Künstliche  Intelligenz
APA/dpa/Sebastian Gollnow
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Bildung

Ist die Matura in Zeiten von KI noch zeitgemäß?

Während 2.600 Jugendliche in den AHS und BHS-Schulen in diesen Tagen ihre schriftliche Matura ablegen, flammt die Diskussion rund um die Sinnhaftigkeit der Matura wieder auf. Macht die Reifeprüfung in Zeiten von Künstlicher Intelligenz überhaupt noch Sinn?

Es ist kurz vor 8.30 Uhr in der 8a im Gymnasium Mössingerstraße in Klagenfurt, in wenigen Minuten beginnt die Zentralmatura in Mathematik. Mathematikprofessor Claudio Fasser-Lindenthal beantwortet die letzten offenen Fragen, die Schüler sind gespannt aber auch teilweise so entspannt, dass sie selbst auf Fragen, die mit Mathematik nichts zu tun haben, gerne antworten. Etwa, ob die Matura noch zeitgemäß ist?

Landesschulsprecherin: Andere Kompetenzen fördern

Ist sie, sagt die Landesschulsprecherin der AHS, Anna Trattnig, aber sie müsse adaptiert, zukunftsfit gemacht werden: „Ich denke, wenn man direkt ansetzt und sagt: ’Die Matura gehört abschafft, sind wir definitiv am falschen Weg. Viel eher sollte man die Matura auf andere Kompetenzen auslegen und Schülerinnen fördern. Zum Beispiel, wenn wir über die vorwissenschaftliche Arbeit oder die Diplomarbeit reden, sollte im Vorhinein auf jeden Fall beigebracht werden, wie man denn mit den ganzen neuen Medien und künstlichen Intelligenzen umgeht.“

Ist die Matura in Zeiten von KI noch zeitgemäß?

Gerade hier sieht der Direktor des Bundesrealgymnasiums Mössinger in Klagenfurt, Franz Furtschegger, Änderungsbedarf – vor allem was die vorwissenschaftlichen Arbeit betrifft, die ja neben der schriftlichen und mündlichen Matura auch zur Gesamtbeurteilung beiträgt. Und: „Die Zeit bei der mündlichen Reifeprüfung, wo man sein Wissen präsentieren kann, ist für die mündliche Reifeprüfung pro Prüfungsblock relativ begrenzt.“ Hier sollte man über eine Änderung diskutieren, so der Direktor.

Forscher: Standard-Tests fördern Schattenwirtschaft

Während sich der Bildungsminister und auch die Kärntner Bildungsdirektorin für die Beibehaltung der derzeitigen Abschlussprüfung aussprechen, sehen das Bildungsforscher wie Bernhard Hemetsberger von der Alpen Adria Universität anders. Der Forscher plädiert für die Abschaffung der Zentralmatura und sagt: Man hätte aus den 1960er Jahren in Amerika lernen können, dass standardisierte Testungen zu Kollateralschäden im öffentlichen Bildungswesen führen. „Und so war es eigentlich auch in Österreich vorhersehbar, dass es zu einer Schattenwirtschaft führt, was Nachhilfeinstitutionen betrifft, was auch Vorbereitungskurse auf die Matura betrifft und anderes mehr.“

Die Schüler der 8a hatten diesen Dienstag jedenfalls 270 Minuten Zeit, um die mathematischen Aufgaben zu lösen. Mit Taschenrechner und Laptop – aber ohne KI. Vorerst bleibt trotz alljährlicher Diskussionen sowieso alles wie es ist. Am Mittwoch folgt dann die schriftliche Zentralmatura in Englisch.