Beide Delegationen bleiben auf ihrer Seite der Grenze
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Nachbarschaftshilfe über die Grenze

Die Gemeinde Keutschach verbindet seit mittlerweile 20 Jahren eine Partnerschaft mit Medea in der Provinz Görz. Weil dort durch das Coronavirus viele Familien und Unternehmen in Not gerieten, riefen die Keutschacher eine Spendenaktion ins Leben.

An der österreichisch-italienischen Grenze fand nun ein Freundschaftstreffen mit Schutzmasken und Sicherheitsabstand statt, bei dem auch der Spendenscheck in der Höhe von fast 9.100 Euro übergeben wurde. Das Freundschaftstreffen zum Jubiläum hätten sich wohl alle etwas anders vorgestellt. Statt einer Umarmung musste der Sicherheitsabstand eingehalten werden, als sich die Freunde dieser Tage in Thörl-Maglern trafen.

Delegationen hielten Abstand

Die Grenze zwischen Österreich und Italien wurde zu diesem Zeitpunkt noch genau kontrolliert. Unter den strengen Augen der Grenzbeamten und mit Schutzmasken näherten sich die beiden Delegationen aus Kärnten und Friaul Julisch-Venetien, um sich unmittelbar an der Grenzlinie schließlich gegenüberzustehen.

Mit im Gepäck hatten die Kärntner einen symbolischen Scheck, so Thomas Hedenig: „Als wir erfahren haben, dass es aufgrund der Coronavirus-Krise in der Gemeinde Medea schlecht steht, haben wir uns entschlossen, mit der Gemeinde eine Spendenaktion ins Leben zu rufen. Unter Freunden und unter Partnern hilft man sich, wenn einer in Schwierigkeiten kommt, und in diesem Sinne haben wir versucht zu agieren.“

Übergabe des Spendenscheckst mit Abstand
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Scheckübergabe mit nötigem Abstand

Gegenseitige Fest-Besuche

Der Altbürgermeister von Medea, Franco Stacul, war es, der während seiner Amtszeit enge Kontakte mit Gemeinden in Frankreich und Slowenien knüpfte. Vor 20 Jahren kam auch Keutschach als Partnergemeinde hinzu. Kommunikationsprobleme gab es nie: „Ich spreche nur ein bisschen Deutsch, aber das hat mir schon sehr geholfen. Bei unseren Treffen vereint uns die Geselligkeit und ein bisschen Bier und Wein helfen, dass es keine Verständigungsschwierigkeiten gibt.“

Oft waren die Freunde aus Medea schon zu Gast in Kärnten, zum Beispiel beim Rübenfest. Die Leibspeisen der Freunde kennenzulernen, gehört dabei dazu. Auch diesmal, beim Treffen an der Grenze, wurden Bier und Wein als Zeichen der Freundschaft ausgetauscht. Ein Fixpunkt für die Motorradfreunde aus Medea ist jedes Jahr das Harley-Treffen am Faaker See, sagte Andrea Pettarin vom Motorradclub Medea: „Motorradfahrer fühlen sich in jedem Land wohl – aber wesentlich ist das Gemeinschaftsgefühl, das wir mit unseren Freunden aus Keutschach teilen. Egal ob wir uns in Italien oder in Österreich treffen – wir entdecken gemeinsam neue Routen und feiern. Dieses Gefühl der Verbundenheit möchten wir auch an unseren Nachwuchs weitergeben.“

Bikerfreunde unterhalten sich über den Zaun
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Die Biker freuen sich schon wieder auf Besuche

„Ganz schlimm für Biker“

Aber auch die Kärntner s-nd regelmäßig zu Besuch in Friaul Julisch Venetien, so erwanderten sie gemeinsam den Rilkeweg in Duino. Thomas Hedenig aus Keutschach lässt sich so gut wie keine der gemeinsamen Aktivitäten entgehen und ist – wann immer es geht – selbst als Motorradfahrer über die Grenzen hinweg unterwegs. Wie empfindet er – und seine Freunde – die coronavirusbedingten Einschränkungen, die derzeit noch gelten?

„Das ist ganz was Schlimmes für uns Biker. Wenn das Wetter schön ist, setzen wir uns auf das Bike und sind in zwei bis zweieinhalb Stunden – je nach Strecke – unten, bei unseren Freunden, und wir gehen auf einen Kaffee oder trinken ein Glaserl zusammen. Und am Abend sind wir wieder zurück. Das ist so etwas Essentielles für einen Biker, das geht uns jetzt einfach ab“, sagte Hedenig.

Hilfe in der Not

Das Band der grenzübergreifenden Freundschaft wurde über die Jahre immer stärker. Dass man auf Freunde auch in der Not zählen kann, wollen die Keutschacher auch jetzt nach der Coronaviruskrise unter Beweis stellen: Fast 10.000 Euro wurden in der Gemeinde gesammelt, um die Freunde aus Medea zu unterstützen. Karl Dovjak (SPÖ), der Bürgermeister von Keutschach, sagte: „Ich denke, es ist ein Gebot der Stunde, dass man sich in schwierigen Zeiten hilft. Denn ich glaube, gute Partnerschaft lebt davon, dass man auch in schwierigen Zeiten füreinander da ist.“

Sendungshinweis:

„Servus, Srecno, Ciao“ 6.6.2020

Warengutscheine für Familien

Das gesammelte Geld wird all jenen in der Gemeinde zur Verfügung gestellt, die es am dringendsten brauchen, sagte der Bürgermeister von Medea, Igor Godeas: „Es wird Warengutscheine für Familien in finanziellen Schwierigkeiten geben, aber wir unterstützen auch Unternehmen, die ums Überleben kämpfen und den Zivilschutz.“ Alle hoffen nun auf ein baldiges Wiedersehen ohne Einschränkungen, um wieder gemeinsame Aktivitäten in Keutschach und Medea planen zu können.