast keine Abfälle zurück bleiben.“

Natürliche Wurm-Kur
Auch in Glanhofen bei Feldkirchen weiß man schon seit Jahrhunderten um die positive Wirkung der Nadeln für die Tiere Bescheid. „Das sind alte Erzählungen von älteren Bauern, die uns das überliefert haben, dass – wenn die die Nadeln fressen – das gleichzeitig eine Wurm-Kur ist. Deswegen freut es uns, dass es die Tiere auch so gern haben und eine doppelte Wirkung dabei haben“, sagt Züchter Martin Treffner. Auf seinem Hof zählen nicht nur Esel, sondern auch Brillenschafe zu den Abnehmern.

Egal ob Tannenbäume oder Fichten – alles, was nach dem Snack übrig bleibt, ist der Stamm. Bis Ostern dürften die Tiere auch heuer wieder gut mit ihrer Leibspeise versorgt sein.