Von James Joyce und Italo Svevo über Claudio Magris bis hin zu Veit Heinichen – die Hafenstadt inspiriert gestern wie heute immer wieder Literaten – auch Andrea Nagele: „Für mich ist es natürlich eine besondere Ehre, gerade in dieser Stadt jetzt ein Buch zu veröffentlichen und auch über diese Stadt – mit all dem, was diese Stadt ausmacht die Literatur, die Vertreibung der Juden aus dem hebräischen Viertel. Es ist einfach ein Sammelsurium von Eindrucken.“

Jüdische Viertel als Faszinosum
Auf Andrea Nagele übt das jüdische Viertel eine gewisse Faszination aus: „Es ist natürlich eines der tollen Viertel überhaupt, weil hier so kleine Gässchen sind. Wenn man genau herum schaut sieht man auch die Wäsche aus den Fenstern hängen. Gefällt mir irrsinnig gut. In diesem Fall war es so (beim Triest-Titel), dass ich wirklich vom Ort inspiriert war. Im jüdischen Viertel habe ich so das Gefühl gehabt aus einem Haus etwas zu hören – und habe daraus eine Geschichte gemacht.“
Im Buch lebt hier eine pensionierte Commissaria, die unverhofft mit Ermittlungen in einem besonders komplizierten Fall konfrontiert wird: Eine junge Frau leidet an einer paranoiden Schizophrenie und hört eines Tages Stimmen. Sie glaubt, Zeugin eines Mordes zu sein. Doch die Frage ist: Ist wirklich etwas passiert oder hat sie sich alles nur eingebildet?

Psychatrie-Reform Basaglias als Einflussquelle
Auch der Parco San Giovanni ist einer der Schauplätze im Buch. Er ist bekannt für seinen Rosengarten und als Wirkungsstätte von Franco Basaglia. Für die Psychologin und Psychotherapeutin Andrea Nagale hat er eine besondere Bedeutung, weil er „die Psychiatrie-Reform gemacht hat und damit versucht hat, dass die Patienten sich nicht nur innerhalb des Krankenhauses befinden, sondern wieder zu ihren Familien zurückkommen. Das habe ich eingebaut, weil es mich beeinflusst hat im Rahmen meiner Arbeit mit Patienten und Klienten.“
Sendungshinweis:
Servus, Srecno, Ciao am 28.8.2021
1978 erreichte Basaglia im Rahmen einer Psychiatriereform in ganz Italien unter anderem die Schließung der damals so bezeichneten „Irrenanstalt“. Das Gelände wird heute unter anderem für Sozialprojekte genutzt.

Wohlbekannte Triestiner Schauplätze im Roman
Immer, wenn Andrea Nagele nach Triest kommt, ist ein Treffen mit ihrem Bekannten Stefano Pflicht. Auch der Barista Alessandro ist mittlerweile ein guter Bekannter geworden. Im aktuellen Roman wiederfährt genau auf dieser Terrasse der Protagonistin Laura etwas, was sie sehr verunsichert. Was genau – das werden die Leser von Andrea Nageles erstem Triest-Krimi herausfinden.

Aber auch Neues von ihren altbekannten Hauptdarstellern ist zu erwarten: „Letztendlich ist es so, dass jeder Thriller ein eigenes Personal hat, über ein eigenes Personal verfügt, wie man so schön sagt in der Literatur. Die Maddalena de Grassi wird sicher nicht aufhören zu arbeiten, genau so wie der Kommisar Rosner aus Kärnten, aus Klagenfurt nicht aufhören wird.“ Andrea Nagele arbeitet schon an neuem Lesestoff aus dem Alpen-Adria-Raum.