Ursula Zwillink mit Pfarrer Wolfgang Gracher in der Kirche Friedlich am Altar
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Religion

Frauen dürfen liturgische Dienste leisten

Die Diözese Gurk ist österreichweit Vorreiter und lässt Frauen und Laien nun mehr Aufgaben in der Kirche übernehmen. Sie können erstmals offiziell mit liturgischen Aufgaben betraut werden, wie es die Kirchenrechtsänderung von Papst Franziskus vorsieht. Am Sonntag werden in Klagenfurt 16 Laien als Akolythen beauftragt.

Unter den 16 Laien, die nun offizielle Aufgaben bekommen, sind auch sechs Frauen. Akolythen und Akolythinnen dürfen liturgische Dienste etwa als Kommunionshelfer übernehmen oder sie bereiten den Altar für den Gottesdienst vor. Lektorinnen und Lektoren dürfen auch Wortgottesdienste halten, in diesen Wortgottesdiensten und Andachten predigen, nicht aber bei der Heiligen Messe. In Heiligen Messen dürfen sie zwar zu den Gläubigen sprechen, aber in Form einer Ansprache oder eines Glaubenszeugnisses. Die Eucharistie und andere Sakramente bleiben den Priestern vorbehalten.

Ursula Zwillink
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Ursula Zwillink

Unterstützung für Pfarrer

In der kleinen Kirche Friedlach über dem Glantal steht künftig Ursula Zwillink neben Pfarrer Wolfgang Gracher am Altar. Sie trägt eine weiße Albe, ein liturgisches Gewand, und reicht bei der Eucharistie Wasser und Wein. Als ehrenamtliche Akolythin darf die Biologielehrerin die Kommunion auch austeilen und sie zu Alten und Kranken nach Hause bringen: „Akolyth kommt aus dem Griechischen und bedeutet Begleiter. So sehe ich auch meine Rolle, auf der einen Seite, dass ich dem Pfarrer und den Diakon begleite, aber auch so, dass die Pfarrgemeinschaft als Ganzes begleite.“ Das sehe sie als ersten Schritt für Frauen in der Kirche.

Frauen in der Kirche

Für ihre neue Aufgabe absolvierte Zwillink eine siebenmonatige Ausbildung. Inhaltliche Schwerpunkte sind der Ablauf der Messfeier, die Feiern im Laufe des Kirchenjahrs, die Feier der Krankenkommunion, Bedeutung und Pflege des Kirchenraums sowie die eucharistische Anbetung.

Elisabeth Lippitsch
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Elisabeth Lippitsch

Lektorinnen dürfen auch Gottesdienste abhalten

Diese Ausbildung absolviert auch Elisabeth Lippitsch. Die Musikerin übernimmt im Dom in Maria Saal eine andere neue Funktion, die einer „Ständigen Lektorin“. Sie darf auch Wortgottesdienste halten: „Das erste, das ich einbringen kann, ist meine Präsenz als Frau im Altarraum im liturgischen Gewand. Das ist etwas, das das Kirchenbild der Menschen nachhaltig verändern kann. Und auch die Gleichberechtigung von Frau und Mann in der Kirche weiterbringen kann.“

„Psychologisch wichtig“

Ist die neue liturgische Funktion nun ein Schritt zu mehr Gleichberechtigung in der Katholischen Kirche oder ein Nachholen jahrzehntelanger Versäumnisse, zumal Dienste von Laien in vielen Pfarren gängige Praxis sind? Ausbildungsleiter Klaus Einspieler von der Diözese Gurk sagte dazu: „Ich denke, das ist vor allem psychologisch wichtig, auch wenn Frauen schon früher die Kommunion ausgeteilt haben oder Mädchen ministriert haben. Es geht es um Dienst am Altar, wo die Frauen auch liturgisch gekleidet sind und Verantwortung tragen.“

Bischof Josef Marketz
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Bischof Josef Marketz

Mehr Gewicht für weibliche Stimme

Bischof Josef Marketz sagte, Frauen können noch nicht als Priesterinnen eine Messe feiern, spannend sei aber, dass es immer mehr solcher Laiendienste gebe. Der Vatikan sagte ausdrücklich, diese Dienste seien für Männer und Frauen. Man sei auf dem Weg, es Frauen zu ermöglichen, auch vor Menschen zu predigen und ihren Glauben zu teilen. Das weibliche Denken, die weibliche Stimme bekommen mehr Platz in der Kirche. Das sei gut für die Gesellschaft und die Kirche, so der Bischof.

Die neuen Akolythinnen und Akolythen der Diözese Gurk

Paul Barbić (Pfarre Obermühlbach), Andrea Ebner (Pfarre Molzbichl), Sylvia Fercher (Pfarre Arriach), MMag. Thomas Gaber, BA (Pfarre Ebenthal), Marc Germeshausen, MSc BA KHS (Pfarre Villach-Heiligste Dreifaltigkeit), Christian Haas (Pfarre Klagenfurt-Annabichl), Martin Kelih (Pfarre Zell ob Ferlach/Sele), Erwin Kofler (Pfarre St. Egyden an der Drau/Št. Ilj ob Dravi), Maria Lamprecht (Pfarre Arnoldstein), Mag. Walter Lora (Pfarre Villach-St. Nikolai), Michael Rainer (Pfarre Ebenthal), Marianne Stroj (Pfarre Augsdorf/Loga vas), Gerhard Wallner (Pfarre Klagenfurt-St. Egid), Mario Weratschnig (Pfarre St. Peter bei Grafenstein), Carina Wetternig (Pfarre Klagenfurt-St. Egid) und Mag. Ursula Zwillink (Pfarre Friedlach).