Alte Uniform im Grenzmuseum
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Neues Grenzmuseum in Tarvis

Die Grenzen in Europa sind schon lange gefallen, nun sind sie auch im Museum angekommen. Am ehemaligen Grenzübergang von Coccau-Thörl-Maglern gibt es seit kurzem ein Museum, das die Geschichte des Grenzgebietes dokumentiert. Umgesetzt wurde es im Zuge eines Interreg-Projekts gemeinsam mit der Gemeinde Arnoldstein.

Die sprichwörtlichen Kirschen in Nachbars Garten waren im Dreiländereck scheinbar schon immer besonders süß. Viele können sich wohl noch daran erinnern, wie es früher einmal war, wenn man nach einem Restaurant- oder Marktbesuch in Tarvis zurück nach Kärnten fuhr, mit Errungenschaften im Gepäck, die nicht immer verzollt wurden. Jeans, Wein, Ledertaschen, die es zu dem Preis in Österreich nicht gab.

Monika Tschofenig-Hebein
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Damals schmuggelte fast jeder

Daran erinnert sich auch Monika Tschofenig-Hebein: „Es war ein gewisser Anreiz da. Man hat gewusst, man darf es nicht machen, aber jeder hat es gemacht. Und die Pizza und der Kaffee haben damals schon in Italien ganz anders geschmeckt, auch wenn man direkt nur hundert Meter entfernt ist. Das hat es das ausgemacht – man fährt ins Ausland und man genießt dort die Kulinarik.“ Unvergessen auch die kilometerlangen Staus im Sommer, alles musste über die Bundesstraße rollen.

Der Tarviser Markt vor einigen Jahrzehnten
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Tarviser Markt
Der Tarviser Markt vor einigen Jahrzehnten
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Einbalsamierte Affen beschlagnahmt

Nicht immer lief bei den Grenzkontrollen alles reibungslos ab, sagte Giuseppe Di Vora, der Präsident der „Valcanale“-Gesellschaft: „Der berühmte Schauspieler Walter Chiari musste einmal hier an der Grenze einbalsamierte Affen abgeben. Es wurde vermutet, dass er darin Drogen schmuggeln wollte. Dem war nicht so und er durfte sie nach einer Zeit wieder abholen. Er brachte den Zöllnern eine Steige Bananen mit.“

Das Grenzmuseum
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Das Grenzmuseum

Es sind Geschichten wie diese und Relikte, die an die Grenzkontrollen erinnern, die in der Ausstellung im Mittelpunkt stehen, sagt Renato Carlantoni: „Ich habe gerne die Uniform meines Vaters, die ich aufbewahrt habe lange Jahre – er ist schon seit 31 Jahren gestorben – die habe ich gerne zur Verfügung gestellt ins Museum. Das ist auch ein Stück Geschichte, die damit weiter lebt.“

Uniform im Grenzmuseum
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Blick ins Museum

Schau bis zur Römerzeit zurück

Insgesamt reicht die Schau zurück bis ins zweite Jahrhundert nach Christus und dokumentiert das Leben der Römer in der Gegend von Pontebba/Pontafel und wie im Laufe der Jahrhunderte der grenzübergreifende Austausch zwischen den Nachbarregionen ablief. Ein Besuch im Museum ist bis Mai nach Voranmeldung möglich. Danach wird es täglich geöffnet sein. Führungen gibt es auch in deutscher Sprache.

Servus Srecno Ciao

Der Tarviser Bürgermeister, Renzo Zanette, freut sich, dass das ehemalige Grenzgebäude durch das EU-Interreg-Projekt „IDAGO“ eine neue Verwendung bekam.

Reinhard Antolitsch ist Bürgermeister von Arnoldstein
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Reinhard Antolitsch

Büchersammlung Haid wird präsentiert

Künftig sollen auch vermehrt Radfahrer, die den Alpen-Adria-Radweg nutzen, ins benachbarte Arnoldstein kommen. Für das ein Kilometer lange Teilstück in Arnoldstein-Gailitz investieren Land und Gemeinde insgesamt zwei Millionen Euro. Reinhard Antolitsch, Bürgermeister von Arnoldstein: „Mit diesen beiden Museen wollen wir auch erreichen, dass nicht nur der Sport im Vordergrund steht, sondern auch der Alpen-Adria-Gedanke mit Kulinarik, Kultur, die Geschichte und die Historie von unseren Gästen mitgenommen werden kann.“

Gerhard Leeb mit der Sammlung Haid
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Gerhard Leeb kümmert sich um die Büchersammlung von Hans und Gerlinde Haid

In der Klostergasse 1 in Arnoldstein wird die Sammlung Hans und Gerlinde Haid gezeigt. Gerhard Leeb war ein enger Freund der beiden Alpenforscher und stellte ihre gedruckten Schätze zur Verfügung: „Gezeigt werden Bücher aus dem Alpen-Adria-Raum inklusive Frankreich. Von Märchen über Sagen, Geografie, Kultur, Romane von Schriftstellern aus den Alpen und das ganz Entscheidende ist, was auch zu diesem Dreiländereck passt mit den drei großen Kulturen, die sich da treffen: Die Bücher und Magazine sind in allen Alpensprachen und auch Minderheitensprachen.“

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao; 26.11.2022

Es seien darunter ladinische Bücher genau so wie franko-provencialische, okzitanische,der slowenischen Gailtaler Dialekt genauso wie das Hochslowenisch, so Leeb: "Also wie ich dem Hans das vorgeschlagen habe – er hat ja dann noch zwei Jahre gelebt – war er total begeistert, dass ich den Ort gefunden habe. Hans Haid war der letzte große Alpenforscher, der mit seinem Netzwerk „Pro Vita Alpina" vor allem die kulturellen Hotspots in den Alpen – wobei der das Wort schon hassen würde – erforscht hat. Wir haben viele Sachen in Frankreich oder Italien gemeinsam erforscht.“

Die Büchersammlung Haid
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Die Bücher behandeln den gesamten Alpen-Adria-Raum

Gemeinsame Geschichte

Leb über seinen Freund weiter: „Ihn hat vor allem die Alpenkultur, dieses gemeinsame – vor allem bei den Sagen gibt es in den französischen Alpensagen gibt es die gleichen wie in Slowenien. In Österreich gibt es die gleichen wie in der Schweiz. Diese haben ihn interessiert. Durch diese Kombination Hans und Gerlinde Haid – sie war ordentliche Professorin für Volksmusik – hat das natürlich kongenial zusammengepasst.“ Zu den Büchern gesellen sich auch Bücher aus der Gemeindebibliothek.

Mehr Infos gibt es unter Visit Valcanale(www.visitvalcanale.it), Führungen reservieren kann man auch telefonisch unter (0039) 0428 87 65 36 oder per E-Mail unter info@museitarvisio.it.