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Gericht

Gequältes Mädchen: Erschreckende Details

Eine massiv zerrüttete Familiengeschichte wird seit Dienstag am Landesgericht Klagenfurt aufgearbeitet. Drei Erwachsene aus dem Bezirk Völkermarkt sind angeklagt, in unterschiedlichen Verantwortungen ein sechs Jahre altes Mädchen gequält und vernachlässigt zu haben. Beim Prozess wurden erschreckende Details bekannt.

Es war ein Sozial-Drama, das sich am Dienstag im Landesgericht Klagenfurt abspielte: Im Mittelpunkt ein Streit innerhalb einer Familie um Macht und Liebe, der offenbar auch am Rücken der drei Kinder im Haushalt ausgetragen wurde. Angeklagt sind ein 35 Jahre alter Mann aus dem Bezirk Völkermarkt, seine 40-jährige Ex-Freundin und die 62-jährige Mutter des Mannes.

Prozess: Mädchen gequält

Brennnessel auf nackter Haut, Kälte und finsterer Keller

Die drei sollen ein Mädchen, das im Doppelhaus der Familie lebte, in unterschiedlichen Verantwortungen über ein Jahr hinweg gequält und vernachlässigt haben. In der Anklage von Staatsanwältin Doris Wieser ist die Rede von einer ganzen Reihe an Bestrafungen: Das Mädchen soll mit Brennnesseln auf der nackten Haut bestraft worden sein, es soll auch an den Ohren hochgehoben worden sein, es soll in einen kalten Teich geworfen worden sein, obwohl es nicht schwimmen konnte und es wurde laut Anklage auch in einen finsteren Keller gesperrt oder nach Streitigkeiten vor die Haustür gestellt – auch im Winter.

Stiefvater und Oma bestreiten jegliche Schuld

Nur die Kindsmutter zeigte sich geständig, das Kind zwei Mal mit Brennnesseln bestraft und einmal an den Haaren gezogen zu haben. Der Stiefvater und dessen Mutter bestreiten jegliche Schuld, sie hätten die Kinder weder geschlagen, gequält oder vernachlässigt, im Gegenteil: Die 62 Jahre alte Frau gab an, dass sie für die Kinder in der zerrütteten Familie der Fels in der Brandung war. Bei ihr hätten sie Geborgenheit gefunden und Vertrauen gefasst.

Die Mutter sei durch Machtkämpfe und Geschrei durchgehend negativ aufgefallen. Die Kindesmutter verteidigte sich und brach beim Prozess immer wieder in Tränen aus. Ihre Schwiegermutter sei herrschsüchtig gewesen und wollte sie eigentlich nur loswerden. Das passierte schlussendlich auch, die Kindesmutter flüchtete mit allen drei Kindern ins Frauenhaus. Ohne Grund und zum Trotz, wie die 62 Jahre alte Hausherrin aussagte.

Schwierige Wahrheitsfindung – Prozess vertagt

Der Stiefvater verteidigte sich damit, dass er unter massivem Tabletteneinfluss wegen extremer Kreuzschmerzen gestanden sei. Die Wahrheitsfindung vor Gericht ist immer schwierig, im gegenständlichen Fall ist es aber besonders knifflig für Richterin Marlene Moshammer: Der Prozess wurde vertagt.