Frau beim Rotwein Pilgerwein trinken
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Chronik

Pilgerwein soll Völker verbinden

Seit mehr als 500 Jahren zieht es Pilger aus der Alpen-Adria-Region jedes Jahr zur Gottesmutter von Maria Luggau. Mitte September ist es wieder soweit. Entlang des Weges gibt es Messfeiern und Labestationen. Dort erhalten die Pilger heuer erstmals einen eigenen Pilgerwein, der in Camino al Tagliamento gedeiht.

Die Wallfahrtskirche Maria Schnee in Maria Luggau im Lesachtal ist weit über die Landesgrenzen bekannt. Papst Johannes Paul II. war es, der ihr den Ehrentitel „Basilika minor“, also kleine Basilika, gab. Sie ist das Ziel von tausenden Pilgern aus Kärnten, Slowenien, Ost- und Südtirol, die sich jedes Jahr auf den Weg über die Berge nach Maria Luggau machen. Buße tun und die innere Einkehr stehen dabei für Viele im Vordergrund.

Andreas und Iris Lannder, Franz Hlavac, Frau Ferrin, Gisela Hopfmüller bei Weinverkostung
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Idee zu Pilgerwein entstand im Lesachtal

Entlang des Weges gibt es Messfeiern zur geistigen Stärkung, aber auch das leibliche Wohl kommt bei Labestationen nicht zu kurz. So entstand irgendwann die Idee dazu, dort auch einen eigenen Pilgerwein anzubieten, sagt der Lesachtaler Andreas Lanner: „In Maria Luggau gibt es Weihwasser und den Klostergarten, aber keinen Wein. Die Pilger, die von Italien, insbesondere von der Wallfahrt von Sauris und Sappada kommen, haben meistens eine Flasche Wein im Gepäck. Nachdem ich von der Profession her in der Medien- und Werbebranche und von Natur aus neugierig bin habe ich mir gedacht: Wo ist die nächste Weinbauregion?“ Mit Hilfe seiner Freunde Gisela Hopfmüller und Franz Hlavac wurde er fündig: In Camino al Tagliamento – 85 Kilometer Luftlinie von Maria Luggau entfernt – gedeiht nun der Pilgerwein am Weingut von Paolo Ferrin und seiner Gattin Fabiola. Auf zwölf Hektar bauen sie im DOC-Gebiet Friuli-Grave Wein unterschiedlicher Sorten an.

Andreas Lanner
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Andreas Lanner

Viele grenübergreifende Freundschaften

Die beiden Winzer pflegen seit langem viele Kontakte mit Kärnten. Auch für dieses grenzübergreifende Miteinander ist der Pilgerwein aus Camino al Tagliamento ein Symbol, sagt Autorin Gisela Hopfmüller, die gemeinsam mit ihrem Mann Franz Hlavac im nahegelegenen Varmo ihre zweite Heimat gefunden hat: „Der Pilgerwein ist ja ein Symbol dafür, dass es Freundschaft zwischen den Völkern geben soll und natürlich gibt. So wie diese Pilgerschaft, die da stattfindet seit dem Mittelalter zwischen Sappada und Maria Luggau so kann auch ein Wein ein verbindendes Element sein. So wie unsere Freundschaft zur Winzerfamilie Ferrin das ausdrückt so kann der Wein einfach die Verbindung der Seelen ausdrücken.“

Gisela Hopfmüller
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Gisela Hopfmüller

Kärntner Grafiker entwarf Etikett ))

Das Etikett gestaltete der Kärntner Grafiker Wolfgang Ehrer. Neben dem Kirchturm der Basilika zeigt es stilisierte Berge und Täler, erzählt Andreas Lanner: „Das M für Maria, das W für Wein und skizziert auch Tal und Berg. Das Dreieck – wenn man genau drauf schaut – ist die Dreifaltigkeit. Gott Vater, Gott Sohn und Heiliger Geist. Aus diesem Ensemble hat man richtig Ehrfurcht beim Trinken.“

Pilgerwein aus Camino al Tagliamento
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Etikett des Pilgerweines

Wahl fiel auf Merlot

Bei den Trauben, aus denen der Pilger-Wein gemacht wird, handelt es sich um die Sorte Merlot, sagt Winzer Paolo Ferrin. Sie werden von Hand gelesen, dann gepresst und die Maische muss 15 Tage lang unter den Schalen gären, damit sich die Aromen besser entfalten können.

Sieben, acht Monate lang reift der Wein dann in Edelstahltanks. Gegen Mai – Juni hin wird er schließlich abgefüllt, sagt Paolo Ferrin. Vom Geschmack her erinnert der Pilgerwein an reife Früchte, wie Maulbeeren.

Paolo und Fabiola Ferrin
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Fabioloa und Paolo Ferrin

Hoffnung auf gute Ernte

Die heurige Ernte scheint vielversprechend zu werden, sagt Paolo Ferrin, auch wenn es wegen des frostigen Frühjahrs zunächst ganz und garnicht so ausgesehen hat: „Der Mai zählte auch nicht zu den Schönsten, sagt der Winzer. Aber Juni, Juli und August – und vor allem auch die letzten 15 bis 20 Tage, waren einfach wunderbar.“

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao; 11.9.2021

Zu tun gibt es für das Winzerehepaar und ihre Helfer noch Einiges – die Weinlese hat gerade erst begonnen. Über zwölf Hektar erstreckt sich das Weingut von Paolo Ferrin und seiner Frau Fabiola in Camino al Tagliamento. Sechs weiße und sechs rote Rebsorten gedeihen hier, erzählt Paolo Ferrin: „Zu den weißen zählen Chardonnay, Sauvignon, Weißburgunder, Ribolla Gialla. Friulano und Verduzzo.“

Weinreben für Pilgerwein Weingut Ferrin Camino al Tagliamento
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Weinreben für Pilgerwein

Langer Entstehungsprozess für Pilgerwein

Generell ist in den letzten Jahren die Nachfrage nach Weißwein gestiegen, sagt der Weinbauer. Umso aufregender ist es für ihn, dass einer seiner Rotweine zum Pilgerwein auserkoren wurde. Er sagt, es stecke ein langer Entstehungsprozess dahinter: „Zuerst wurde die Art von Wein ausgewählt, dann die Flasche und das Etikett. Wir sind mit dem Endprodukt sehr zufrieden“, sagt Paolo Ferrin. Ob es auch die Pilger sein werden, wird sich am dritten Septemberwochenende weisen – wenn sie sich auf den Weg machen, zur Gottesmutter von Maria Luggau.