Brennendes Grenzgebäude Holmec 1991
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Doku über Krieg an der Grenze

Vor 31 Jahren hat Slowenien im Zehn-Tages-Krieg um seine Unabhängigkeit gekämpft. Kärntens Grenze bei Grablach-Holmec war damals Brennpunkt und Schauplatz. Ein Dokumentarfilm beleuchtet die damaligen Begebenheiten aus unterschiedlichen Perspektiven.

„The other side of wrong – Battle for Holmec“ lautet der Titel des Films. Im Mittelpunkt steht, was damals am Grenzübergang Holmec-Grablach passierte, als Polizisten auf Mitglieder der jugoslawischen JLA-Volksarmee trafen.

Martina Steiner war damals für den ORF Kärnten vor Ort. Sie erinnert sich noch gut an die Geschehnisse entlang der Grenze und daran, dass sie versucht habe, möglichst intuitiv vorzugehen: „Ich habe mir überlegt, wo könnte als nächstes etwas passieren? Was passiert überhaupt? Wie viele Informationen kann ich überhaupt erhalten und wie kann ich das technisch drüberbringen? Wir waren ja im Team mit einem Kameramann und einem Cutter unterwegs und arbeiteten uns von Halbtag zu Halbtag vorwärts. Wir schauen, wo etwas passiert und versuchten so schnell wie möglich alles auf Sendung zu bringen.“

Martina Steiner 1991
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Martina Steiner 1991

Zeugenaussagen entkräften Vorwurf des Kriegsverbrechens

Die Bilder, die Kameramann Ivan Klaric einfing, wurden zum zentralen Element der weltweiten Berichterstattung über die Geschehnisse in Holmec. Sie zeigen, wie das Grenzgebäude in Flammen stand.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao; 30.7.2022

Er nahm auch eine Szene auf, die eine Gruppe von drei JLA-Soldaten zeigt, die weiße Laken als Zeichen der Kapitulation schwenkten, dann fallen Schüsse, man sieht wie sich die Soldaten niederwerfen. Diese Aufnahme löste später eine politische Affäre darüber aus, ob hier ein angebliches Kriegsverbrechen stattgefunden hatte, wie dies der jugoslawische Staatspräsident Slobodan Milosevic behauptet hatte. Der Film widerlegt das mit Zeugenaussagen ehemaliger Gegner.

Brennendes Grenzgebäude Holmec 1991
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Brennende Grenzstation von Holmec

Perdula: Keiner wusste, was passiert

Monatelang recherchierten Regisseur Boštjan Slatenšek und Produzent Viktor Perdula und arbeiteten gemeinsam an dem Film, der unlängst in Slovenj Gradec-Windischgrätz den Protagonisten vorgeführt wurde. Auch wenn er selbst 1991 noch sehr jung war machten ihn die Ereignisse schon damals betroffen, sagte Perdula: „Mein Vater war 1945 elf Jahre alt. Er erzählte viel vom Krieg und welche Spuren er – psychisch, physisch, emotional und geschichtlich hinterlässt.“ Es sei damals eine „spannende Zeit“ gewesen, so der Produzent: „Scheinbar friedliches Ende des Ostblocks und dann fahren plötzlich Panzer auf die österreichische Grenze zu. Keiner wusste, was passiert.“

Regisseur Boštjan Slatenšek und Produzent Viktor Perdula
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Regisseur Boštjan Slatenšek und Produzent Viktor Perdula

Friedliches Zusammentreffen ehemaliger Gegner

Auch aus heutiger Sicht sei der Stoff relevant, sagt der Produzent. Ihn habe er angesprochen, auch um ein Zeichen zu setzen und der jüngeren Generation zu zeigen, was passieren könne, wenn Konflikte entstehen.

Szene aus Film „The other side of wrong – Battle for Holmec“
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Schlussszene aus dem Film „The other side of wrong – Battle for Holmec“

31 Jahre später gibt es ein „Happy End“, das auch im Film zu sehen ist: die ehemaligen Gegner treffen einander an der Grenze, trinken Kaffee und erinnern sich gemeinsam an das, was einst beide Nationen in Angst und Schrecken versetzte. Sie sind wohl froh darüber, dass diese Zeiten längst vorbei sind und ein friedvolles Miteinander im Mittelpunkt steht.