Mittelfest Cividale
ORF
ORF

Mittelfest will Empathie vermitteln

Vor 29 Jahren ist in der Langobardenstadt Cividale das „Mittelfest“ ins Leben gerufen worden. Musik, Theater und Tanz soll die Völker vereinen. Nach den coronavirusbedingt schwierigen Monaten – auch für den Kulturbereich – steht das Festival heuer unter dem Motto „Empathie“.

Es ist ein Mix an Stilrichtungen und Gestaltungsformen aus Hoch- und Volkskultur, der das „Mittelfest“-Programm heuer abwechslungsreich macht: 25 künstlerische Projekte werden heuer gezeigt – zehn nationale Premieren stehen auf dem Programm.

Mittelfest Cividale
ORF

„Existenzkrise“ für Kunst- und Kultursektor

Der künstlerische Leiter, Haris Pašović, will heuer besonders die „Empathie“ ins Zentrum des Festivals rücken – denn die Coronaviruskrise habe auch den Kultursektor hart getroffen: „Es ist nicht nur eine kulturelle, soziale und gesundheitliche Krise – es ist auch eine Existenzkrise für viele am Kunst- und Kultursektor. Deshalb bestreiten heuer 80 Prozent des Programmes Künstler aus Friaul Julisch Venetien und ganz Italien“, so Pašović.

 Cividale
ORF

Verschiedene Austragungsorte in und um Cividale

Das Teatro Restori, im Herzen von Cividale, aber auch Santa Maria dei Battuti und die dem Heiligen Franziskus geweihte Kirche „Chiesa di San Francesco“ sind die Haupt-Austragungsorte.

Einer der Nebenschauplätze ist der Palazzo de Martis, wo eine Ausstellung die Werke russischer Impressionisten zeigt, sagt Roberto Corciulo von der Festivalleitung. Am 11. September wird das Museum mit dieser Ausstellung eröffnet.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 29. August 2020

Cividale del Friuli war schon immer ein Schnittpunkt der Kulturen. In der Langobardenstadt am Natisone-Fluss trafen Germanen, Italiener und Slawen aufeinander. Im nächsten Jahr gibt es gleich doppelt Grund zu feiern, sagt Bürgermeister Stefano Balloch: „Es findet zum 30. Mal das Mittelfest statt und Cividale feiert zehn Jahre, dass die UNESCO unsere Stadt als Weltkulturerbe zählt. Es sollen dann wieder Besucher und Künstler aus ganz Europa zu uns kommen – so, wie wir es gewohnt waren.“

 Cividale
ORF

Nächstes Jahr gleich zwei Gründe zu feiern

Im Jubiläumsjahr soll auch die Umgebung von Cividale stärker – durch eigene Initiativen mit eingebunden werden. Schon heuer passiert das bei „Mittelforum“.

„Wir haben zwei Weinkeller, wo lokale Künstler und Schriftsteller den Besuchern ihre Sichtweise auf das Thema Empathie näherbringen werden“, sagt Roberto Corciulo, der Vorsitzende des Festivalvorstandes.

Adelaide Ristori-Statue in Cividale
ORF

Seit mehr als hundert Jahren dem Weinbau verschrieben

Schon zur Longobardenzeit wurden aus der Umgebung Olivenöl, Wein und Obst nach Cividale gebracht, sagt Annalisa Zorzettig aus Spessa. Milde Luft, die vom Meer herströmt – während die umliegenden Berge kalte Luft aus dem Norden abschirmen – sie schaffen auch ideale Bedingungen für den Weinbau in der Gegend rund um Cividale. Seit mehr als hundert Jahren gedeihen in ihrem Familienbetrieb – der eingebettet in den Colli Orientali liegt – verschiedenste Rot- und Weißweine. Ihre Azienda Agricola ist – neben der Cantina Moschioni – einer jener Weinbaubetriebe, die heuer als Austragungsort für das „Mittelforum“ dienen. Am 13. September ist es soweit.

Collio: Facettenreiches Weinbaugebiet

Die Verbindung zwischen Wein und Kultur liegt für sie auf der Hand und sie hält viel darauf, sagt Annalisa Zorzettig: „Die Welt des Weines hat schon immer große Autoren zu großartigen Werken inspiriert. Der Wein verleiht Freude, Leichtigkeit und Geselligkeit.“

Voller Aroma, reich an Mineralien und mit einer leicht säuerlichen Note, die ein Gefühl von Frische erzeugt – so beschreibt Annalisa Zorzettig ihre Weißweine, die hier seit Jahrhunderten gedeihen: Friulano, Ribolla Gialla, Grauburgunder und Sauvignon.

„Es gibt auch noch die Dessertweine Verduzzo und Piccolit – ein Wein für die Meditation“, sagt Annalisa Zorzettig. „Wichtige, kräftige Rotweine aus der Gegend sind Schioppettino, der Refosco und der Pignolo.“

Malvasia: Moderner Wein mit langer Geschichte

Als geeigneten Wein für das „Mittelforum“, das am 13. September in Spessa stattfinden wird, sieht Annalisa Zorzettig den Malvasia. Ein moderner Wein alten Ursprungs. Die Rebsorte stammt aus Griechenland – und hat eine lange Geschichte hinter sich, bis sie schließlich auch in Friaul Julisch Venetien heimisch wurde.

„Es ist ein Wein, der Geschichte, Volksgruppen und unterschiedliche Kulturen mit im Gepäck hat. Das spiegelt sich nicht nur in seiner eigenen Geschichte wieder, sondern auch in seinem Geruch und Geschmack“, sagt die Weinkennerin.

„Spiegelt Geschmack Mitteleuropas wieder“

Beim Verkosten wird für sie die Vereinigung unterschiedlicher Zivilisationen spürbar, wie sie die Geschichte Mitteleuropas mit sich brachte. Es gehe um das Gefühl, das auch die Völker im Alpen-Adria-Raum und darüber hinaus miteinander verbinde – mit Deutschland, Ungarn – aber vor allem mit Österreich und Slowenien am Schnittpunkt dreier Kulturen: „Es ist das, was unsere Existenz im tiefsten Inneren ausmacht“, sagt Annalisa Zorzettig.