Schwimmende Krippe im Cornino-See

Fast könnte man meinen, es sei der Weihnachtsmann, der sich dieser Tage schweren Schrittes auf den Weg durch den dicht bewachsenen Uferbereich des Lago di Cornino in der Gemeinde Forgaria nel Friuli macht. Es herrscht mitunter recht geschäftiges Treiben, denn er ist nicht alleine. Sind es vielleicht doch die Heiligen Drei Könige?! Nein – es handelt sich zwar auch um drei männliche Gestalten, aber – statt Gold, Weihrauch und Myrrhe – schleppen sie Krippenfiguren durch das Dickicht.

Sie tragen Taucheranzüge und heißen nicht Kaspar, Melichior und Balthasar – sondern Ledi Vidussi, Dario Finotto und Emanuele „Lele“ Passon. Sie sind der „harte Kern“ des Vereins „Friulana Subacque“. Das Tauchen ist ihre Leidenschaft – egal, wie kalt es ist. Jeder Handgriff sitzt und schon kann es losgehen mit der traditionellen Weihnachtsaktion des friulanischen Tauchvereins.

Am 24. Dezember werden Figuren ins Wasser gebracht

Vor 47 Jahren entstand spontan die Idee, den Cornino-See in Forgaria mit einer besondern Krippe zu schmücken. Er gehörte einst zu einem Gletscher und ist bekannt für sein glasklares Wasser.

Die Wassertemperatur hat – Sommer wie Winter – konstant zwischen sieben und zwölf Grad, sagt Ledi Vidussi. Er ist 73 Jahre alt und war von Anfang an mit dabei – also schon 47 Mal, erzählt er mit Stolz: „Am Abend des 24. Dezember machen wir am Ufer eine Messe und dann gehen wir ins Wasser und bringen die Figuren an ihren Bestimmungsort mitten im See“, sagt Ledi Vidussi.

Das Jesuskind werde schließlich auf einem Stern inmitten der Figuren befestigt. „Von einem Hügel aus steigt dann ein beleuchteter Komet herab“, sagt Ledi Vidussi.

Sondergenehmigung macht Krippenaufbau möglich

Das Schwimmen – und auch das Tauchen – sind an sich im Lago di Cornino streng verboten. Die Mitglieder des Tauchvereins „Friulane Subacque“ haben eine Sondergenehmigung der Gemeinde, um die schwimmende Weihnachtskrippe jedes Jahr für Besucher zugänglich zu machen, sagt Ledi Vidussi.

Für die Taucher ist es jedes Mal ein besonderes Erlebnis, wenn die Figuren – eine nach der andern – inmitten des Sees ihren Bestimmungsort erreichen und langsam zur „schwimmenden Krippe“ des Lago di Cornino werden. Alle Figuren sind von innen mit LED-Lampen beleuchtet. Dadurch sind sie gut sichtbar und der Effekt sei einfach faszinierend, sagt Ledi Vidussi. Der gesamte Uferbereich ist mit einer 400 Meter langen Lichterkette beleuchtet. So kann „il presepe subacqueo“ von allen Seiten des Sees aus bewundert werden.

See beherbergt unterirdische Schätze

Ein Anblick, an dem sich nur die Taucher von „Friulana Subacque“ erfreuen können, ist eine kleine Grotte unter Wasser, die ein Vereinsmitglied errichtet hat. Sie schmücken die Figuren, die noch bis vor ein paar Jahren oberirdisch zu sehen waren. Dort werden sie wohl für die Ewigkeit ruhen. Ein weiterer „Schatz“ unter Wasser ist eine Kopie jenes Engels, der das Schloss von Udine ziert. Ein friulanischer Künstler hat sie realisiert, sagt Ledi Vidussi.

Moos bringt Heiligen Josef zum Lächeln

Sein Kollege Emanuele „Lele“ Passon bemerkte bei seinen Tauchgängen eine Besonderheit an den Statuen: mit der Zeit zauberte das Moos unter Wasser dem Heiligen Josef ein Lächeln um den Mund: „Es sieht fast so aus, als würde der Heilige Josef lächeln, weil er dort unten mit seiner Maria ungestört verweilen darf.“ Immer, wenn die Taucher dieses Lächeln sehen, gehe ihnen das Herz auf, sagt Lele Passon.

Madonna-Abbild auch vom Ufer aus zu sehen

Seit dem vorigen Jahr gibt es dort unten auch noch ein Abbild der Madonna. Es wird auch vom Uferbereich aus sichtbar, wenn sich der Wasserspiegel des Cornino-Sees beruhigt hat, sagt Ledi Vidussi. Für alle Besucher „zu Land“ ist die schwimmende Krippe am Lago di Cornino noch bis 6. Jänner ersichtlich.